Für die Schlagzeilen sorgte am Wochenende einmal mehr Manny Pacquiao, der erneut spektakulär boxte und Miguel Cotto durch TKO in der zwölften Runde besiegte, nachdem er ihn im Kampfverlauf zwei Mal zu Boden schlug.
Nach dem WBC-Titel im Fliegengewicht, dem IBF-Titel im Superbantam, dem linearen und dem Ring-Titel im Federgewicht, dem WBC-Titel im Superfer- und Leichtgewicht, sowie dem linearen und Ring-Titel im Halbwelter sicherte sich Manny Pacquiao durch den Gewinn des WBO-Titels im Weltergewicht die Weltmeisterschaft in einer siebten Gewichtsklasse. Dabei dominierte er beinahe den kompletten Kampf.
Eigentlich nur in der ersten Runde behielt Miguel Cotto als verteidigender Welmeister die Oberhand, als er seinen sehr guten Jab einsetzte, und Manny Pacquiao noch etwas abwartender agierte. Aber ab Runde 2 drehte der Filipino auf und beherrschte den Kampf durch seine blitzschnellen Hände und seinen exzellenten Gebrauch von Winkeln, die auf seiner tollen Beinarbeit basierten. In der dritten Runde, in der Cotto eigentlich wieder gut aussah, schlug Pacquiao einen Jab gefolgt von einer linken Geraden zum Körper und einen rechten Haken zum Kopf, der Miguel Cotto erwischte, als er nicht im Gleichgewicht war, und ihn niederschlug. Cotto war allerdings nicht angeschlagen und beendete die Runde mit einigen guten Treffern seinerseits.
In der vierten Runde jedoch traf Pacquiao den Puertoricaner mit einem perfekten linken Haken/Uppercut, als dieser vorwärts kam. Cotto ging erneut zu Boden, und war dieses Mal deutlich benommen, auch wenn er recht schnell wieder aufstand. Die Runde dauerte allerdings nur noch wenige Sekunden, so dass es Pacquiao nicht gelang den Kampf in der vierten Runde zu beenden, was durchaus möglich gewesen wäre, wäre noch etwas mehr Zeit in der Runde geblieben. Die nächste Runde ging erneut an Manny Pacquiao, aber Cotto fing sich keine all zu großen Treffer ein und gestaltete sie knapp. In Runde 6 aber landete Pacquiao zum Ende hin eine starke linke Gerade, die Cotto erneut durchschüttelte.
Ab der siebten Runde etwa änderte Miguel Cotto deutlich seine Taktik: Als physisch stärkerer Mann, war er vorher eigentlich vorwärts marschiert, entschied sich jetzt allerdings, nachdem Pacquiao ihn mindestens zweimal angeklingelt hatte, während Cottos durchaus gute Treffer bei dem Filipino keinerlei Wirkung zu hinterließen schienen, in den Rückwärtsgang zu schalten. Cotto war von nun konstant dabei, sich auf Distanz zu halten und machte den zuvor großartigen Kampf deutlich unansehnlicher. Allerdings gelang es ihm so mehr brutalen Treffern zu entgehen und möglicherweise sogar die eine oder andere Runde zu gewinnen oder zumindest eng zu gestalten, insbesondere in der zehnten Runde.
In Runde 9 jedoch wurde er übel zugerichtet von Manny Pacquiao, der die Runde klar dominierte. Es sah so aus, als wäre hier der Punkt gekommen, in dem Cottos Ecke den Kampf hätte stoppen sollen, doch sein Trainer Joe Santiago sagte seinem Boxer, dass er ihm eine weitere Runde geben würde. Nach der relativ guten zehnten Runde überstand Miguel Cotto auch noch die elfte Runde, indem er der Konfrontation mit Manny Pacquiao aus dem Weg ging.
In der zwölften und letzten Runde landete Manny Pacquiao dann nach etwa 50 Sekunden eine gute linke Gerade und Ringrichter Kenny Bayless entschied, dass Miguel Cotto genug Schläge im Kampf genommen hatte, und er ihn vor weiterem Schaden schützen müsse, und nahm ihn deshalb aus dem Kampf. Nach 55 Sekunden der zwölften Runde wurde damit Manny Pacquiao der Sieg durch technischen KO zugesprochen.
Für Miguel Cotto, der einmal mehr starken Willen zeigte, aber dem derzeit besten Boxer der Welt klar unterlegen war, wird es nun Zeit sein, sich Gedanken zu machen, ob er die Handschuhe an den Nagel hängt nach seiner zweiten brutalen Niederlage und den vielen Schlachten, in die er verwickelt war, oder, ob er in sich selber noch das Zeug sieht, auf Weltklasseniveau zu konkurrieren.
