Vorschau: John Murray vs Kevin Mitchell

John Murray und Kevin Mitchell bestreiten am Samstagabend in Liverpool einen britischen Topkampf um den vakanten interkontinentalen Leichtgewichtstitel der WBO. Ursprünglich sollte der Kampf bereits letzte Woche stattgefunden haben, doch eine Viruserkrankung zwang Mitchell den Kampf um eine Woche zu verlegen. Der ungeschlagene Murray versucht damit diesen Samstag nach dem Gewinn des europäischen Titels einen weiteren Schritt nach vorne in seiner Karriere zu gehen, während Kevin Mitchell seinen alten Titel zurückgewinnen will.

Diesen gab der 26-Jährige letztes Jahr auf um Michael Katsidis um den Interims-WM-Titel der WBO herauszufordern. Der Brite war gegen den erfahrenen Titelverteidiger chancenlos, wurde in drei Runden gestoppt und musste seine erste Profiniederlage hinnehmen. Erst Ende 2009 war Murray aus dem Superfedergewicht aufgestiegen, wo er seine besten Siege gegen Carl Johanneson und Walter Estrada hatte sammeln können. Im Leichtgewicht, wo er generell etwas schwächer aussah als eine Gewichtsklasse tiefer, konnte er immerhin einen Sieg über Breidis Prescott feiern.

John Murray hingegen boxt seit Anbeginn seiner Karriere im Leichtgewicht. Dort hat er sich in den letzten Jahren behutsam vom britischen Level an die Weltklasse heran gepirscht. Die IBF führt ihn an Rang 10 der Welt, die WBO an Rang 4, und die WBC sieht ihn sogar auf Platz 2, während ihn das unabhängige Ring Magazine als fünftbesten Leichtgewichtler der Welt führt. Nach einigen Verteidigungen des britischen Titels wagte er sich im Mai 2010 auf europäische Ebene, wo er den vakanten Titel gegen Gary Buckland gewann. Zwei souveräne Titelverteidigungen folgten seitdem, aber ein Sieg über Mitchell wäre wohl sein bislang größtes Ausrufezeichen und der nächste große Schritt in Richtung WM-Kampf.

Mitchell ist nicht umsonst in 31 Profikämpfen ungeschlagen. Er ist ein rundum sehr ordentlicher Boxer, der mit hoher Deckung in den Gegner geht um dort seine Salven los zu werden. Zwar ist er kein großer Puncher, aber er hat bereits 18 KOs in seiner Karriere erzielt indem er seine Gegner mit viel Druck, Willen und hoher Workrate niedergerungen hat. Zudem hat er bislang ein sehr gutes Kinn bewiesen und war meinem Wissen nach noch nie am Boden.

Kevin Mitchell muss in diesem Kampf als härterer Puncher gehandelt werden, wird aber nach eigenen Angaben versuchen eher klassisch zu boxen als auf den KO zu gehen. So eine Strategie funktionierte für ihn perfekt gegen Breidis Prescott, bei dem es das Ziel war seinen harten Schlägen aus dem Weg zu gehen. Gegen Murray muss sich Mitchell aber keine all zu große Sorgen machen KO zu gehen, da Mitchell trotz der KO-Niederlage gegen Katsidis durchaus ein gutes Kinn besitzt und Murray wohl nicht hart genug für einen vorzeitigen Sieg schlägt.

John Murray hat schon immer Probleme mit beweglichen, schnellen Boxern gehabt, so dass es durchaus klug von Mitchell wäre ihn von außen zu boxen und seinen Schnelligkeitsvorteil auszunutzen. Allerdings ließ sich Mitchell in der Vergangenheit bereits des Öfteren unnötigerweise in Schlachten verwickeln, was hier für ihn schlecht sein könnte, auch wenn er selber der härtere Puncher ist. Murray ist technisch versierter als Mitchell und dürfte in der Nahdistanz klar die Vorteile auf seiner Seite haben. Zudem ist er Mitchell, der mir im Leichtgewicht eine Gewichtsklasse zu hoch aufgehoben scheint, körperlich überlegen.

Die Ansetzung ist interessant, da beide Boxer gewinnen können und zudem ein zuschauerfreundlicher Kampf wahrscheinlich erscheint. John Murray ist bei den Buchmachern leichter Favorit, und das meiner Meinung nach zu Recht. Ich glaube, dass es zwar ein enger Kampf werden wird, aber Murray Mitchell im Laufe der Runde ihm seinen Kampf aufzwingen wird und vor allem dank seiner physischen Stärke nach Punkten gewinnen wird.

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