Zweieinhalb Jahre nachdem er in seinem bislang einzigen Titelkampf in der ersten Runde kalt erwischt wurde und von Robert Guerrero ausgeknockt wurde, hat sich Martin Honorio mit einer Reihe guter Siege langsam wieder nach oben gekämpft. Letzten September ging er als klarer Außenseiter in einen Leichtgewichtskampf gegen den ungeschlagenen John Molina und führte ihn zehn Runden lang vor. Den gewonnenen nordamerikanischen Leichtgewichtstitel verteidigte er dann ganz souverän gegen den ebenfalls zuvor ungeschlagenen Wilton Hilario in einem Kampf, in dem beide im Superfedergewichtslimit einwogen. Diese Gewichtsklasse scheint auch eher die richtige für ihn zu sein und am Samstagabend trifft er in Kalifornien auf Argenis Mendez. Der Sieger darf getrost zur erweiterten Elite des Superfeders gezählt werden.
Der Dominikaner Mendez wechselte Ende 2006 nach einer sehr guten Amateurkarriere und einer Olympiateilnahme 2004 ins Profilager und hat seitdem dort 15 Siege und eine Niederlage angehäuft. Er galt eigentlich als viel versprechendes Talent, doch seine knappe Punktniederlage gegen den unterdurchschnittlichen Jaime Sandoval, den er in der ersten Runde am Boden hatte, warf einige Fragen auf, so dass Martin Honorio wohl für Samstag als Favorit gilt. Doch Mendez ist durchaus ein fähiger Boxer, der mit schnellen Händen und starker Athletik glänzt. Er boxt recht typisch für dominikanische Boxer und verlässt sich mit einer häufig tief hängenden Hand auf gute Reflexe und schnelle Fäuste und Beine. Zudem verlegt er sich meist auf Konter, so dass es eher unwahrscheinlich ist, dass er trotz seiner deutlichen Reichweitenvorteile gegen Honorio die Initiative ergreifen wird.
Martin Honorio, der zuletzt sowohl gegen Molina als auch gegen Hilario Reichweitennachteile souverän überkam, wird sich also immer wieder in Schlagdistanz von Mendez begeben müssen und sollte dabei sowohl auf dessen guten Jab als auch auf den überragenden linken Haken zum Körper aufpassen, den er technisch fein schlägt und in dem auch einiges an Schlagkraft steckt.
Honorio ging zwar gegen Robert Guerrero in einer Runde KO, ist jedoch normalerweise zäh und ausdauernd. Zudem ist er der deutlich Erfahenere der beiden mit Kämpfen gegen Leute wie Steven Luevano, Cristobal Cruz oder Rogers Mtagwa, die er alle drei besiegte. Und eben diese Erfahrung, die Mendez noch fehlt, macht Honorio zum Favoriten in diesem Kampf. Es ist schwer einzuschätzen, wie der 23-jährige Mendez mit einem Mann von der Qualität Honorios zurecht kommt. Der Dominikaner hat jedoch mit Ex-Weltmeister Robert Garcia einen guten Trainer in seiner Ecke und ich glaube, dass er eine sehr realistische Chance besitzt, wenn er gut auf den Kampf eingestellt ist. Seine Schnelligkeit sollte genügen können um Honorio vor größere Probleme zu stellen, auch wenn dieser mit seinem eigenen Können immer in der Lage sein wird die Runden eng zu gestalten und teilweise für sich zu gewinnen. Honorio hat im Moment eine gute kleine Siegessträhne laufen, aber ich denke, dass Mendez mit seinem Talent für eine kleine Überraschung und einen knappen Punktsieg sorgen kann.