Wochenendrückschau 06.-08.02.2010

Die wichtigste Erkenntnis vom Wochenende ist wohl, dass Leichtgewichtsweltmeister Edwin Valero womöglich so gut ist, wie oft vermutet. Er stoppte in einer eindrucksvollen Vorstellung Antonio DeMarco, während Tomasz Adamek durch einen durchwachsenen Kampf möglicherweise hinter manchen Erwartungen zurückblieb. Glen Johnson hingegen drehte einmal mehr die Zeit zurück und Daiki Kameda folgte dem Vorbild seines älteren Bruders und wurde Fliegengewichtsweltmeister…

Am Samstagabend behielt Leichtgewichtsweltmeister Edwin Valero seine lupenreine Weste indem er Interimsweltmeister Antonio DeMarco nach 9 Runden stoppte. Damit gewann der Venezuelaner auch seinen siebenundzwanzigsten Profikampf vorzeitig.
Beeindruckend an Valeros Leistung am Samstag war vor allem, dass er sich nicht nur auf seine überragende Schlagkraft verließ, sondern, anders als in manch früheren Kämpfen, sehr gute exzellente boxerische Anlagen präsentierte und DeMarco systematisch auseinander nahm. Als der mexikanische Herausforderer nach der neunten Runde nicht mehr aus der Ringecke zurückkam, hatte Valero auf allen Punktzetteln 8 der 9 Runden gewonnen und kontrollierte den Kampf klar.
Nach einer noch recht engen ersten Runde gab es in Runde 2 die erste Aufregung. Nachdem Valero einen linken Haken von DeMarco abblockte traf DeMarcos Ellbogen unabsichtlich Valero an der Stirn und fügte ihm eine enorme Cutverletzung zu, die sofort zu bluten begann. Den Regeln der WBC entsprechend wurde DeMarco ein Punkt dafür abgezogen, und für kurze Zeit schien es nicht unwahrscheinlich, dass der Kampf aufgrund des Cuts abgebrochen werden müsste.
Doch der Kampf konnte weitergeführt werden und Valero schien die folgenden Runden immer knapp gewinnen zu können. Während DeMarco seine Reichweitenvorteile nicht auszunutzen wusste und den Jab zu spärlich einsetzte, feuerte Valero viele harte und schnelle Schläge ab und zeigte gleichzeitig teilweise sehr gute Meidbewegungen um DeMarcos Schlägen zu entgehen. Der Plan des Mexikaners schien es zu sein Valeros Anfangsoffensive zu überstehen und darauf zu spekulieren, dass Valero, der die meisten seiner Siege in den ersten Runden feierte, nicht über die Kondition verfügen würde in den hinteren Runden weiter Druck zu machen.
Doch dieser Plan ging nicht auf und etwa ab Runde 7 begann Valeros Dominanz noch zuzunehmen. In den Runden 8 und 9 zeigte DeMarco schließlich nicht mehr viel außer enormen Nehmerqualitäten und konsequenterweise kam er nach einer einseitigen neunten Runde nicht mehr zur zehnten Runde zurück. Auf den Punktkarten war Valero zu diesem Zeitpunkt jeweils mit 89-81 vorne.
Nach dem Kampf räumte auch Edwin Valero selber ein, dass dies sein bis dato bester Kampf gewesen sei, und in der Tat sah der Weltmeister spektakulär gut aus und dürfte mit der Leistung einige seiner Kritiker verstummen gelassen haben. Obwohl das Leichtgewicht im Moment ohne eine eindeutige Nummer 1 dasteht und Valero die Pole Position mit Kämpfen gegen Ali Funeka oder Humberto Soto übernehmen könnte, hat sein Promoter bereits die Nummer 1 des Halbweltergewichts Timothy Bradley als nächsten Gegner ins Auge gefasst.

Im Vorkampf schlug Weltergewichtshoffnung Luis Carlos Abregu seinen bisher wohl besten Gegner Richard Gutierrez durch eine deutliche Punktentscheidung nach 10 Runden. Der Kampf war besonders in der Anfangsphase sehenswert, nachdem Gutierrez in der zweiten Runde Abregu mit einem linken Haken zu Boden schlug, und sich dieser eine Runde später mit einer Overhand Right revanchierte, die Gutierrez wiederum auf die Bretter schickte. Die restlichen Runden kontrollierte Abregu jedoch größtenteils aus der Distanz und lag am Ende auf den Punktkarten mit 77-73, 78-72 und 78-72 vorne und blieb somit weiter ungeschlagen.

