Nach mehr als zwei Jahren Kampfpause hat sich der 39-jährige Sergey Kovalev im Ring zurück gemeldet. Wer glaubte, die Karriere des Russen wäre nach der Niederlage gegen Canelo im November 2019 und anderen kleinen Hindernissen am Ende angelangt, wurde eines Besseren belehrt.
Für sein Comeback ist Kovalev eine Gewichtsklasse aufgestiegen und kämpft nun im Cruisergewicht. Als Gegner stand ihm der (angeblich) schlagstarke Bulgare Tervel Pulev gegenüber, der Bruder des bekannten Schwergewichtlers Kubrat Pulev.
Pulev ist wie Kovalev 39 Jahre alt und war bisher in 16 Kämpfen ungeschlagen. 13 seiner 16 Siege gelangen ihm vorzeitig. Wie wenig das zu bedeuten hat, wurde gegen Kovalev klar, der über die volle Distanz eine unerwartet erstklassige Leistung bot und seinen Gegner gut im Griff hatte. Zu keiner Zeit war Kovalev in Bedrängnis und setzte scheinbar auf Anraten seines Trainers dabei nicht einmal alles auf eine Karte, um vorzeitig zu siegen, sondern boxte einen fast schon locker aussehenden Punktsieg heraus.
Die Zuschauer in Inglewood / Kalifornien und weltweit an den Bildschirmen sahen einen unterhaltsamen Kampf. Nach 10 Runden bewerteten die Punktrichter den Kampf mit 2 Mal 98:92 und 97:93 für Kovalev. Was sich mit diesen Sieg für weitere Möglichkeiten auftun und ob der „Krusher“ jetzt versucht im Cruiser durchzustarten, bleibt abzuwarten. Das, was er gegen Pulev geboten hat, sah zumindest für einen 39-jährigen Ex-Champ nicht schlecht aus. Immerhin ist er jetzt bei Boxrec auf #4 im Cruisergewicht gelistet.
Der mittlerweile 41-jährige Kubrat Pulev hatte etwas mehr Glück als sein Bruder. Er besiegte den Amerikaner Jerry Forrest mit 2 Mal 99:91 und 98:92 locker nach Punkten. Für die Pulevs ist es wohl am besten,wenn sie sich im heimatlichen Bulgarien bei neigenen Boxveranstaltungen und Siegen gegen machbare Gegner als boxerische Nationalhelden feiern lassen. International „etwas reißen“ werden sie wohl nicht mehr.
Hier der Kampf zwischen Kovalev und Pulev:
Guter Kampf vom Krusher, auch wenn Pulev sicherlich nicht der Gradmesser ist, aber gut genug um ins Cruiser reinzukommen. Stellt sich die Frage, was kann und will Kovalev noch reißen? Er sollte schauen, dass er im Spätherbst seiner Karriere in den nächsten ein oder zwei Kämpfen nen Titleshot anstrebt. Gegen Briedis oder Okolie vllt. nicht unbedingt, die sind ihm da wohl überlegen, aber gegen Makabu um den WBC Titel denke ich, dass er da am ehesten zum Sieg käme. Wäre auch der Cruiserweightchampion, der ihm physisch am besten liegen sollte mit ähnlicher Größe und Reichweite.
Natürlich alles spekulativ, aber man kann sich vorstellen, was passiert wäre, wenn Kovalev beim ersten Kampf gegen Ward nicht gnadenlos beschissen worden wäre. Wären der Unterleibsspezialist oder Canelo dann überhaupt zu einem (Rück-)kampf bereit gewesen? Mal abgesehen davon, dass weniger Vodka und Marlboros vermutlich auch geholfen hätten, aber durch den dadurch erlittenen Karriereknick hat Kovalev nicht nur viel Kohle, sondern auch den Mythos des unbesiegbaren und gefürchteten „Krushers“ verloren. Unterschätzter Boxer mit hervorragenden Ringskills, konnte man am WE wieder gut erkennen.