Manny Pacquiao hingegen festigte seine Position als Pound-For-Pound bester Boxer zurzeit und hat nun alle Karten in der Hand einen weiteren Megafight Realität werden zu lassen. Ein Kampf mit Floyd Mayweather Jr. wäre der wohl größte und wichtigste Boxkampf dieses Jahrzehnts, sollte er zu Stande kommen. Beide Parteien sind anscheinend auch direkt nach dem Kampf am Samstag in Verhandlungen getreten, doch es könnte bei den Egos der Boxer und Promoter zu Schwierigkeiten kommen, den Kampf klar zu machen.
Als Alternative bleiben Manny Pacquiao eigentlich nur ein dritter Kampf mit Juan Manuel Marquez, der wohl im Halbwelter stattfinden müsste, oder ein Aufeinandertreffen mit der derzeitigen Nummer 1 im Weltergewicht Shane Mosley. Dieser muss allerdings am 30. Januar zuerst noch den ungeschlagenen WBC-Weltmeister Andre Berto bezwingen, wo er allerdings weitläufig als großer Favorit gilt.
Auf der Undercard holte sich Yuri Foreman den WBA-Titel im Halbmittelgewicht, indem er Daniel Santos souverän nach Punkten bezwang. Die Punktrichter sahen den Kampf 116-110, 117-109 und 117-109.
Santos, der über Nacht 19 Pfund zunahm, und seit Juli 2008 nicht mehr geboxt hatte, sah schwach aus, und Foreman boxte ihn mit technischer Finesse aus. Überraschenderweise gelang es Foreman, der gerade mal 8 KOs in 27 Kämpfen hatte, und nicht als harter Puncher gilt, Santos sogar sowohl in der zweiten als auch zwölften Runde zu Boden zu schicken.
Für den 34-jährigen Santos scheint langsam das Karriereende zu kommen, während Foreman, der zwar noch ungeschlagen war, aber kaum gute Gegner geboxt hatte, nun mitten im großen Halbmittelgewichtsbild ist.
Ebenfalls auf der Undercard schlug Julio Cesar Chavez Jr. Troy Rowland klar nach Punkten. Chavez konnte gegen einen bestenfalls mittelmäßigen Mann erneut nicht wirklich überzeugen. Der Kampf zwischen Alfonso Gomez und Jesus Soto Karass endete nach 6 Runden, da Gomez einen Cut neben seinem rechten Auge von einem unabsichtlichen Kopfstoß in der dritten Runde erlitt, durch den seine Sicht behindert wurde. Nachdem Soto Karass in der dritten und vierten Runde Punkte für Tiefschläge abgezogen bekam, war Gomez beim Abbruch nach Punkten deutlich mit 58-54, 57-55 und 57-55 vorne und gewann den Kampf. Mittelgewichtstalent Matt Korobov behielt seine saubere Weste mit einer guten Vorstellung gegen James Winchester, gegen den er alle 6 Runden auf den drei Punktzetteln gewann.
Am Freitagabend bereits sicherte sich Juan Alberto Rosas das Recht den IBF-Superfliegengewichtsweltmeister Simphiwe Nongqayi herauszufordern, indem er Federico Catubay nach Punkten schlug. Die Punktrichter hatten es 116-112, 117-111 und 117-111 für den Mexikaner.
Auf der Undercard schlug Z Gorres zwar Luis Melendez klar nach Punkten, wurde jedoch in der letzten Runde niedergeschlagen und klappte nach dem Kampf zusammen. Er wurde sofort ins Krankenhaus gefahren und liegt im Moment im künstlichen Koma und wird es für einige Tage bleiben, damit er stabilisiert wird.
Boxen.de wünscht Z Gorres an dieser Stelle gute und schnelle Genesung!
Ebenfalls am Freitag kam es zum Aufeinandertreffen von Lovemore N’dou und Matthew Hatton. Der favorisierte N’dou zeigte sich schwächer als erwartet, nachdem er im Trainingscamp zuvor Probleme gehabt hatte, da er aufgrund eines vorherigen Cuts kaum hatte sparren können, während Hatton besser war als erwartet. Nach 12 Runden werteten die Punktrichter den Kampf unentschieden, was in etwa richtig erschien.
Zu guter Letzt gewann auch der ehemals als kommender Star geltende Andy Lee gegen den Franzosen Affif Belghecam, der sich als äußerst ungefährlich erwies. Der Ringrichter sah Lee nach 10 Runden mit 99-92 vorne.