Miguel Vazquez visiert für Samstagabend seine dritte Titelverteidigung gegen einen verdienten Herausforderer an, doch trotzdem bleibt der 25-jährige IBF-Leichtgewichtschamp einer der am wenigsten beachteten Topboxer der Welt. Dass dies völlig zu Unrecht so ist, und dass der vom Ring Magazine auf Rang Vier im Leichtgewicht gerankte Mexikaner mindestens einer der besten seiner Gewichtsklasse ist, will er gegen seinen gefährlichen Herausforderer Ameth Diaz einmal mehr beweisen.
Die Kampfrekorde der beiden Kontrahenten ähneln sich in den letzten anderthalb Jahren auffallend mit zwei übereinstimmenden Gegnern unter den letzten vier, doch davor weisen sie einige Unterschiede auf: Ameth Diaz bestritt im zarten Alter von 17 Jahren seinen ersten Profikampf in seiner Heimat Panama. Erfolg und Misserfolg gaben sich die Klinke in die Hand, und so stand Diaz 2005 mit siebzehn Siegen und sechs Niederlagen im boxerischen Niemandsland. Doch es folgten sechs KO-Siege in Folge und die erste Aussicht auf internationalen Erfolg. Diaz hatte sich einen WBC-Titeleliminator im Halbweltergewicht erarbeitet, unterlag in diesem aber Ex-Interimsweltmeister Souleymane M’baye.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Miguel Vazquez gerade seine ersten beiden äußerst aktiven Jahre als Profi hinter sich. Zwei Wochen nach seinem neunzehnten Geburtstag hatte er 2006 sein Profidebüt gegeben und war dort direkt den Wölfen zum Fraß vorgeworfen worden, als er von einem hoch gehandelten mexikanischen Talent knapp nach Punkten geschlagen wurden. Sein Debütgegner Saul Alvarez ist mittlerweile ungeschlagener WBC-Weltmeister drei Gewichtsklassen über Vazquezs Leichtgewicht und Mexikos größter Boxstar. Vazquez ließ sich davon jedoch nicht demotivieren und fuhr im gleichen Jahr noch zwölf Siege in ebenso vielen Kämpfen ein. Auch 2007 blieb er weiter sehr aktiv und holte sieben Siege in acht Kämpfen, wobei die einzige Niederlage nach Punkten gegen Timothy Bradley zu Stande kam, der im Kampf darauf Halbweltergewichtschamp wurde und inzwischen in den Pound-For-Pound-Listen des Sports zu finden ist.
2008 kam es für Vazquez zum Rückkampf gegen Alvarez, welches „Canelo“ erneut nach Punkten gewann, doch seitdem hielt er sich schadlos. Der Durchbruch für ihn kam 2009, als er den ungeschlagenen Amir Khan-Bezwinger Breidis Prescott besiegte und sich damit einen Namen machte. Ein Kampf um den vakanten IBF-Titel folgte, in dem er Publikumsliebling Ji Hoon Kim klar auspunktete, ehe er den Titel souverän gegen Ricardo Dominguez und Leonardo Zappavigna verteidigte. In der Zwischenzeit hatte Ameth Diaz vier Siege und zwei Niederlagen gegen Joan Guzman und Takehiro Shimada zu verbuchen ehe er in einem Eliminator für den IBF-Gürtel in einer Runde von Ji Hoon Kim gestoppt wurde, woraufhin dieser eben gegen Vazquez antreten durfte. In seinem letzten Kampf trat Diaz dann gegen Leonardo Zappavigna an, der frisch von seiner Punktniederlage gegen Miguel Vazquez kam. Diaz gewann durch TKO in der fünften Runde und sicherte sich somit die Chance um Vazquezs Titel boxen zu dürfen.
Für den Kampf dürften die Rollen recht klar definiert sein. Diaz ist ein äußerst zuschauerfreundlicher Boxer, der enorm hart schlägt, aber selber nicht besonders viel einstecken kann. Bei Kämpfen von ihm liegt immer ein KO in der Luft, ob es nun für oder gegen ihn ist, da er sich vor allem nicht wirklich darum zu kümmern scheint schwere Treffer zu vermeiden. Er besitzt durchaus boxerisches Können, doch mag es vor allem wilde Schlägereien im Ring anzuzetteln. Miguel Vazquez hingegen ist ein hervorragender Boxer, der äußerst flüssig in seinen Bewegungen und generell technisch sehr bewandert ist. Er hat die schnelleren Hände, die bessere Defensivarbeit und ist Diaz lediglich in Sachen Schlagkraft unterlegen, was dem Kampf Spannung verleiht.
Miguel Vazquez ist es jedoch absolut gewohnt gegen hart schlagende, technisch unterlegene Gegner, die den Vorwärtsgang suchen, zu boxen. Mit Breidis Prescott, Ji Hoon Kim und Leonardo Zappavigna passen drei seiner letzten fünf Gegner perfekt in dieses Muster, und auch wenn Prescott Vazquez in der ersten Runde niederschlagen konnte, punktete er doch alle drei problemlos und deutlich aus. Es ist schwer vorstellbar, dass es gegen Ameth Diaz anders verlaufen sollte. Zwar ist dieser boxerisch ein wenig besser als die anderen drei, doch nutzt er dies meistens nicht aus, und er sollte sich sowieso gegen Vazquez nicht auf ein technisches Duell einlassen, da er dies nicht gewinnen kann. Diaz muss seine Chance in seiner Schlagkraft suchen, auch wenn die Chance eher gering ist. Denn wenn alles normal verläuft, wird Miguel Vazquez mit einer guten boxerischen Vorstellung klar nach Punkten gewinnen, doch die Spannung wird bis zum letzten Gongschlag aufrecht erhalten bleiben, weil Ameth Diaz stets die Möglichkeit hat mit einem Schlag für das Ende zu sorgen.