Am Freitagabend trifft in Chicago Jugend auf Alter. Wenn der 26-jährige Antwone Smith gegen den 39-jährigen Jose Luis Castillo in einem Weltergewichtskampf antritt, kann man jedoch trotzdem wohl nicht von einem Kampf sprechen, der eine Wachablösung verspricht. Dafür ist Antwone Smith einerseits nicht talentiert genug um in der Weltspitze anzugreifen, und Jose Luis Castillo auf der anderen Seite bereits viel zu weit von seinen größten Erfolgen entfernt.
Zwölfeinhalb Jahre ist es mittlerweile her, dass Jose Luis Castillo seinen ersten WM-Titel gewann. Während seiner zweifachen Regentschaft als WBC-Leichtgewichtsweltmeister lieferte er sich allen voran jeweils zwei viel publizierte Kämpfe mit Floyd Mayweather Jr. und Diego Corrales, stand aber auch mit einigen anderen Weltklasseboxern im Ring und besiegte ein paar davon. Während ihn damals jedoch nur Leute vom Kaliber Mayweather, Corrales oder Hatton besiegten, verlor er in den letzten Jahren gegen zunehmend schwächere Gegner wie Sebastian Andres Lujan, Alfonso Gomez oder Jorge Paez Jr.
Für Antwone Smith hat es hingegen bisher noch nie bis nach ganz oben gelangt. Nach einer ordentlichen, aber nicht wirklich heraus stechenden Amateurkarriere musste Smith den harten Weg als Profi antreten. Schon früh musste er gegen starke Gegner ran und verlor beispielsweise in seinem sechsten Profikampf gegen Ed Paredes. Inzwischen hat der 26-Jährige einen Kampfrekord von 22 Siegen, vier Niederlagen und einem Unentschieden und gehört durchaus zur erweiterten zweiten Reihe zwischen Welter- und Halbmittelgewicht. Zwar verlor er zwei seiner letzten vier Kämpfe, hatte dabei aber mit Kermit Cintron und Roberto Garcia auch respektable Gegner. Sein Punktsieg im letzten September über den zuvor ungeschlagen Ronald Cruz war möglicherweise sein bis dato bester Profisieg.
Gegen Cruz boxte Smith souverän mit einem starken Jab und wirkte sehr variabel. Generell tendiert er jedoch dazu statisch vor seinem Gegner zu stehen und sich in einen offenen Schlagabtausch verwickeln zu lassen. Dies wäre gegen Castillo sicherlich die falsche Strategie. Denn der 39-jährige Mexikaner ist immer ein zäher Hund, der viel einstecken und gut austeilen kann. Er zeichnet sich in der Halbdistanz aus, geht stark zum Körper und kann für sein Alter noch ein beachtliches Tempo gehen.
Castillos Schwächen sind seine doch eher langsamen Hände, seine Unbeweglichkeit und seine generellen boxerischen Grenzen. Sollte Antwone Smith den Kampf ähnlich angehen wie seinen letzten gegen Ronald Cruz und von außen beweglich hinter dem Jab agieren, sollten die Vorteile alle auf seiner Seite liegen. Er ist schneller, beweglicher und variabler. Zudem ist er deutlich jünger und frischer, und Castillo könnte seine Erfahrung in einem Kampf aus der Distanz weniger ausspielen.
Der Ausgang des Kampfes hängt davon aus wie clever Smith boxt. Wenn er einen intelligenten Plan durchzieht dürfte Castillo wenig entgegen zu setzen haben, und ich denke, dass er dazu in der Lage sein dürfte. Selbst wenn er sich doch einmal in einen offenen Schlagabtausch ziehen lässt, wozu er ja die Tendenz besitzt, ist sein Kinn, denke ich, gut genug um die Treffer zu schlucken ohne direkt KO zu gehen. Daher kann ich mir durchaus vorstellen, dass er in einem zuschauerfreundlichen Kampf ein paar Runden abgeben wird, gehe aber davon aus, dass er nach zehn Runden als Sieger nach Punkten da stehen wird.
Ich hoffe Castillo reisst sich nochmal zusammen und knockt den Typ aus!