Vorschau: Will Tomlinson vs Daniel Ruiz

In Australien wird am Freitagabend der IBO-Titel im Superfedergewicht ausgefochten. Der ungeschlagene Titelverteidiger Will Tomlinson tritt dabei vor heimischem Publikum gegen den Mexikaner Daniel Ruiz an. Auch wenn Ruiz bei weitem nicht zur Weltspitze gehört, wird dies wohl sein bislang härtester Test werden.

Denn der 25-jährige Tomlinson hat bisher noch keinen wirklich guten Gegner vor den Fäusten gehabt, und sich so selbst in Australien, wo die heimischen Boxer viel Aufmerksamkeit erhalten, kaum einen Namen gemacht. Seine Kämpfe gegen südasiatische und mexikanische Gatekeeper hielten seinen Kampfrekord zwar bisher schadlos, doch brachten ihm kaum Aufmerksamkeit oder gar Anerkennung ein. Dass ihm zuletzt nach dem Kampf gegen den unbekannten Mexikaner Alan Herrera der vakante Titel der unbedeutenden IBO geschenkt wurde, änderte selbstredend daran nichts. Tomlinson hatte seine Chance sich einen Namen zu machen, als ihm ein Kampf gegen den US-amerikanischen WBO-Weltmeister Adrien Broner angeboten wurde, doch der Australier nahm diese Herausforderung nicht an.

Daniel Ruiz hat da schon ein wenig mehr Erfahrung gesammelt und in seiner knapp fünfjährigen Profikarriere die besseren Gegner geboxt, auch wenn der 22-Jährige gegen diese meist unterlag. 27 Siege, vier Niederlagen und ein Unentschieden stehen in seinem Kampfrekord. Unter anderem unterlag der Mexikaner seinen guten Landsleuten Miguel Roman und Joksan Hernandez, und zuletzt musste er sich gegen das kanadische Talent Logan McGuinness geschlagen geben. Zudem unterlag er eben jenem Alan Herrera, welchen Tomlinson zuletzt schlug, wenn auch früh in seiner Karriere und nur knapp nach Punkten, nachdem Ruiz ihn zwei Mal am Boden gehabt hatte. Seinen wohl besten Sieg bisher fuhr Ruiz letzten Dezember ein, als er den ehemaligen WM-Titelherausforderer Ricardo Castillo in gerade einmal zwei Runden mit einem rechten Haken brutal KO schlug.

Die größte Stärke von Daniel Ruiz ist wohl auch seine Schlagkraft. Er besitzt weder besonders schnelle Hände, noch ist er technisch besonders gut, doch wenn er seinen Gegner sauber trifft, besitzt er genug Power um diesen vor ernsthafte Probleme zu stellen. Dementsprechend boxt er auch recht aggressiv und versucht stets den alles entscheidenden Schlag zu landen.

„Wild“ Will Tomlinson wird durch seinen Spitznamen ganz gut beschrieben, denn das Auffälligste an ihm ist, dass er eigentlich immer in sehr unterhaltsamen Kämpfen ist. Er ist eigentlich ein recht vielseitiger Boxer und eines der besseren australischen Talente, doch er lässt sich so gut wie immer in Schlachten verwickeln, wo seine vielleicht größte Stärke, sein großes Kämpferherz zum Vorschein kommt. Er ist boxerisch dank einer ordentlichen Amateurlaufbahn von rund 90 Kämpfen ordentlich ausgebildet und besitzt respektable Schlagkraft sowie solides athletisches Talent. Jedoch ist er, wie gesagt, noch sehr ungetestet als Profi, und wird in seinen neunzehn Kämpfen dank der schwachen Gegner nicht viel dazu gelernt haben.

Die Erfahrung spricht dementsprechend für Ruiz, welcher auch eine bemerkbare Lernkurve seit seinem Profidebüt beschritten hat, doch Tomlinson gilt aufgrund seines insgesamt doch wohl größeren Talents als Favorit in diesem Kampf. Zudem boxt er zu Hause und dürfte in Australien als ungeschlagenes Talent, das seinem Promoter in der Zukunft noch einiges an Geld verdienen kann, im Zweifelsfall auch einen knappen Kampf zugesprochen bekommen. Für Ruiz ist es der erste Zwölfrunder seiner Karriere, während Tomlinson bereits drei Mal die volle Distanz gegangen ist, doch Ruiz wird wohl sowieso darauf aus sein den Kampf vorzeitig zu gewinnen um auf Nummer sicher zu gehen. Ein zuschauerfreundlicher Kampf sollte daher vorprogrammiert sein, da beide Boxer die Offensive der Defensive vorziehen, doch ich glaube, dass Tomlinons Nehmerfähigkeiten ein wenig besser sind, und er den nötigen Kampfgeist besitzt um einen recht engen Kampf in der zweiten Kampfeshälfte an sich zu reißen.

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