Am Sonntag kam es in Japan zum Gipfeltreffen im Fliegengewicht. Im Rückkampf zwischen dem japanischen Star Daiki Kameda und dem Thailänder Denkaosan Kaovichit blieb dieses Mal Kameda siegreich und krönte sich damit, ebenso wie sein Bruder Koki vor zweieinhalb Monaten, zum Fliegengewichtsweltmeister.
Im vergangenen Oktober hatte Daiki Kameda noch eine knappe Punktentscheidung kontrovers gegen Weltmeister Kaovichit verloren, doch dieses Mal sahen ihn die Punktrichter nach 12 Runden zu Recht vorne. Wie schon im ersten Kampf lieferten sich beide ein durchweg intensives Duell, in dem der Japaner jedoch meist die etwas besseren Aktionen hatte. Aufgrund zweier Punktabzüge für den Weltmeister in der sechsten und elften Runde wegen wiederholten Haltens war es im Endeffekt eine recht klare Angelegenheit, als das Punkturteil verlesen wurde. Zwei der drei Punktrichter sahen den Herausforderer mit 116-110 in Front, während der dritte ihm beim 114-112 einen zwei Punkte Vorsprung gab.
Damit halten nun zwei der drei Kameda-Brüder einen WM-Titel. Nur der noch ungeschlagene Bantamgewichtler Tomoki Kameda muss nun noch nachziehen, um das Bruderglück wohl vollkommen zu machen.

Am Freitagabend zeigte Glen Johnson einmal mehr, dass er noch junge 41 Jahre alt ist. Durch seinen Sieg über Yusaf Mack sicherte er sich das Recht IBF-Halbschwergewichtschamp Tavoris Cloud herausfordern zu dürfen.
Johnson boxte seinen üblichen Stil und ging offensiv in die Nahdistanz um Macks Widerstand mit viel Druck zu brechen. Mack konnte sich diesem nicht entziehen und wurde von Johnson immer mehr niedergerungen. In Runde 6 erwischte Johnson seinen Gegner mit einer kurzen rechten Gerade, nach der Macks Knie einknickten. Nachdem Mack wieder auf den Beinen war, ließ Johnson nicht mehr nach und er schickte Mack bald schon erneut mit einer rechten Gerade zu Boden. Der Ringrichter gab den Kampf noch einmal frei, doch Sekunden später knickte Mack nach einem linken Haken erneut ein und der Ringrichter hatte ein Nachsehen und stoppte den inzwischen ungleichen Kampf.

In seinem zweiten Schwergewichtskampf tat sich Tomasz Adamek wie zu erwarten schwer mit Jason Estrada, gewann aber schließlich über die Punkte.
Adamek konnte gegen den US-Amerikaner nicht glänzen und hatte Probleme mit dessen defensiven Können und seinen schnellen Händen. Dennoch gewann er gerade genug Runden, um zu Recht auf den Punktzetteln vorne zu liegen. Zwar war vor allem Larry Laytons Scorecard von 118-110 zugunsten von Adamek viel zu deutlich für einen Kampf, der auch unter Umständen in einem Unentschieden hätte enden können, doch die beiden anderen Punktzettel, auf denen Adamek mit 115-113 und 116-112 vorne lag, trafen es ganz gut.
Tomasz Adamek wird nun vermutlich am 24. April auf Chris Arreola treffen und damit einen weiteren Schritt machen, was die Qualität seiner Schwergewichtsgegnerschaft anbelangt.

Im Kampf um den Interimsgürtel der WBA im Superfedergewicht war Titelverteidiger Likar Ramos von Anfang an der Außenseiter gewesen, so dass es nicht überraschend war, als er am Ende des Abends den Titel an Jorge Solis abgeben musste. Solis stoppte Ramos in der siebten Runde durch einen linken Haken zum Körper, nachdem er ihn bereits in der Runde zuvor am Boden gehabt hatte.

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