Vorschau: Tyson Fury vs Steve Cunningham

Ein äußerst interessanter Schwergewichtskampf findet am Samstagabend in New York statt. Der ungeschlagene Brite Tyson Fury trifft in seinem ersten Kampf in den USA auf den ehemaligen Cruisergewichtsweltmeister Steve Cunningham. Der Gewinner rückt einen gewaltigen Schritt näher an einen Titelkampf bei der IBF heran.

Tyson Fury hat sich in den letzten Jahren mit einer guten Mischung aus boxerischem Können und großem Mundwerk einen Namen in der internationalen Boxszene gemacht. Nachdem er sich am Anfang seiner Profikarriere noch im Dickicht der britischen Schwergewichtsszene herum schlug und dabei nicht immer überzeugen konnte, hat er sich inzwischen durchaus auch außerhalb dieser etabliert. Besonders seine boxerischen Fortschritte sind dabei beeindruckend. Während ihm 2009 noch im Kampf gegen John McDermott der Punktsieg dreist geschenkt wurde, nachdem er klar beherrscht worden war, erarbeitete er sich nur neun Monate später einen Abbruchsieg gegen McDermott. Seitdem hat Fury seine Kritiker sogar mit Siegen über Derek Chisora und Kevin Johnson, die beide bereits im Kampf um WM-Titel mit Vitali Klitschko über die Runden gegangen sind, zum Schweigen gebracht.

Steve Cunningham hingegen tritt am Samstag erst zum dritten Mal im Schwergewicht an. 2007 hatte der US-Amerikaner im zweiten Anlauf den IBF-Cruisergewichtstitel gesichert, den er in der Folge einmal erfolgreich gegen Marco Huck verteidigen konnte ehe er ihn in einem der besten Cruisergewichtstitel der letzten Jahre gegen Tomasz Adamek knapp verlor. Cunningham wurde noch einmal Weltmeister gegen Troy Ross, doch musste den Gürtel erneut bei der zweiten Titelverteidigung abgeben, als dieses Mal Yoan Pablo Hernandez sich als zu gut für ihn erwies und dies auch im Rückkampf erneut unter Beweis stellte. Der Aufstieg ins Schwergewicht folgte für „USS“ Cunningham, wo einem Sieg über Journeyman Jason Gavern eine sehr umstrittene Punktniederlage gegen Tomasz Adamek folgte.

Cunningham ist ein exzellenter Boxer mit guter Beinarbeit, starker Technik und einem hervorragenden Jab. Im Cruisergewicht besaß er ordentliche Schlagkraft, die jedoch im Schwergewicht kaum mehr zur Geltung kommt. Dafür ist er für die neue Gewichtsklasse enorm schnell, was seine Nachteile in Sachen Größe und Reichweite zumindest ein wenig wieder wettmacht.

Besonders gegen Fury werden diese jedoch deutlich sein, da der 24-jährige Brite über zwei Meter groß ist und selbst für seine Größe noch eine enorme Spannweite aufweist. Im Laufe der Jahre hat er zudem gelernt diese einigermaßen zu seinem Vorteil zu nutzen, da er inzwischen einen sehr ordentlichen Jab besitzt. Zudem bewegt er sich für seine Größe überraschend gut durch den Ring und ist schwerer zu treffen als man erwarten würde. Technisch ist er jedoch nach wie vor eher durchschnittlich und auch seine Schlagkraft ist nicht gerade überragend, obwohl er allein schon wegen seiner Masse hart genug schlägt um sich den Respekt von jedem Gegner einzuholen.

Cunningham hat zwar ebenfalls für seine Größe sehr lange Arme, wird aber dennoch klare Reichweitennachteile im Kampf haben, und muss daher einen Weg finden an Furys Jab vorbei in Schlagdistanz zu gelangen. Gelingt ihm das gut, hat Cunningham definitiv die Mittel um Fury ernsthafte Probleme zu bereiten und mit seinen schnellen Händen Kombinationen anzubringen und anschließend schnell wieder heraus zu tänzeln. Wichtig wird für ihn dabei aber auch sein eine gute Workrate an den Tag zu liefern um nicht durch schiere Aktivität Runden abzugeben, wie es gegen Adamek teilweise der Fall war, als er sich zu viele Auszeiten nahm.

Für Fury hingegen wird der Jab höchste Priorität haben. Gelingt es ihm Cunningham beim Hereinkommen immer wieder mit dem Jab abzufangen, steht er schon mit einem Bein auf dem Siegerpodest. Sein Jab ist hart genug um Cunningham im Vorwärtsgang zu stoppen und bereitet außerdem die starke Rechte Furys vor. Außerdem wird Fury den Ring gut abschneiden müssen, wenn Cunningham sich viel bewegt und durch den Ring zirkelt. Kann Fury ihn regelmäßig an den Seilen stellen, sollte er Cunningham seinen Kampf aufzwingen können.

Es sollte davon auszugehen sein, dass Cunninghams am Anfang die Vorteile auf seiner Seite hat, Fury jedoch mit fortschreitender Kampfdauer vermehrt aufkommen sollte. Die Frage ist nur, ab wann Fury, dessen Aggressivität und Physis Cunningham zermürben sollten, die Kontrolle übernimmt. Ich denke, dass Cunningham anfangs einen beweglichen Kampf boxen werden kann und sich ein paar Runden sichert ehe Fury etwa ab der fünften Runde aufkommt. Cunningham wird wohl ungefähr 20 Kilo leichter sein als Fury und dieser körperliche Nachteil wird sich wohl später klar bemerkbar machen. Ich glaube, dass Fury am Ende durch einen guten Schlussspurt verdient nach Punkten gewinnen wird und möglicherweise sogar einem KO-Sieg nahe kommen wird, während Cunningham seine ganze Ringintelligenz beweist um doch über die Runden zu kommen.

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