Vorschau: Moises Fuentes vs Luis De La Rosa

Der Kolumbianer Luis De La Rosa will am Samstagabend in seinem dritten Anlauf endlich eine Version eines WM-Titels gewinnen. In Mexiko steht ihm dabei jedoch der Ex-Weltmeister und Lokalmatador Moises Fuentes gegenüber. Die beiden Halbfliegengewichtler boxen den Interimsgürtel der WBO unter sich aus, weil der reguläre Weltmeister Donnie Nietes aufgrund eines Cuts, den er beim Unentschieden gegen Fuentes erlitt, im Moment seinen Titel nicht verteidigen kann.

Luis De La Rosa hat in seiner knapp siebenjährigen Profikarriere genau zwei Niederlagen erlitten. Beide kamen jedoch in WM-Titelkämpfen zustande. 2010 trat er vor heimischem Publikum gegen den Mexikaner Raul Garcia an, der kurz zuvor seinen IBF-Minimumgewichtstitel verloren hatte. Obwohl De La Rosa Garcia überraschend in der zweiten Runde zu Boden befördern konnte, ging der vakante Interimstitel der WBO an diesem Abend an Garcia, der sich knapp nach Punkten durchsetzte. Seine zweite Chance bekam De La Rosa gut zweieinhalb Jahre später. Erneut kämpfte er um den Interimstitel der WBO im Minimumgewicht, doch dieses Mal hieß sein Gegner Merlito Sabillo. Der ungeschlagene Philippine, der inzwischen den vollen Titel hält, stoppte De La Rosa nach zwei Niederschlägen in der achten Runde. In seinen restlichen 23 Kämpfen bleibt De La Rosa unbesiegt, jedoch fehlen dabei noch bekannte Namen, und am Samstag boxt er zum allerersten Mal außerhalb Kolumbiens.

Der 27-jährige Moises Fuentes hingegen hat bisher erst eine Niederlage auf dem Kampfrekord stehen und durfte sich bereits Weltmeister nennen. Anfang 2011 verlor der Mexikaner gegen seinen Landsmann Juan Hernandez knapp nach Punkten, doch nur zwei Kämpfe später krönte sich Fuentes mit einer Split Decision über Raul Garcia zum Minimumgewichtsweltmeister der WBO. Diesen Titel verteidigte er zwei Mal erfolgreich per KO gegen Julio Cesar Felix und Ivan Calderon, bevor er den Sprung ins Halbfliegengewicht wagte. Dort forderte er direkt im Februar 2013 WBO-Champ Donnie Nietes heraus, gegen den es in einem starken Kampf zu einem gerechten Unentschieden reichte.

Fuentes, den das Ring-Magazin auf Platz Drei der Welt im Halbfliegengewicht führt, ist ein schneller, sehr aggressiver und zuschauerfreundlicher Boxer, der so gut wie nie in einem schlechten Kampf ist. Trotz seiner mittelmäßigen KO-Quote von etwas mehr als 40 Prozent besitzt er gute Schlagkraft, die seinen Gegner jederzeit vor Probleme stellen kann. Er ist technisch gut ausgebildet, doch hat leichte Defensivschwächen. Außerdem neigt er dazu sich gelegentliche Pausen zu gönnen und hält seine Workrate so nicht immer hoch genug.

Und auch Luis De La Rosa besitzt schnelle Fäuste und mehr Punch, als es seine KO-Quote von 48 Prozent andeutet. Der Kolumbianer marschiert normalerweise hinter einer hohen Deckung nach vorne um in der Halbdistanz harte Einzelschläge anzubringen, die jedoch oft sehr weit und technisch nicht ganz sauber sind. Auch setzt er teilweise zu ungestüm nach, wenn er meint seinen Gegner beeindruckt zu haben.

Fuentes ist zweifelsfrei erfahrener und hat gegen stärkere Gegner die besseren Ergebnisse erzielt. Doch Luis De La Rosa hat auch einige Vorteile auf seiner Seite. Ich denke, dass er etwas schneller als Fuentes ist und zudem auch etwas härter zuschlägt. Technisch und boxerisch ist Fuentes ihm jedoch eindeutig überlegen. Die Schläge des Mexikaners sind genauer und kürzer, so dass sie De La Rosas leichte Schnelligkeitsvorteile neutralisieren könnten. Zudem könnte es ausschlaggebend sein, dass Fuentes oft in Kombinationen schlägt, während sich De La Rosa viel auf Einzelschläge verlässt. Während De La Rosa also schon nach spätestens zwei Schlägen seinen Angriff beendet hat, könnte Fuentes die Schlagabtausche, zu denen es in der Halbdistanz häufig kommen sollte, da beide Boxer von Natur aus nach vorne gehen, stets beenden und so gut punkten.

Vom Stil her spielt Luis De La Rosa Moises Fuentes sicher eher nicht in die Karten, da der Mexikaner wohl besser beraten wäre es mit einem schlagstärkeren Gegner nicht im offenen Schlagabtausch aufzunehmen. Doch dieser ist wohl vorprogrammiert bei den beiden zuschauerfreundlichen Boxern, und ich denke, dass sich Fuentes trotzdem am Ende durchsetzen wird, auch wenn es enger werden könnte, als es bei dem Talentunterschied eigentlich nötig wäre. Ich glaube, dass Fuentes am Ende knapp aber verdient den Titel nach Punkten gewinnen wird.

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