Vorschau: Javier Fortuna vs Luis Franco

Im Hauptkampf von Friday Night Fights trifft diese Woche das ungeschlagene Federgewichtstalent Javier Fortuna auf den 31-jährigen Kubaner Luis Franco. Der 24-jährige Dominikaner Fortuna will dabei den nächsten Schritt in Richtung der ganz großen Kämpfe nehmen, nachdem er zuletzt eindrucksvolle Siege einfahren konnte. Franco hofft ihm dabei einen Strich durch die Rechnung machen zu können und sich nach seinem letzten Kampf, in dem er seine erste Profiniederlage kassierte, rehabilitieren zu können.

Luis Franco gehört zu dem Kontingent kubanischer Boxflüchtlinge, wobei er nie zu den größten Talenten gezählt wurde, die die Insel mit der reichen Amateurboxgeschichte verließen. Nichtsdestotrotz repräsentierte Franco Kuba noch bei den olympischen Spielen 2004, wo er es im Federgewicht immerhin ins Viertelfinale schaffte, wo er am Deutschen Vitali Tajbert scheiterte. 2009 gab er dann im Alter von 27 Jahren sein Debüt im Profisport, wo er anfangs einen guten Eindruck gegen limitierte Gegner hinterließ. In seinem neunten Profikampf hatte er dann schon gewaltige Probleme gegen Dionisio Miranda, doch es reichte noch zum knappen Punktsieg und in der Folge zu zwei weiteren Siegen ehe er das erste Mal eine Niederlage einstecken musste. In seinem bis heute letzten Kampf unterlag er in einem Eliminator der IBF überraschend und etwas unglücklich dem Argentinier Mauricio Javier Munoz in einem schwachen Kampf.

Javier Fortuna imponierte hingegen zuletzt. Der 24-Jährige begeisterte Boxfans mit seinem enorm unterhaltsamen Stil und beeindruckenden kurzrundigen Siegen. Nach 17 Profisiegen machte sich der ungeschlagene Dominikaner zunächst mit einem starken Punktsieg über Miguel Roman einen Namen ehe er den zuvor ebenfalls unbesiegten US-Amerikaner Yuandale Evans in nur einer Runde stoppte. Nur drei Monate später blieb der als harter Hund bekannte Ex-IBF-Weltmeister Cristobal Cruz lediglich zwei Runden gegen Fortuna stehen, während der bis dahin ungeschlagene Patrick Hyland Ende 2012 es immerhin über die Runden schaffte, aber klar nach Punkten verlor. Zuletzt machte Fortuna dann kurzen Prozess mit dem Mexikaner Miguel Zamudio, gegen den er in 68 Sekunden seinen gegen Hyland gewonnenen Interimstitel der WBA verteidigte.

Fortuna ist einer der unterhaltsamsten Talente des Sports, da er sein offensichtliches Talent mit einem sehr aggressiven, teils übermütigen Boxstil verbindet. Der Rechtsausleger hat unheimlich schnelle Fäuste, jede Menge Schlagkraft, wie seine KO-Quote von knapp 70 Prozent belegt, und geht seine Kämpfe mit der Absicht an möglichst früh den KO zu suchen. Dabei agiert er häufig noch zu wild und legt wenig Wert auf seine Defensive, obwohl er eigentlich gute Reflexe und Meidbewegungen besitzt, doch seine überragende Offensive hat dies bisher noch immer wettgemacht.

Luis Franco hat seinerseits ebenfalls recht schnelle Hände, wenn auch nicht auf dem Level von Fortuna. Er besitzt einen soliden Punch und ist technisch gut ausgebildet. Er hat zudem ein gutes Timing und Distanzgefühl, was ihn zu einem guten Konterboxer macht. Er wirkt jedoch teilweise noch im Amateurboxen gefangen. Gegen Munoz ließ er hinten heraus stark nach, was zur Niederlage führte, und auch sonst ist er teilweise zu inaktiv und legt nicht genug in seine Schläge um seine Gegner von sich zu halten. Er konzentriert sich noch zu sehr darauf mit einzelnen Schlägen zu punkten und dann wieder außer Reichweite zu gehen, was bei den professionellen Punktrichtern nicht immer so gut ankommt, vor allem gegen einen aggressiven Boxer wie Fortuna, der den Kampf machen dürfte.

Nicht nur aufgrund Fortunas letzten spektakulären Auftritten und Francos Niederlage in seinem letzten Kampf gilt der Dominikaner als klarer Favorit in dem Kampf. Javier Fortuna ist jünger, frischer, größer, schneller und schlagstärker. Franco mag Vorteile in Sachen Erfahrung und Defensivarbeit sowie möglicherweise Beinarbeit haben, doch es ist schwer vorstellbar, dass der Kubaner offensiv mehr anbietet als Fortuna. Selbst wenn Franco mit seinen technisch besseren Fähigkeiten die besseren Treffer setzen sollte, ist es unwahrscheinlich, dass er mit seinem zuschauerunfreundlichen Stil mehr Runden bei den Punktrichtern sammeln sollte als Fortuna, der extrem aggressiv agiert und für Action steht.

Bei Fortunas Boxstil besteht stets die Möglichkeit, dass er den Kampf extrem früh beendet, und er hat auch dieses Mal angekündigt, dass dies sein Ziel sei. Franco ist meiner Meinung nach jedoch klug genug um die Anfangsoffensive des Dominikaners zu überstehen. In der Folge könnte er es durchaus schaffen Fortuna das Leben recht schwer zu machen, wenn er ihn ins Leere schlagen lassen kann und gut durch den Ring zirkelt. Für den Sieg sollte es jedoch nicht reichen. Wenn Fortuna den Kampf nicht frühzeitig beendet, gehe ich von einem relativ klaren Punktsieg für den Dominikaner aus, dessen Aggressivität und Schnelligkeit den Unterschied ausmachen dürften.

3 Gedanken zu “Vorschau: Javier Fortuna vs Luis Franco

  1. Wie immer eine treffende Analyse mit schlagenden Argumenten ;), sehe ich genauso: zu einem KO wirds nicht reichen, weil Franco defensiv zu gut und zu schnell auf den Beinen ist, aber die Workrate und Aggressivität Fortunas machen über die Runden den klaren Unterschied

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