Am Samstagabend verteidigte IBF-Bantamgewichtsweltmeister Leo Santa Cruz seinen Titel, den erst vor sechs Monaten gewann, zum dritten Mal erfolgreich. Der ungeschlagene 24-jährige Mexikaner fuhr in Los Angeles zum ersten Mal in einer Titelverteidigung keinen KO ein, sondern musste mit seinem Landsmann Alberto Guevara über die vollen zwölf Runden.
Alberto Guevara suchte zu Beginn sein Heil in der Offensive und ließ sich auf Schlagabtausche mit Santa Cruz ein, der ruhig und geduldig boxte und auf Öffnungen wartete. Guevaras Aktivität sicherte ihm damit die erste Runde, da Santa Cruz anscheinend erst noch warm werden musste. Doch auch in der zweiten Runde hielt der Außenseiter weiterhin sehr gut mit. Santa Cruz machte weiterhin zu wenig, während Guevara aktiv blieb und ihn teilweise gut mit linken Haken zum Kopf abkonterte.
Erst ab der dritten Runde legte Santa Cruz langsam zu und fand zu seinen gefürchteten Körpertreffen. Zudem ließ er mit einer Linken zum Kopf Guevara gegen Mitte der Runde das erste Mal wackeln. Generell war es der Titelverteidiger, der die deutlich härteren Treffer anbringen konnte. Guevara hielt allerdings auch die nächsten Runden erstmal noch eng, da er die Fäuste immer noch mehr fliegen ließ, auch wenn die besseren Treffer auf Seiten des Weltmeisters lagen.
Santa Cruz schnitt den Ring jetzt besser ab, und nachdem die fünfte und sechste Runde noch einmal eng waren, übernahm er in der zweiten Hälfte des Kampfes die Kontrolle. Kurz zuvor hatte er auch am Ende der sechsten Runde einen Cu am rechten Auge von Guevara geöffnet, der diesen möglicherweise von seinem bislang ordentlich funktionierenden Plan abbrachte. Guevara wirkte nun langsam zermürbt und ließ sich leichter stellen. Seine Technik ließ nach, während Santa Cruz nun präziser wurde und die eindeutig besseren Treffer landete.
In der zehnten Runde wechselte Leo Santa Cruz dann überraschenderweise in die Rechtsauslage, nachdem er sich wohl an der rechten Hand verletzt hatte, die er kaum mehr einsetzte. Doch der Weltmeister blieb weiter der bessere Mann im Ring, obwohl Guevara immer noch engagiert dagegen hielt und seine Chance suchte. Die zehnte und elfte Runde waren noch einmal eng, doch Santa Cruz erwischte eine starke letzte Runde um den Sieg wohl einzutüten. Mit dem vielleicht besten linken Haken des Kampfes brachte er Guevara früh in der Runde ins Wackeln und setzte danach auch mit weiteren guten Treffern nach, während Guevara zum Schluss des Kampfes oft den Clinch suchte. Nachdem der Schlussgong erklungen war gaben die Punktrichter ihr Urteil bekannt und erklärten Leo Santa Cruz mit einem guten 116-112, und zu deutlichen 118-110 und 119-109 einstimmig zum Sieger.
Mit dem Sieg beendete Leo Santa Cruz ein äußerst erfolgreiches und imposantes Jahr 2012, in dem er groß heraus kam. Gleich fünf Siege fuhr er in den zwölf Monaten ein, wovon die letzten vier in Bantamgewichtstitelkämpfen kamen. Er feierte gegen Guevara seinen dreiundzwanzigsten Profisieg im vierundzwanzigsten Kampf, wobei der einzige Makel ein Unentschieden in seinem zweiten Profikampf bleibt. Alberto Guevara musste hingegen in seinem siebzehnten Kampf als Profi zum ersten Mal eine Niederlage einstecken. Er verkaufte sich dabei allerdings als krasser Außenseiter gut und dürfte sich durchaus für weitere Aufgaben empfohlen haben, obwohl er als weitestgehend unbekannter Boxer in den Kampf ging.
Hab den Kampf vorhin mal angeschaut und war doch sehr überrascht von dem Auftritt Guevara’s. Der Typ hat definitiv Potential. „Teremoto“ wirkt hingegen ein bisschen erschöpft und ausgelaugt von den Kämpfen dieses Jahr. Er hatte am Anfang tüchtig Probleme die Distanz zu finden, hat aber mit seiner Workrate und vor allem seiner Präzision seiner Körper-Kopf-Kombis wieder starke Akzente gesetzt. Dennoch die Workrate war in den letzten Kämpfen doch schon ein bisschen höher, lag aber hauptsächlich daran, dass Guevara sehr clever die Distanz verteidigte, zumindest bis zur 7. Runde. Urteil geht in Ordnung, obwohl ich das 116:112 schon für ein wenig optimistisch für Guevara, halte.
Ich hoffe nächstes Jahr knöpft sich der Leo den Abner vor und geht damit auch ins Superbantam hoch.