WBC – Titelflut ein Segen oder Fluch für den Boxsport?

Ein Verband setzt sich an die Spitze dess Boxsports

Man mag über den Weltverband WBC (World Boxing Council) denken wie man will. Für die Einen sind dessen Aktivitäten, verbunden mit einer Unzahl von Unterverbänden ein Segen. Andere sehen in der daraus entstehenden Titelflut einen Fluch oder bezeichnen diesen mexikanischen Verband als „die Pest“, die sich überall breit macht. In den letzten Jahren hat sich dieser Verband ohne jeden Zweifel an die Spitze der internationalen Boxsportverbände geschoben und übernimmt mit Abstand eine Führungs- und Vorreiterrolle in allen Belangen des Profiboxens. Mit einem Hauptverband, der Titel vergibt und zahlreichen Unterverbänden, die zusammen über 30 Titel vergeben, hat sich ein internationales Boxsportgeflecht entwickelt, dass strukturell einem global aufgestelltem Industriekonzern gleichkommt. Es werden neben den regulären und Interims-Titeln auch Silver-, International-, Inter-Conti- (usw.) Titel ausgeboxt. Bei besonders verdienstvollen Boxern geht es als Krönung auch um den Diamond-Belt des WBC.

Neben der Haupttätigkeit dieses Verbandes, der Sanktionierung von Profikämpfen, gibt es weitere Tätigkeitsfelder, auf denen der Verband WBC tätig ist. Das Fördern von Amateurveranstaltungen rund um den Globus und der Kampf um die Gleichstellung des Frauenboxens wären da hauptsächlich zu nennen. WBC veranstaltet in mehreren Ländern Amateurevents und ist dabei, solche bevölkerungsstarken Länder wie China und Pakistan zu „erschließen“. Im letzten Jahr fand in Mexiko eine WBC-Frauen Convention statt, wo der Verband Forderungen nach Gleichstellung des Frauenboxens formulierte.

Nach einigen Wochen, die man vielleicht wegen mangelnder großer Kämpfe als „Sommerloch“ bezeichnen kann, erwartet die Boxfans in aller Welt ein “heißer Herbst“. Das nicht zuletzt unter Federführung oder mit Beteiligung des WBC. Hier die wichtigsten Termine zum Vormerken:

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29. August: Leo Santa Cruz vs Abner Mares / Los Angeles, Kalifornien/ WBC Diamond Feathergewicht – Titelkampf

29. August: Julio Ceja vs Hugo Ruiz / Los Angeles, Kalifornien / WBC Interim Superbantamgewicht – Titelkampf

11. September: Adonis Stevenson vs Tommy Karpency / Toronto, Kanada / WBC Halbschwergewicht – Titelkampf

12. September: Floyd Mayweather vs Andre Berto / Las Vegas, Nevada / WBC Weltergewicht – Titelkampf

12. September: Badou Jack vs George Groves / Las Vegas, Nevada / WBC Supermittelgewicht – Titelkampf

19. September: Arely Mucino vs Yessica Chavez / Ecatepec / Mexiko / WBC Fliegengewicht – Titelkampf

19. September: Andres Gutierrez vs Lester Medrano / Ecatepec / Mexiko / WBC Superbantam – Silver-Titelkampf

22. September: Shinsuke Yamanaka vs Anselmo Moreno / Tokyo, Japan / WBC Bantamgewicht – Titelkampf

26. September: Deontay Wilder vs Johann Duhaupas/ Birmingham, Alabama/ WBC Schwergewicht – Titelkampf

3. Oktober: Lucass Matthysse vs Viktor Postol / Carson, California / WBC Halbmittel – Titelkampf

10. Oktober: Jorge Linares vs Ivan Cano / Caracas, Venezuela / WBC Leichtgewicht – Titelkampf

17. Oktober: Gennady Golovkin vs David Lemieux / New York, USA / WBC Mittelgewicht – Interim-Titelkampf

17. Oktober: Roman González vs Brian Viloria / New York, USA / WBC Fliegengewicht – Titelkampf

21. November: Miguel Angel Cotto vs Saul Alvarez / Las Vegas, Nevada / WBC Mittelgewicht – Titelkampf

21. November: Takashi Miura vs. Francisco Vargas / ??? / WBC Superfedergewicht Titelkampf

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Dazu kommen noch unzählige Kämpfe in den Unterverbänden des WBC, die man gar nicht alle aufzählen kann.

Ist diese Vielzahl von Titeln und Titelfights nun ein Segen oder ein Fluch, gar eine Pest?

Man muss sich fragen, was der Grund für diese hohe Anzahl an Titeln ist. Einer von vielen Gründen liegt vielleicht auch darin, dass fast jede Veranstaltung mehr Zuschauer zieht, wenn es bei dem Event auch Titelkämpfe zu sehen gibt. Letztendlich sind es also die Zuschauer selbst, die mit dazu beitragen, dass um immer mehr Titel gekämpft wird. Ein anderer Grund ist auch, dass Boxer sich innerhalb des Verbandes über kleine Titel hocharbeiten und in den Ranglisten aufsteigen. Diese kleinen Titel sind Trophäen als Lohn für die jahrelange Quälerei im Training. Wenn man so will: Etappensiege auf dem Weg zum regulären WM-Titel, der für die meisten Boxer und Boxerinnen jedoch unerreichbar bleibt.

