Der hoch gehandelte walisische Federgewichtler Lee Selby wagt am Samstag den Schritt vom britischen aufs internationale Niveau. Auf der Undercard von Olympiasieger Luke Campbell, der sein Profidebüt gibt, steigt der 26-Jährige mit dem ungeschlagenen Rumänen Viorel Simion in den Ring.
Lee Selby hat sich mit einer Reihe von imposanten Siegen auf britischem Niveau in den letzten Jahren einen Namen gemacht. Seit er in seinem fünften Profikampf seine bis dato einzige Niederlage hinnehmen musste, hat er elf Mal in Folge gewonnen. Zuletzt schlug er hintereinander Stephen Smith, John Simpson, Patrick Okine, Martin Lindsay und Corey McConnell, die zusammen auf einen Kampfrekord von 76-10-2 kommen. Doch noch beeindruckender als die Gegner waren seine Leistungen in diesen Kämpfen. Vier der fünf Gegner fertigte er vorzeitig ab, nie schien er irgendwelche Probleme zu haben, und sein Boxstil war unterhaltsam und viel versprechend.
Viorel Simion hingegen hatte fast ausschließlich unbekannte Gegner vor den Fäusten, hat diese aber allesamt besiegt. Bei seinen 16 Profisiegen sticht vor allem eine Split Decision über den mexikanischen Veteran Pedro Navarrete heraus, in der er zwei Mal in der zweiten Runde am Boden war. Ansonsten sind möglicherweise Jun Talape und Zsolt Nagy noch einigermaßen bekannte Gegner. Beide schlug der 31-Jährige, der WBC immerhin auf Rang Vier der Welt geführt wird, vorzeitig.
Der Rumäne ist ein relativ eindimensionaler aggressiver Boxer. Er marschiert mit recht hoher Deckung und ein paar Oberkörperbewegungen nach vorne um dort harte Schläge zu Kopf und Körper anzubringen. Dabei ist er nicht besonders subtil oder technisch stark, kann dafür aber auf eine ordentliche Schlagkraft vertrauen. Zudem ist er körperlich stark für die Gewichtsklasse und ist daher im Infight ein unangenehmer Kontrahent.
Lee Selby ist auf der anderen Seite ein deutlich stilvollerer Boxer, der mit schnellen Händen und guten Reflexen glänzt. Außerdem besitzt er einen starken Jab, den er zu Kopf und Körper bringt und ein sehr variables Schlagrepertoire. Zwar lässt der selbstbewusste 26-jährige Waliser seine Fäuste häufig tief hängen, doch in seinen letzten Kämpfen wurde das nie zu einem Problem für ihn. Seine KO-Quote von 37,5 Prozent täuscht ebenfalls über eine sehr gute Schlagkraft hinweg, die er erst vor kurzem entwickelt hat. Nachdem er nur einen seiner ersten neun Siege vorzeitig feierte, beendete er zuletzt fünf von sechs Kämpfen innerhalb von acht Runden.
Nicht nur bei den Buchmachern gilt Lee Selby für Samstagabend als klarer Favorit. Seine letzten Leistungen sprechen dafür, dass er zu weit mehr als nur britischen Titeln fähig ist, während Viorel Simions Leistungsfähigkeiten trotz seines makellosen Kampfrekords eher fraglich ist. Selby hatte zweifelsohne die besseren Gegner vor den Fäusten und wirkt dem Rumänen zudem in vielen Bereichen überlegen. Er ist schneller, agiler, technisch besser und mindestens gleich schlagstark. Zudem strotzt der Waliser nur so vor Selbstbewusstsein und wird erneut vor heimischen Fans boxen, während Simion erst zum dritten Mal außerhalb Rumäniens auftritt.
Simion schlägt hart genug um zumindest eine kleine Chance zu haben, zumal er auch sehr ordentlich zum Körper arbeitet, wo jederzeit ein Volltreffer den Kampf verändern kann. Doch viel mehr als eine KO-Chance würde ich dem Rumänen nicht einräumen. Lee Selby ist ihm boxerisch um Längen überlegen und sollte meiner Meinung nach einen weiteren klaren Sieg einfahren. Entweder ein glasklarer Punktsieg oder sogar ein vorzeitiger Abbruch sollte für den Waliser drin sein, der darauf hofft, dass Simion ein Sprungbrett für größere Kämpfe sowie für eine höhere Platzierung in den Ranglisten der Verbände darstellen wird.
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