Nach einer in den letzten Jahren fast beispielslosen Reihe von Kämpfen gegen Weltklassegegner hat sich Carl Froch für seinen Auftritt vor heimischem Publikum am Samstagabend einen verhältnismäßig leichten Gegner verdient und steht in Nottingham bei der IBF-Titelverteidigung vor einer Pflichtaufgabe gegen den US-Amerikaner Yusaf Mack.
In seinen letzten acht Kämpfen traf die Kobra auf Jean Pascal, Jermain Taylor, Andre Dirrell, Mikkel Kessler, Arthur Abraham, Glen Johnson, Andre Ward und Lucian Bute, allesamt absolute Topleute zwischen Mittel- und Halbschwergewicht. In diesen acht Kämpfen ging es für Froch vom ersten Titelgewinn gegen Pascal über die ersten bangen Momente gegen Taylor und Dirrell bis hin zur ersten Niederlage gegen Kessler. Von dieser meldete er sich gegen Abraham eindrucksvoll zurück ehe er gegen Glen Johnson erneut Probleme hatte. Andre Ward fügte ihn die zweite Niederlage zu bevor sich Froch zuletzt eindrucksvoll zurück meldete, als er den ungeschlagenen Weltmeister Lucian Bute in fünf Runden komplett auseinander nahm.
Yusaf Mack kann bei weitem nicht auf so eine eindrucksvolle Karriere in den letzten Jahren zurück blicken. Der 32-Jährige scheiterte bislang immer gegen Gegner aus der vordersten Reihe. So waren Alejandro Berrio, Librado Andrade, Glen Johnson und Tavoris Cloud jeweils zu gut für ihn und fügten ihm seine vier Profiniederlagen zu. Seine besten Siege kamen gegen Boxer zustande, die eher der zweiten bis dritten Reihe zuzuordnen sind, wie etwa Daniel Judah, Chris Henry, Otis Griffin oder Omar Sheika.
Dabei ist Mack ein sehr ordentlicher Boxer. Er besitzt für das Halbschwergewicht schnelle Hände, hat gute Reflexe und ist beweglich im Ring. Zudem hat er genug Power in den Fäusten um sich Respekt vor dem Gegner zu verschaffen. Hängen gelassen wurde er aber das eine oder andere Mal bereits von seinem eher unterdurchschnittlichen Kinn und seiner manchmal ungenügenden Kondition. Alle seine vier Niederlagen kamen vorzeitig zustande, und auch in Kämpfen, in denen er siegreich blieb, war Mack bereits ein paar Mal auf sehr wackligen Beinen.
Carl Froch hingegen darf ein fantastisches Kinn sein Eigen nennen. Zwar musste er beim Sieg gegen Jermain Taylor einmal runter, jedoch hat er ansonsten schon so einige Ringschlachten mit harten Punchern überstanden. Froch mag nicht immer gut aussehen und nicht technisch astrein wirken, doch er weiß, was er im Ring zu tun hat um den Sieg zu erringen. Zudem ist er eigentlich immer ein Garant für unterhaltsame Kämpfe mit seinem zuschauerfreundlichen Stil und seinem großen Kampfgeist.
Der Engländer hat alle Vorteile auf seiner Seite, wenn er am Samstag in Nottingham vor heimischem Publikum zum Ring marschiert. Er ist erfahrener auf höherem Niveau, schlägt härter und kann mehr wegstecken. Zudem ist er im Gesamtpaket boxerisch klar besser, auch wenn er technisch nicht so lehrbuchmäßig agiert. Von der Größe und der Reichweite nehmen sich beide nicht viel, und Yusaf Mack besitzt wahrscheinlich sogar kleine Vorteile in Sachen Schnelligkeit, doch Frochs überlegenes Timing dürfte das wieder negieren.
Mack zeigte in seiner letzten Niederlage gegen Cloud eine gute Leistung und hielt bis zum plötzlichen KO gut mit, so dass ihn ein Punktrichter zu dem Zeitpunkt sogar knapp vorne sah. Ähnliches traue ich ihm auch gegen Froch zu, wenn er die Distanz halten kann und sich geschickt durch den Ring bewegt. Froch wird selbstverständlich den Vorwärtsgang suchen und einen Kampf in der Halbdistanz eher bevorzugen, wo er zudem darauf hoffen wird seine überlegene Workrate auszuspielen. Doch, auch wenn es Mack gelingen sollte anfangs gut mitzuhalten, kann ich mir nicht vorstellen, dass er das 12 Runden lang durchziehen können wird. Im Endeffekt wird es ihm wohl wieder so ergehen wie jedes Mal, wenn er auf einen Weltklasse-Mann trifft, und Carl Froch wird in den mittleren bis hinteren Runden einen KO einfahren, wenn sich langsam der Klassenunterschied offenbart.
Froch wird vorzeitig gewinnen.
Wenn Mack länger als 5 runden steht wäre das ein erfolg für ihn