Der normale Zuschauer ist in der Hauptsache vom Boxsport begeistert und er will gute Fights auf hohem boxerischem Niveau oder spektakuläre Knockouts sehen. Wenn der Sieger dann mit einem Meistergürtel geehrt wird, ist die Vorstellung perfekt. Nur die wenigsten Boxsportfans blicken noch durch, welcher Gürtel welchen Wert hat. Wichtiger ist: Es liegt in der Verantwortung des jeweiligen Verbandes und des Veranstalters, zu Titelkämpfen nur faire Kampfpaarungen zuzulassen. Denn genau das ist es, was das Profiboxen vom Rummelboxen unterscheidet.

Die Frage, ob die WBC-Titelflut ein Segen oder Fluch für den Boxsport ist, muss sich jeder Boxfan selber beantworten. Bei der Antwort muss man berücksichtigen, wie viel (wenn auch manchmal kleinen) Ruhm man den jeweiligen Boxern als Lohn für ihre Quälerei im Training zubilligen will.

von Johannes Passehl

Bildquelle: WBC

16 Gedanken zu “WBC – Titelflut ein Segen oder Fluch für den Boxsport?

  1. Naja, bei der WBC bleibt noch alles halbwegs im Rahmen. Interims-Titel werden nur ausnahmsweise (im Gegensatz zur WBA) vergeben und die Anzahl der regionalen Titel ist nicht unbedingt größer als die der Konkurrenzverbände. Übrigens: Der oben angesprochene Inter-Conti-Titel existiert bei der WBC nicht.

  2. Ins Sommerloch passt auch dieser Text. Fluch oder Segen – das ist der klassische Besinnungsaufsatz der 60-er Jahre. Und an Erkenntnis gebracht hat auch der damals eher wenig. Interessant, wie so was überlebt.

  3. Bei der WBC sieht man wenigstens auf den ersten Blick, dass es sich um unbedeutende „Dritte Welt“-Titel handelt.

    Viel schlimmer ist doch die WBA mit ihren Superchamps, reguläre Champs und Interims-Champs, so dass es dann teilweise zu 3 WMs in einer GWK gleichzeitig kommt, die ihre Aufeinandertreffen und PHs dann trotzdem noch rausschieben.

      1. Duuuh hassst doch keiiijne Ahnnnung, Fahllobbsthammarrr!
        Knooopsterrrr haaad eiiijnen ähnlieeechen Boxssstiehl wiiieh Meeeijk Teiiisonnn!!!
        Knooopsterrr schlääähgt härrrter ahhhls alleee meijne biesherrrigen Gegggner!

        Auhßerdem issst errr eijn Riepdtiehl!

    1. So läuft das beim Kickboxen und den „traditionellen Kampfkünsten“ seit jeher.
      Selbsternannte Groß- und Weltmeister in ihren selbst gegründeten „Welt-Verbänden“, die ihre Auszeichnungen und Titel, die sie sich selbst überreicht haben, als PR für ihre Kampfsport-Clubs benutzen, um mit Medaillen, Gürteln und Pokalen kleine Kinder zu beeindrucken und ins Gym zu locken und Mami und Papi das Geld aus der Tasche zu ziehen, obwohl sie kampftechnisch in Wahrheit maximal Türsteher-Niveau haben.

      Eigentlich ein Wunder, dass ein Schleimbeutel wie Wladimir nicht bei sowas wie Wing Tsun gelandet ist.
      Sifu Wladimir, der tödlichste Shaolin-Ninja-Mutant-Turtle seit Donatella und Steven Seagal 🙂

      P.S. Wenn du deinem Kumpel 3 Euro geben musst, damit er sich flach legt, wäre er aber dann in den Herzen der Fans der wahre WM der KBF, du Paper-Champ.

  4. Ob nun der WBC oder ein anderer Weltboxverband……sie übertreiben es aus reiner Geldgier maßlos!
    Ich glaube nicht das es auch nur ein Boxfan schafft sämtliche Untertitel/Regionaltitel aufzulisten!?

    Es braucht keine Silver-Titel oder z.B. den WBC-Francophon-Titel,etc.!

    Der WBC vergibt mittlerweile 51 oder 52 Titel pro Gewichtsklasse!

    @ Chip
    @ Simon8965

    Die WBA und der WBC halten sich in der Titelvergabe in etwa die Waage!

    1. Es geht nicht um die Anzahl der Titel, sondern um deren angebliche Wertigkeit. Die WBA führt teilweise drei Weltmeister pro GK, das ist mMn deutlich schlimmer als einfach nur unnötige kleinere Titel zu vergeben. Die WBA macht den Boxsport kaputt

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