So ein bisschen heißt es „Alles oder nichts“ für Stuart Hall, wenn er am Freitagabend vor heimischem Publikum im Dolphin Centre in Darlingham in den Ring steigt. Nach zwei Niederlagen in den letzten vier Kämpfen braucht der 32-Jährige unbedingt einen Sieg gegen seinen acht Jahre jüngeren Landsmann Josh Wale. Nebenbei steht zudem der vakante Commonwealthtitel im Bantamgewicht auf dem Spiel.
Es ist jetzt 14 Monate her, dass Stuart Hall seinen bisher größten Kampf hatte und dabei seine erste Niederlage kassierte. Dreieinhalb Jahre nachdem er erst mit 28 Jahren den Profiboxsport aufgenommen hatte, forderte er im September 2011 den Europameister Jamie McDonnell heraus. Hall verlor einen guten Kampf verdient aber eng nach Punkten gegen McDonnell, der inzwischen direkt vor einem WM-Kampf steht. Im Juli dieses Jahres versuchte Hall es dann noch einmal den EM-Titel zu ergattern und scheiterte ein zweites Mal, als ihn Lee Haskins klar und deutlich nach Punkten schlug. Mit einem Kampfrekord von 13 Siegen, einem Unentschieden und zwei Niederlagen zeigt der Kampf gegen Wale nun die Richtung an, in die es für Stuart Hall in seiner Karriere noch geht. Gewinnt er, kann er noch einmal einen Angriff auf die europäische Krone starten, verliert er, scheinen für ihn auf nationalem Niveau die Grenzen gesetzt zu sein.
Genau auf diesem britischen Niveau hat nämlich Josh Wale seine komplette bisherige Karriere verbracht. Der 24-Jährige musste in seiner sechsjährigen Profikarriere schon vier Niederlagen hinnehmen ohne dabei gegen wirklich überragende Gegner geboxt zu haben. Zuletzt zeigte ihm der ungeschlagene 22-jährige Kid Galahad deutlich die Grenzen auf und stoppte ihn in neun Runden.
Beide Boxer sind physische imposante Bantamgewichtler und wogen in ihren letzten Kämpfen oftmals zum Teil deutlich über der 118-Pfund-Grenze der Gewichtsklasse ein. Auch stilistisch sind sie sich nicht ganz unähnlich. Sowohl Hall als auch Wale kennen im Grunde nur den Vorwärtsgang, was einen ansehnlichen Kampf verspricht, zumal keiner der beiden bekannt ist für seine gute Deckung. Während Hall seine hohe Workrate vor allem den regelmäßig benutzten Jab zu verdanken hat, agiert Wale mehr mit der rechten Schlaghand, die er allerdings nicht immer technisch korrekt und teilweise etwas wild bringt. Generell ist Hall wohl der bessere Techniker der beiden und besitzt zudem noch andere Vorteile in diesem Duell. Denn Josh Wale tendiert dazu sich schnell Cuts zuzuziehen, was auch schon im Galahad-Kampf zum Abbruch führte.
Hall gilt aufgrund seiner etwas überlegenen boxerischen Fähigkeiten und seiner Erfahrung auf höherem Niveau zu Recht als Favorit. Es sollte jedoch trotzdem keineswegs ein einseitiger Kampf werden, da Josh Wale stets alles gibt und eine attraktive Schlacht garantieren sollte. Am Ende sehe ich jedoch nur Stuart Hall als Sieger, entweder relativ eindeutig nach Punkten oder sogar durch einen Abbruch wegen den Cutverletzungen, für die Wale so anfällig scheint.