WBO-Leichtgewichtsweltmeister Michael Katsidis reist am Wochenende nach England um seinen Titel dort gegen das britische Talent Kevin Mitchell zu verteidigen. Für den ungeschlagenen Heimboxer stellt Katsidis den mit Abstand besten Gegner seiner Karriere dar.
Michael Katsidis, Australier mit griechischer Herkunft, wurde in seinem letzten Kampf, als er Vicente Escobedo knapp nach Punkten schlug, zum zweiten Mal in seiner Karriere Interimsweltmeister der WBO. Bereits Anfang 2007 hatte er in seinem bislang einzigen Auftritt in Großbritannien gegen Graham Earl den Titel gewonnen, den er jedoch zwei Kämpfe später an den Kubaner Joel Casamayor verlor. Mit England verbindet Katsidis also durchaus gute Erinnerungen, aber Kevin Mitchell dürfte ein härterer Gegner sein als damals Graham Earl, der ihn allerdings auch zu Boden schickte.
Mitchell hat sich bisher in 31 Profikämpfen schadlos gehalten und feierte letzten Dezember seinen besten Sieg, als er Breidis Prescott, der durch den Erstrunden-KO gegen Amir Khan bekannt wurde, recht problemlos auspunktete. Prescott ist zwar ein solider Boxer, aber nicht auf dem Niveau von Michael Katsidis, so dass dieser Kampf ein wirklicher Härtetest für Mitchell ist, der sich selbst schon seit längerer Zeit als zukünftigen Weltmeister sieht.
Den Stil um Katsidis schlagen zu können, hat er sicherlich schon. Er ist ein rundum solider Boxer, der normalerweise eher aus der Distanz agiert um seine schnellen und präzisen Hände ins Ziel zu bringen. Jedoch lässt er sich auch gerne mal in offene Schlagabtausche ziehen und wirft dann seine Taktik über Bord. Genau das sollte er gegen Michael Katsidis nicht machen.
Denn Katsidis ist der quintessentielle Kämpfer. Er geht unentwegt nach vorne und liebt den offenen Schlagabtausch. Nicht selten sind seine Kämpfe blutgefärbt, da er nicht nur viel und hart austeilt, sondern auch selber viel einsteckt und dabei sehr zu Cutverletzungen und Schwellungen neigt. Er scheint sich mir in den letzten Jahren ein wenig boxerisch weiter entwickelt zu haben, aber trotzdem bleibt er ein eher eindimensionaler Fighter, der nur den Vorwärtsgang kennt und ausgeboxt werden kann.
Das ist jedoch keine einfache Aufgabe, da Katsidis 12 Runden lang Druck macht und zudem eine hohe Workrate an den Tag legt. Kevin Mitchell hingegen ist hin und wieder nicht wirklich aktiv genug und könnte so gegen den Australier knappe Runden allein aufgrund der geringeren Anzahl an Schlägen abgeben. Trotzdem sehe ich für den Engländer gute Chancen. Er boxt vor heimischem Publikum und könnte durchaus den kleinen Vorteil, den britische Boxer hin und wieder schon auf der Insel bei den Punkt- und Ringrichtern besitzen, genießen. Der Kampf scheint zumindest sehr ausgeglichen, und es wäre nicht all zu überraschend würde ein enger Kampf nach Punkten an den Heimboxer gehen. Zudem ist ein Abbruchsieg aufgrund von Cutverletzungen auch nicht unwahrscheinlich, da Mitchell auch sehr präzise schlägt und einen Cut, der bei Katsidis immer möglich ist, sicherlich auch punktgenau anvisieren könnte. Katsidis ist mit seinem physischen, willensstarken Stil nie abzuschreiben, aber ich habe das Gefühl, dass Kevin Mitchell der etwas komplettere Boxer der beiden ist und sich am Samstagabend den Gürtel des Australiers schnappen wird.