Im April dieses Jahres legte der Brite Jamie McDonnell seinen europäischen Titel im Bantamgewicht nieder um sich auf einen Titelkampf gegen WBC-Weltmeister Shinsuke Yamanaka zu konzentrieren. Seine beiden früheren Gegner Lee Haskins und Stuart Hall, der kurzfristig für Stephane Jamoye einsprang, kämpfen am Samstagabend in England um den vakanten Gürtel.
Für Stuart Hall ist es die Chance sich von seiner einzigen Niederlage bisher so richtig zurück zu melden. Nachdem der 32-jährige Brite in seinen ersten zwölf Kämpfen ungeschlagen geblieben war, unterlag er im September 2011 Jamie McDonnell nach Punkten. Es war Halls größter Kampf bis dato, und der europäische Titel im Bantamgewicht stand auf dem Spiel. McDonnell erwies sich jedoch als zu stark und gewann vor allem aufgrund einer stärkeren zweiten Kampfeshälfte am Ende verdient knapp nach Punkten.
Auch Lee Haskins stand bereits mit Jamie McDonnell im Ring, schlug diesen jedoch im März 2008 nach Punkten. Es war Haskins erster Kampf nach seiner Niederlage gegen Ian Napa, die bis heute seine letzte geblieben ist. Haskins hatte gegen Napa aufgrund einer verletzten Schulter aufgeben müssen, und hat seitdem neun Kämpfe in Folge gewonnen. Zuletzt nahm er an der Superfliegengewichtsausgabe des Prizefighter-Turniers teil, in der er sich im Finale gegen Don Broadhurst dominant durchsetzte.
Generell ist Haskins eher ein Superfliegengewichtler und wird am Samstag gegen Hall im Bantamgewicht wohl der deutlich körperlich schwächere Mann sein. Dafür ist er äußerst unberechenbar und stilistisch unangenehm. Er boxt als Rechtsausleger aus der Distanz mit schnellen Händen und guten Reflexen. Dabei wartet er mit sehr tief hängenden Fäusten auf Kontermöglichkeiten, die er zwar mit unterdurchschnittlicher Schlagkraft aber mit großer Genauigkeit und Schnelligkeit ins Ziel bringt.
Stuart Hall hingegen ist ein viel orthodoxerer Boxer, der Druck ausübt und teilweise ein wenig eindimensional wirkt. Er hat relativ schnelle Hände und gute Schlagkraft, lebt aber vor allem von seiner hohen Aktivität, seiner körperlichen Präsenz und seinen guten Kombinationen.
Haskins ist ohne Frage vielseitiger und auch boxerisch besser. Er neigt jedoch dazu es manchmal mit seinen schön anzuguckenden Meidbewegungen zu übertreiben und dabei die effektiven Konter zu vergessen. Zudem könnte die körperliche Unterlegenheit ein Faktor werden, wenn es Hall gelingt konstant die Distanz zu verkürzen. Ich glaube jedoch, dass Haskins am Ende den Kampf für sich entscheiden wird. Sein Stil wird für Hall schwer auszurechnen sein, und wenn Hall vorwärts marschiert, wird Haskins regelmäßig seine guten Konter setzen können. Selbst wenn es Hall gelingt es zu einer kleinen Schlacht zu machen und seine Kraft in der Nahdistanz einzubringen, ist Haskins facettenreich genug um seinen Plan im Kampf zu ändern und darauf zu reagieren. Daher denke ich, dass Lee Haskins, der bei einem Sieg schon bald um einen WM-Titel kämpfen möchte, einen relativ klaren Punktsieg einfahren wird.