Obwohl erst letzte Woche Merlito Sabillo seinen WBO-Minimumgewichtstitel verteidigte, lässt die WBO an diesem Samstag einen vakanten Interimstitel ausboxen. In Mexiko treffen dabei mit dem Lokalmatador Julian Yedras und dem 21 Jahre jungen Nicaraguaner Carlos Buitrago zwei ungeschlagene Talente aufeinander.
Beim Vergleich der Kampfrekorde der beiden Boxer, die von der WBO auf Rang 2 (Buitrago) und 8 (Yedras) der Weltrangliste geführt werden, fällt ein deutlicher Unterschied auf, was die Qualität der bisherigen Gegner anbelangt. Während Julan Yedras seine 21 Profikämpfe, die er alle gewann, gegen sehr durchschnittliche Gegner hatte, von denen noch keiner zehn Siege im Kampfrekord stehen hatte, hat es Buitrago, der eine gute Amateurkarriere mit 162 Siegen in 167 Kämpfen vorweisen kann, durchaus schon mit respektablen Kontrahenten als Profi aufgenommen. So schlug er beispielsweise in seinem siebzehnten Kampf im November 2010 Jorle Estrada, der letztes Wochenende noch Merlito Sabillo im Kampf um den vollen WBO-Titel herausforderte. Auch gelangen dem Venezuelaner Siege über Eddy Castro (2x), der zuvor bereits in einem Titelkampf stand, Veteran Carlos Melo, der es bereits vielen starken Boxern schwer gemacht hat und ebenfalls um WM-Gürtel geboxt hat, oder seinen sehr soliden Landsmann Jose Aguilar. Es wäre wohl kaum vermessen zu sagen, dass Buitragos letzte Dutzend Gegner allesamt besser waren, als alles, was Yedras bislang vor den Fäusten hatte.
Doch, auch wenn Yedras Kampfrekord von schwachen Gegnern gefüllt ist, ist der Mexikaner nicht gänzlich untalentiert. Er besitzt relativ schnelle Hände und eine ordentliche Technik. Außerdem arbeitet er gut zum Körper und scheint ein wenig Schlagkraft in den Fäusten zu haben, auch wenn KOs gegen schwache Gegner nicht immer sehr aussagekräftig sind. Er boxt aggressiv und im Vorwärtsgang, vernachlässigt dabei aber häufig seine Deckungsarbeit. Am gefährlichsten ist er mit der rechten Geraden zum Kopf und dem linken Haken zum Körper.
Carlos Buitrago ist jedoch meiner Meinung nach doch deutlich talentierter. Der 21-Jährige, der in den Fußstapfen seines Landsmanns und Freunds Roman Gonzalez folgen will, mit welchem er bereits im Sparring Erfahrungen gesammelt hat, ist ein flinker kleiner Boxer, der die Distanz bevorzugt. Er bewegt sich gut durch den Ring und bestimmt Kämpfe mit seinem Jab. Auffällig ist vor allem sein sehr gutes Auge und sein starkes Timing, was es ihm ermöglicht hervorragende Konter zu setzen. Dabei präsentiert er sehr schnelle Hände sowie eine große Variabilität, auch wenn sein linker Haken wohl seine stärkste Waffe ist. Er boxt technisch lehrbuchmäßig und kennt zudem einige defensive Tricks.
Meiner Meinung nach muss Carlos Buitrago als klarer Favorit gelten. Er besitzt nicht nur weitaus mehr Erfahrung, sondern ist Yedras auch in fast allen anderen Bereichen überlegen. Die einzigen Vorteile, die der Mexikaner haben könnte, ist seine Aggressivität, seine Workrate, und der Fakt, dass er vor heimischem Publikum boxen darf, während Buitrago erst das zweite Mal außerhalb Nicaraguas in den Ring steigt. Vor allem für junge Boxer ist es nie ganz einfach vor einer ihnen feindlich gesonnenen Kulisse zu boxen, doch Buitrago wirkt bereits sehr reif für sein Alter. Ich denke, dass er Für beide Boxer ist es der erste Kampf, der auf 12 Runden angesetzt ist, so dass bei beiden kleine Fragezeichen bezüglich der Kondition bestehen könnten, doch wenn es keine all zu großen Überraschungen gibt, sollte Carlos Buitrago am Samstag den Ring als Sieger verlassen können. Seine schnellen Hände und sein exzellentes Auge sollten genügen um den zu offenen Yedras regelmäßig aus der Distanz heraus abkontern zu können. Ich tippe auf einen relativ klaren Punktsieg für Carlos Buitrago, wäre aber auch nicht überrascht, wenn es ihm gelingen sollte den Mexikaner sogar vorzeitig zu schlagen.
Meiner Meinung nach muss Carlos Buitrago als klarer Favorit gelten. Er besitzt nicht nur weitaus mehr Erfahrung, sondern ist Yedras auch in fast allen anderen Bereichen überlegen. Die einzigen Vorteile, die der Mexikaner haben könnte, ist seine Aggressivität, seine Workrate, und der Fakt, dass er vor heimischem Publikum boxen darf…