Der Boxzirkus in Las Vegas hätte nicht passender beginnen können: Julio López singt die mexikanische Nationalhymne und sicherlich konnten einige Zuschauer ihre Verwunderung nicht verbergen. Ungewohnt war auch der Anblick einer Pfeife im Ring! Ok, es war eine Flöte, die die argentinische Nationalhymne dudelte, bevor diese zusätzlich verbal zum Ausdruck gebracht wurde.
Aber warum wird vor dem Hauptkampf zwischen Floyd Mayweather (USA) und Marcos Maidana (Argentinien) ausgerechnet die mexikanische Hymne performt, wenn selbst der 65-jährige Ringrichter Kenny Bayless ein US-Amerikaner ist?
Gab es vielleicht eine Verbindung zu Oscar De La Hoya, der im Ring präsent war und mexikanische Wurzeln hat? Oder sollte einfach dem mexikanischen Boxpublikum gehuldigt werden, damit sie auch beim nächsten Fight die Arena füllen und den Fernseher einschalten? Theorien konnte man viele entwickeln. Normalerweise werden nur die Nationalhymnen beider Boxer gespielt und vielleicht noch die des Ringrichters.Was könnte nun eine plausible Erklärung dafür sein, dass bei einer Boxweltmeisterschaft ohne Mexikaner dennoch die mexikanische Hymne gespielt wird?
Bei meiner Recherche stieß ich in der spanischsprachigen Presse auf eine Erklärung, die auch nicht viel einleuchtender scheint: Am 16. September wird traditionell der mexikanische Unabhängigkeitstag gefeiert, wobei die Feierlichkeiten am Kampfschauplatz Las Vegas bereits zuvor begannen und das ganze Wochenende anhielten. Die Auseinandersetzung am „mexikanischen Boxwochenende“ sei extra zu diesem Anlass gewählt und speziell für die mexikanischen Boxfans vermarktet worden. Damit wäre die mexikanische Nationalhymne ein reiner PG-Gag gewesen! Es würde mich nicht wundern, wenn Promoter-Fuchs Oscar De La Hoya (Golden Boy Promotions) auf diese Idee gekommen wäre, da er den Kampfabend gemeinsam mit Mayweather Promotions veranstaltete.
Floyd „Money“ Mayweather jr. verkündete zuvor, dass er sich der Unterstützung der mexikanischen Boxanhänger an diesem besonderen Wochenende bewusst sei. Auch wenn sie nicht immer für ihn mitfiebern, würden sie dennoch seine Duelle verfolgen und wären somit ein Teil seiner Karriere.
Ein kurzer historischer Rückblick
Am 16. September 1810 rief der katholische Priester Miguel Hidalgo y Castilla um fünf Uhr morgens in Dolores zum Unabhängigkeitskampf gegen die Spanier auf. Sein „Grito de Dolores“ (Schmerzensschrei) ist zur Legende geworden und wird heute noch vom mexikanischen Präsidenten auf dem Balkon des Nationalpalastes nachgeahmt: ¡Viva México!
Da die ursprüngliche Uhrzeit für eine Feier unangemessen schien, wurde die offizielle Eröffnung auf den Vorabend des Unabhängigkeitstages, den 15. September, vorverlegt.
Dennoch scheinen das Datum des Kampfes (die Nacht vom 13.9 auf den 14.9) und der Beginn der mexikanischen Feierlichkeiten (15.9) nicht ganz übereinzustimmen. Wahrscheinlich ging es eher um das Marketing als um präzise historische Fakten. Vielleicht sollte die Fightnight einfach als Einstimmung auf die folgende mexikanische Party betrachtet werden…
Von Samira Funk
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Guter artikel und finde ich super das du da nachgehakt hast, aber es sollte doch klar sein, dass das einfach für die treue Mexico gemeinde war. Schließlich verkauft man in Mexico und an den in USA lebenden Mexicanern viel PPV.
Das gedudel mit der pfeife war wirklich unerträglich, genauso wie die 5 stunden lange Argentinische nationalhymne. Keine ahnung was sie sich dabei gedacht haben.