Nichts Geringeres als einen weiteren Kandidat für den Kampf des Jahres erwarten viele Boxfans von dem Rückkampf zwischen Yonnhy Perez und Joseph Agbeko am Samstagabend in Washington. So einen durften wir schon vor 14 Monaten erleben, als Perez den IBF-Titel von Agbeko nahm. Nun treffen beide im Halbfinale des Bantamgewichtsturnier von Showtime aufeinander. Der Gewinner wird auf den Sieger im Kampf zwischen Abner Mares und Vic Darchinyan treffen.
Perez, in 21 Kämpfen ungeschlagen, brachte sich auf die Bantamgewichtslandkarte im Mai 2009 mit einem dramatischen KO-Sieg in der letzten Runde über Silence Mabuza. Mabuza führte nach Punkten in dem IBF-Eliminator, welcher den nächsten Gegner von Agbeko hervorbringen sollte. Dieser hatte zu dieser Zeit den Titel einmal erfolgreich verteidigt, nachdem er ihn vom Luis Alberto Perez gewonnen hatte, sollte aber erst richtig bekannt werden, als er zwei Monate später Superstar Vic Darchinyan nach Punkten besiegte. Der Kampf zwischen Perez und Agbeko wurde damit zu einem höchst interessanten Kampf zwischen zwei aufstrebenden Boxern im Bantamgewicht, der schon bei der Ansetzung nach Action pur roch.
Zu dieser kam es auch, da Perez vor allem sich nicht so sehr aufs Kontern verlegte wie erwartet, und es stattdessen zu einem wahren Slugfest in der Halbdistanz machte, wo Agbekos Stärken eigentlich lagen. Die beiden lieferten sich 12 Runden lang eine unglaubliche Ringschlacht mit horrendem Tempo. Yonnhy Perez hatte allerdings mehr vom Kampf und schickte Joseph Agbeko zum ersten Mal in dessen Karriere zu Boden, als dieser sich nach einem unabsichtlichen Kopfstoß wegdrehte, und Perez mit den Fäusten nachsetzte. Am Ende gewann Perez eine verdiente, recht eindeutige Punktentscheidung und wurde zum neuen Weltmeister gekürt.
Er gönnte sich sieben Monate Auszeit bevor er einen weiteren extrem harten Kampf annahm, und gegen den aufstrebenden, ungeschlagenen Mexikaner Abner Mares verteidigte. Mares, der am Samstag parallel auf Vic Darhinyan trifft, rang Perez in einem weiteren großartigen Kampf ein Unentschieden ab, und die meisten Zuschauer hatten den jungen Mexikaner sogar als Sieger. Joseph Agbeko hingegen stand seit dem ersten Kampf gegen Perez nicht mehr im Ring, was sich vielleicht nachteilig für ihn auswirken könnte.
Yonnhy Perez wird allgemein als deutlicher Favorit für den Rückkampf angesehen, und das meiner Meinung nach zu Recht. Es gibt einfach nicht viel, was Agbeko hätte besser machen können im ersten Kampf, während Perez trotz seines Sieges durchaus noch Potenzial nach oben hatte, da er sich auf einen Kampf einließ, der eigentlich Agbeko einen Vorteil zu verschaffen schien. Perez hat bewiesen, dass er mit Agbeko in einer Liga spielt, was Toughness, Wille, Ausdauer und Schlagkraft angeht. Er kann ihn in einer Schlacht besiegen, und zudem ist er der bessere Techniker, der auch Vorteile hätte, wenn er Agbeko klassischer aus der Distanz boxen würde, wo er seinen Großenvorteil nutzen könnte. Auch könnte er Agbeko auskontern dank seines guten Auges.
Joseph Agbeko ist natürlich nicht chancenlos, aber es wird sehr schwer für ihn werden. Eine Chance, die ich für ihn sehe, ist, dass er sich noch mehr auf den Körper von Perez konzentriert. Im ersten Kampf hatte er damit den größten Erfolg, und wenn er noch mehr Körpertreffer früh im Kampf landen kann, könnte das Tempo dieses Mal am Ende Spuren hinterlassen bei Perez, so dass Agbeko dort noch einmal Punkte sammeln könnte.
Aber ich halte es für unwahrscheinlich, dass dem Ghanaer die Revanche glücken wird. Seine Auszeit aus dem Ring wird wohl eher noch dazu beitragen, dass der Unterschied noch ein wenig größer sein wird, und sollte Perez noch mehr aus der Distanz und aus verschiedenen Winkeln boxen, wozu er in der Lage ist, wird es noch schwieriger für Agbeko.
Der logische Ausgang ist ein erneuter Punktsieg für Yonnhy Perez. Beide Boxer haben sehr gute Nehmerfähigkeiten und dürften schwer KO zu schlagen sein. Yonnhy Perez war als Profi noch nie am Boden, Agbeko nur das eine Mal im Hinkampf gegen Perez. Ich würde es nicht ganz ausschließen, dass erneut einer zu Boden geht, da beide auch über ordentlich Power verfügen, aber ich bin davon überzeugt, dass es beide bis zum Schlussgong schaffen. Die Technik von Perez und seine hervorragenden Kombinationen machen aber meiner Meinung nach den Unterschied in diesem Kampf aus, so dass Perez nach 12 Runden als Finalteilnehmer des Turniers feststehen sollte.