In Japan steht am kommenden Freitag der vakante WBC-Gürtel im Federgewicht auf dem Spiel, wenn Hozumi Hasegawa und Juan Carlos Burgos in einem faszinierenden Kampf aufeinander treffen. Beide Boxer haben eine große Hürde zu überspringen: Hasegawa springt gleich zwei Gewichtsklassen hoch nach einer KO-Niederlage, Burgos geht gleich einige Klassen in Bezug auf die Qualität seiner Gegnerschaft hoch.
Hozumi Hasegawa galt nach einer imposanten Regentschaft im Bantamgewicht als kommender internationaler Star und war drauf und dran den Sprung in etliche Pound-for-Pound Top-10-Listen zu schaffen. Einem starken Sieg gegen Titelträger Veeraphol Sahaprom folgten zehn erfolgreiche Titelverteidigungen des WBC-Titels in viereinhalb Jahren, zum Schluss zunehmend beeindruckender und kurzrundiger. Ein Kampf gegen WBO-Titelträger Fernando Montiel sollte die Nummer Eins im Bantamgewicht ermitteln, und Hasegawa ging als leichter Favorit in die Ansetzung. Doch nach drei guten Auftaktrunden reichte ein klasse Treffer des Mexikaners um den Kampf herum zu biegen und schließlich für den Abbruch in der vierten Runde zu sorgen. Montiel machte den Sprung in die Pound-for-Pound-Listen und an die Spitze des Bantamgewichts, während Hasegawa weit zurückfiel. Sieben Monate später steigt er nun das erste Mal seitdem wieder in den Ring und geht gleich zwei Gewichtsklassen hoch. Das Superbantamgewicht kam für ihn wohl nicht in Frage, da sein Stallkollege Toshiaki Nishioka dort Titelträger ist, und man nicht beide Boxer gegeneinander verheizen möchte. Zudem schien Hasegawa nach zehn Jahren im 118-Pfund Limit aus dem Bantamgewicht deutlich herausgewachsen zu sein, und auch seine KO-Niederlage gegen Montiel könnte durchaus zum Teil den Problemen das Gewicht zu bringen zuzuschreiben sein.
Im Federgewicht geht es nun für ihn gleich im ersten Kampf wieder um einen Titel. WBC-Titelträger Elio Rojas wurde der Titel aberkannt, da er aufgrund von Verletzungen zu lange inaktiv war. Hasegawa darf als ehemaliger WBC-Champ in einer anderen Gewichtsklasse nun um den vakanten Titel gegen den von der WBC auf Nummer Eins im Federgewicht geführten Mexikaner Juan Carlos Burgos boxen. Burgos ist 22 Jahre jung und in 25 Profikämpfen noch ungeschlagen. Allerdings fehlt ihm trotz erkennbaren Talent eindeutig die Erfahrung auf dem Niveau, auf dem Hasegawa seit Jahren boxt. Sein bester Sieg kam zuletzt in einem Eliminator, als er Ricardo Castillo stoppte, der immerhin in seiner Karriere drei Mal erfolglos um einen Titel boxen durfte.
Burgos ist ein gutes Stück größer als Hasegawa und der physisch stärkere Mann. Zudem ist er wohl der bessere Puncher der beiden. Der Mexikaner ist technisch nicht völlig ausgereift, aber solide und besitzt einen guten Jab. Allerdings ist er etwas ausrechenbar und nicht besonders schwer zu treffen. Hasegawa hingegen ist schneller auf den Beinen und mit den Fäusten und besitzt bessere Meidbewegungen. Ich halte es nicht für unwahrscheinlich, dass er nach der KO-Niederlage im letzten Kampf und dem Gewichtsklassenaufstieg zuerst einmal vorsichtig boxen wird und darauf bedacht sein wird möglichst wenig Treffer einzustecken. Mit seiner Agilität könnte er Burgos durchaus frustrieren, und seine schnellen Hände sollten es ihm ermöglichen den teils unkoordinierten Burgos immer wieder gut abzukontern und ihm konstant verschiedene Winkel anzubieten. Besonders Hasegawas linke Gerade hat sich zu einer exzellenten Waffe entwickelt, und die Rechtsauslage des Japaners könnte Burgos generell Probleme bereiten.
Dieser sollte möglichst früh versuchen einen Großteil seiner Arbeit dem Körper zu widmen. Burgos geht stark zum Körper, wenn er sich darauf konzentriert, und so würde er Hasegawa dessen Bewegung und seinen Schnelligkeitsvorteil nehmen. Auch viel Druck dürfte sich auszahlen, obwohl er damit dem Japaner Konterchancen gibt. Denn es ist zumindest fraglich wie Hasegawa die KO-Niederlage gegen Montiel verdaut hat oder wie weit sie ihn mental noch belastet. Auch hinter seinem Kinn steht ein kleines Fragezeichen, doch mir scheint es so als wäre es einfach ein exzellenter Schlag von Montiel gewesen gepaart mit dem Fakt, dass Hasegawa möglicherweise nicht mehr wirklich ins Bantamgewicht gehörte. In anderen Kämpfen, insbesondere bei seinem Titelgewinn gegen Sahaprom hatte Hasegawa bereits vorher bewiesen, dass er durchaus einstecken kann.
Der Ausgang ist schwer zu prognostizieren, da es viele Unbekannte gibt. Wie erholt ist Hasegawa vom Montiel-Kampf? Wie gut passt er ins Federgewicht? Ist Burgos schon weit genug für so einen Quantensprung in der Qualität seiner Gegner? Ich persönlich würde Hasegawa zum leichten Favoriten machen. Ich glaube, dass er Burgos vorsichtig boxend ausmanövrieren kann. Auf einen Schlagabtausch sollte er sich nicht einlassen, und ich kann mir nicht vorstellen, dass er den allem Anschein nach durchaus zähen Burgos stoppen kann, aber, auch wenn die physischen Vorteile des Mexikaners ihm einige Probleme bereiten dürften, favorisiere ich Hasegawas Klasse und Erfahrung leicht in diesem Kampf. Der Kampf findet in Hasegawas Heimat statt, was allerdings kaum einen Faktor spielen dürfte, da in kaum einem Land die Auswärtsboxer so faire Urteile bekommen wie in Japan. Die recht enge Punktentscheidung für Hasegawa, auf die ich tippe, dürfte am Ende auch vollends verdient sein.