Während für Timothy Bradley später in diesem Jahr ein Aufeinandertreffen mit einem der anderen Stars im Halbweltergewicht auf dem Programm steht, macht er dieses Wochenende erstmal einen Ausflug ins Weltergewicht. Dort wartet auf ihn der ungeschlagene Argentinier Luis Carlos Abregu, der als klarer Außenseiter in den Kampf geht.
Timothy „Desert Storm“ Bradley hat sich in den letzten zwei Jahren zum absoluten Topmann im Halbweltergewicht gemausert mit Siegen gegen Junior Witter, Edner Cherry, Kendall Holt und Lamont Peterson sowie einen No Contest gegen Nate Campbell, bei dem Bradley auf dem Weg zu einem Sieg war. Die meisten Experten sehen Bradley als Nummer Eins in der Gewichtsklasse bis 140 Pfund mit Stars wie Devon Alexander, Amir Khan oder Marcos Maidana hinter ihm. Mit allen dreien schienen Kämpfe schon so gut wie sicher zu sein, bevor die Ansetzung doch noch auseinander fiel. Im Moment ist ein Aufeinandertreffen mit Devon Alexander wohl am wahrscheinlichsten, aber Bradley muss wohl zuerst seinen Ausflug ins Weltergewicht erfolgreich bestreiten.
Dort wartet auf ihn Carlos Abregu, der in 29 Kämpfen ungeschlagen ist, wovon allerdings ein Großteil gegen fragwürdige Gegner in Argentinien kam. Als er Ende 2008 das erste Mal die Qualität seiner Gegnerschaft anhob, und mit David Estrada in den USA in den Ring stieg, reichte es nur zu einer umstrittenen Split Decision nachdem Abregu in der zweiten Hälfte des Kampfes stark eingebrochen war. Auch in seinem nächsten Kampf in den USA, als ihm Irving Garcia gegenüber stand, gab es Probleme für den 27-jährigen Argentinier, der zweimal schwer angeschlagen zu Boden musste, bevor er Garcia in der vierten Runde KO schlug. Auch in seinem letzten Kampf gegen Richard Gutierrez ging Abregu auf die Bretter, was nicht auf ein all zu gutes Kinn schließen lässt.
Abregu ist allerdings ein guter Puncher, wenn auch vielleicht nicht ganz so gut, wie es sein Kampfrekord erscheinen lässt. Die meisten seiner KOs kamen in Argentinien gegen schwache Gegner, und seine Kämpfe gegen David Estrada, mit dem er zehn umkämpfte Runden ging, und Irving Garcia, den er zwar in der vierten Runde stoppte, aber in der zweiten trotz einer unfassbaren Zahl von klaren Treffern nicht mal niederschlagen konnte, zeigten, dass Abregu zwar gute Schlagkraft besitzt, aber keine überragende. Sein bester Schlag ist der Uppercut, der gegen Bradley allerdings schwer zu landen sein wird, so dass er sich auf seine ebenfalls gute rechte Gerade besinnen sollte.
Doch auch die wird er nicht so leicht unterbringen können wie gegen seine bisherigen Gegner, denn Timothy Bradley ist ein rundum sehr gut geschulter Boxer, der kaum Schwachstellen aufweist. Der ungeschlagene US-Amerikaner und WBO-Weltmeister hat in den letzten Jahren eine erstaunliche Entwicklung hingelegt und sich konstant verbessert. Bradley besitzt schnelle Hände, sehr gute Kondition und Workrate, Kämpferherz, Technik, Beinarbeit, Defensive und agiert sehr clever im Ring. Er besitzt nicht besonders viel Schlagkraft, kann aber hart genug zulangen um den Respekt des Gegners zu gewinnen. Als Schwachstelle wird ab und zu sein Kinn ausgemacht, nachdem er zum Beispiel gegen Kendall Holt zweimal zu Boden musste, doch Bradley zeigte, dass er sich schnell davon erholen kann, und besitzt objektiv gesehen sicherlich ordentliche Nehmerfähigkeiten.
Carlos Abregu gilt nicht umsonst als klarer Außenseiter. Bradley ist ihm in fast allen Bereichen überlegen. Trotzdem ist Abregu nicht ganz chancenlos. Für Bradley ist es der erste Kampf in einer neuen Gewichtsklasse, und Abregu sollte ihm körperlich klar überlegen sein. Er ist größer, hat die längeren Arme, und ist der härtere Puncher. Darauf muss der Argentinier setzen, wenn er als Sieger den Ring verlassen will. Er darf sich nicht auf einen Boxkampf mit Bradley einlassen, sondern muss es zu einem richtigen Fight machen. Bradley hingegen hat trotz seines größeren Könnens keine leichte Aufgabe vor sich. Gegen den längeren Abregu wird er es nicht leicht haben aus der Distanz zu boxen und in der Halbdistanz riskiert er von Abregus bester Waffe, seinem Uppercut, getroffen zu werden. Er sollte versuchen mit dem Jab heran zu kommen um dann seine Schnelligkeit auszuspielen. Allerdings darf er dabei nicht den Fehler machen zu lange direkt vor Abregu stehen zu bleiben, sondern muss ihn aus verschiedenen Winkeln attackieren, und Abregus technischen Mängel gleichzeitig ausnutzen.
Der Kampf wird nicht so einfach für Timothy Bradley werden, wie man es vielleicht erwartet, aber ich bin mir sicher, dass er die Aufgabe trotzdem meistern wird. Ich glaube sogar, dass es ihm möglich ist den Argentinier in der zweiten Kampfeshälfte zu stoppen, wenn Bradley ihn mit seiner guten Arbeit müde macht.