Vorschau: Pawel Wolak vs Delvin Rodriguez

Pawel Wolak steht unmittelbar vor einem Titelkampf im Halbmittelgewicht. Von allen vier großen Verbänden unter den ersten 12 geführt und dank explosiver TV-Auftritte wachsende Beliebtheit genießend steht dem gebürtigen Polen vermutlich nur noch Delvin Rodriguez im Weg, der es am Freitagabend darauf abgesehen haben wird Wolak die Titelchance zu verderben.

Für Rodriguez ist es beileibe kein Neuland als Außenseiter in einen Kampf zu gehen nur um diesen dann das Leben extrem schwer zu machen. Der Dominikaner, der seine gesamte Karriere im Weltergewicht verbrachte und für den Kampf eine Gewichtsklasse aufsteigt, verlor drei seiner letzten vier Kämpfe, wobei er drei Mal auch durchaus als Sieger aus dem Ring hätte steigen können. Die Split-Decision-Niederlage gegen Isaac Hlathswayo in einem Rückkampf, bei dem der vakante IBF-Titel auf dem Spiel stand, ist wohl noch die gerechtfertigste Niederlage seit er 2007 gegen Jesse Feliciano auf den Punktzetteln deutlich führend KO ging. Zwar konnte man ihn auch in diesem Kampf durchaus vorne sehen, jedoch wurde er nicht eindeutig betrogen wie im November 2009 als Rafael Jackiewicz der Sieg gegen ihn zugesprochen wurde, oder im September 2010, als er in seinem bislang letzten Kampf gegen Ashley Theophane erneut am falschen Ende eines schlechten Punkturteils stand. Trotz alledem fuhr er in den letzten Jahren noch sehr gute Siege über Shamone Alvarez und Mike Arnaoutis ein, die zu diesem Zeitpunkt jeweils sehr ordentliche Contender im Weltergewicht waren.

Pawel Wolak hat sich vor allem diesen März ins Rampenlicht vor geboxt, als er Ex-Titelträger Yuri Foreman in sechs Runden eindrucksvoll abfertigte. Allerdings landete er auch schon davor in seiner Profikarriere, die er nach seiner einzigen Niederlage vor drei Jahren gegen Ishe Smith wieder langsam aufbauen musste, weitere gute Siege wie zum Beispiel zuletzt über James Moore oder Jose Pinzon.

Wolak generierte in letzter Zeit einiges an medialer Aufmerksamkeit durch zuschauerfreundliche Kämpfe, die im Vorprogramm von größeren Kämpfen im Fernsehen übertragen wurden, und ist inzwischen nicht mehr nur Hardcore-Boxfans bekannt. Wolak ist der Inbegriff eines Brawlers. Mit einem guten Kinn geht er gnadenlos nach vorne und versucht seinen Gegner im Infight mit durchaus harten Schlägen und seiner physischen Stärke, die er unter anderem aus einer Highschoollaufbahn als Ringer zieht, methodisch zu nieder zu ringen. Er baut mit eisernem Willen einen Riesendruck auf ohne sich dabei vor Kontern des Gegners zu scheuen. Er besitzt gute Nehmerfähigkeiten, musste aber beispielsweise noch gegen Jose Pinzon in der zweiten Runde nach einer schönen Kombination deutlich angeschlagen zu Boden.

Delvin Rodriguez ist nicht unbedingt ein Puncher, der mit einem Schlag, der die Defensivlücken von Wolak ausnutzt, diesen ausknocken könnte, schlägt jedoch sehr präzise und hat so auch in seiner Karriere schon den einen oder anderen KO gesammelt. Grundsätzlich ist er jedoch eher ein klassischer Boxer, der aus der Distanz boxt und eher Geraden als Haken schlägt. Er hat ein sehr ordentliches Kinn und garantiert trotz seiner boxerischen Klasse meist spannende, zuschauerfreundliche Kämpfe, da er auch durchaus treffbar ist.

Obwohl es Rodriguez ist, der eine Gewichtsklasse für den Kampf hoch geht, ist er der deutlich größere Mann, wenn auch physisch unterlegen Mann im Ring. Der Kampf wird wohl darüber entschieden werden, wer es schafft die Distanz zu kontrollieren. Während Rodriguez es darauf anlegen wird den Kampf lang zu halten und darum von Anfang an den Jab etablieren, Wolak abkontern und sich viel seitwärts bewegen muss, muss es Wolaks Ziel sein möglichst schnell die Distanz zu verkürzen um in den Infight zu kommen und dort zu bleiben. Dafür muss er einerseits an Rodriguez Jab und Kontern vorbei kommen und andererseits in der Nahdistanz das Klammern seines Gegners vermeiden um in der Nahdistanz dann auch arbeiten zu können. Wer es schafft seinem Gegner seinen Kampf aufzuzwingen wird den Kampf auch gewinnen, One-Punch-KOs außen vor gelassen.

Die Zeichen sprechen dafür, dass es Pawel Wolak sein wird, dem das gelingt. Er ist physisch stärker und sollte in der Lage sein Clinches im Infight zu unterbinden und Rodriguez so in der Nahdistanz zu tyrannisieren. Zudem neigt Delvin Rodriguez dazu Feuer mit Feuer zu erwidern und ich habe das Gefühl, dass er sich auch dieses Mal wieder in eine Schlacht ziehen lässt, was gegen Wolak kein gutes Ergebnis für ihn zur Folge haben sollte. Der 31-jährige Dominikaner hat es bisher noch nie jemandem leicht gemacht ihn zu schlagen und das sollte man auch dieses Mal nicht erwarten. Geht Pawel Wolak allerdings gut vorbereitet in diesen Kampf und ist bereit wie gewohnt durchs Feuer zu gehen um 10 Runden lang immensen Druck auf Rodriguez auszuüben, wird er meiner Meinung nach am Ende nach anfänglichen Schwierigkeiten den Kampf knapp nach Punkten für sich entscheiden können um sich noch näher an einen Titelkampf heran bringen zu können.

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