Mayweather zwingt Mosley seinen Rhythmus auf – Schnelligkeit und Finten der Schlüssel zum Sieg

Im Endeffekt war Shane Mosley chancenlos. Er stand im Ring mit einem schnelleren, jüngeren, clevereren, besser geschulten Gegner, der ihm seine Fehler und sein Alter aufzeigte. Floyd Mayweather Jr. überwand anfängliche Probleme in den ersten zwei Runden um Mosley danach zu dominieren und überdeutlich nach Punkten zu gewinnen.

Dabei machten vor allem seine schnelleren Hände und seine Finten den Unterschied aus. Shane Mosley, der normalerweise deutlich aktiver ist und mehr Schläge pro Runde abfeuert sah sich im Verlauf des Kampfes immer zögerlicher und vorsichtiger werden und ließ sich den Kampfstil Mayweathers aufzwingen.

Von Anfang an war Mosley die Nervosität und Angespanntheit anzumerken, aber dennoch waren die ersten beiden Runden seine besten beiden Runden und die einzigen, die er nicht klar abgab. In der ersten Runde machte er genau das Richtige und schlug den Jab zu Mayweathers Körper hin, und in der zweiten Runde schüttelten zwei harte rechte Geraden von ihm Mayweather ordentlich durch. Der erste der beiden Volltreffer kam dadurch zustande, dass Mosley wieder einmal einen Jab zum Körper anbrachte, der Mayweathers rechte Hand herunterzog, und dem er eine rechte Gerade zum Kinn folgen ließ. Der zweite gute Treffer resultierte eher aus einem Fehler Mayweathers heraus, der in der Halbdistanz einen unpräzisen linken Haken schlug, der ihn für die Rechte von Mosley offen ließ.

Doch ab der dritten Runde übernahm Floyd Mayweather die volle Kontrolle. Bereits in der ersten Runde war Shane Mosley auf Mayweathers Finten angesprungen, und nun, da Mayweather anfing seinen Schnelligkeitsvorteil sowohl beim Kontern als auch beim Führen zu etablieren, gelang es ihm mit Hilfe seiner Finten seine Treffergenauigkeit hochzuschrauben. Zwar bringt er seine Schläge auch unvorbereitet sehr präzise, jedoch erhöhen seine Finten noch die Genauigkeit seiner Angriffe. Laut CompuBox-Statistiken traf Mayweather in der ersten Runde nur mit 30 Prozent Genauigkeit, während er sie danach auf deutlich über 40 Prozent hochfuhr. Bereits in der dritten Runde war es wunderbar zu sehen, dass er Probleme hatte Mosley unvorbereitet zu treffen. Täuschte er jedoch einen Schlag an, konnte er Mosleys Reaktion darauf, die stets kam, abwarten, und daraufhin seine Schläge abfeuern und Mosley so deutlich leichter erwischen. Nicht zufälligerweise wiederholte sein Onkel und Trainer Roger Mayweather nach der Runde immer wieder den Ratschlag weiter zu fintieren.

Shane Mosley saß in der Zwickmühle. Reagierte er nicht auf das leichteste Zucken Mayweathers würde dieser ihn mit seiner überragenden Schnelligkeit auch unvorbereitet treffen können. Zeigte er jedoch eine Reaktion auf die ersten Anzeichen eines kommenden Schlages, würde ihn das viel Energie kosten auf jede Finte zu reagieren und ihn zudem leichter zu treffen machen, wenn Floyd Mayweather die Finten nutzte um sich Mosley zurechtzustellen.

In der Folge übernahm Mayweather nicht nur deshalb die Initiative, weil Shane Mosley großen Respekt vor Mayweathers schnellen Kontern hatte, wenn Mosley zuerst schlug, sondern auch weil Mosley durch das konstante Fintieren Mayweathers in der Defensive gehalten wurde. Mosley, der normalerweise über 50 Schläge pro Runde verzeichnet, kam am Ende des Kampfes durchschnittlich auf nicht einmal 38 Schläge pro Runde, wobei er in der zweiten Runde, als er den meisten Erfolg gehabt hatte, 47 Schläge abgefeuert hatte. Floyd Mayweather zwang ihm mit seiner Schnelligkeit, seinen präzisen Kontern und seinen Finten seinen Kampfrhythmus auf, bei dem Shane Mosley keine Chance auf einen Sieg hatte. Um Mayweather vor Probleme zu stellen, hätte es eine höhere Aktivität von Seiten Mosleys geben müssen und er hätte in Kombinationen statt in Einzelschlägen schlagen müssen.

Gegen Ende der vierten Runde, in der Mosley laut Compubox keinen einzigen Powerpunch landen konnte, schien „Sugar“ Shane völlig verunsichert zu sein, und er entschloss sich die gleichen Mittel wie Floyd Mayweather einzusetzen. Er begann wild zu fintieren, doch seine Finten waren plan- und ziellos, und hätten selbst bei clevererer Ausführung weniger gebracht als die von Floyd Mayweather, da Mosleys Hände einfach ein Stück langsamer waren und damit mögliche Fehler Mayweathers nicht so stark hätten ausnutzen können, wie es Mayweather tat.

Das Schema des Kampfes war etabliert und änderte sich kaum mehr bis zum letzten Gong. Das einzige, was sich änderte, war die Fitness von Shane Mosley. Während Floyd Mayweather Jr. nach der zwölften Runde noch so aussah, als könnte er noch 12 weitere Runden boxen, baute Mosley etwa ab der fünften Runde konditionell ab. Die Angespanntheit, die anfangs möglicherweise auf die Signifikanz des Kampfs zurückzuführen war, später aus der Hilflosigkeit gegenüber Mayweathers Schnelligkeit und seinen Finten entstand, kostete Mosley Unmengen an Kraft und Energie. Zudem kassierte er zunehmend harte Treffer von Floyd Mayweather.

Mosley zeigte hin und wieder Phasen, in denen er sich aufbäumte, doch dann zeigte ihm Mayweather auf, warum er vorher so vorsichtig war, und konterte ihn hart und präzise ab. In der zehnten Runde wurde Mosleys Dilemma vielleicht am offensichtlichsten. Nach einer desaströsen neunten Runde, in der er nur drei Treffer anbringen konnte, und zwei Minuten in der zehnten Runde, in der er nicht viel mehr Erfolg hatte, reagierte er nicht mehr auf die Finten seines Gegners und prompt erwischte Mayweather ihn mit unvorbereiteten rechten Geraden und Jabs, die Mosleys Kopf zurückschnappen ließen. Mosley merkte, dass auch das nicht die richtige Taktik war und zuckte noch merkbar extremer in den letzten 20 Sekunden bei jeder Bewegung Mayweathers, die nach einem Schlag aussah, zurück.

Am Ende sah es sogar so aus als wäre ein KO-Sieg für Floyd Mayweather drin, und Mosleys Trainer Nazim Richardson deutete in einer Rundenpause sogar an, dass er Mosley aus dem Kampf nehmen würde, wenn er nicht mehr machen würde, doch Mosley überstand den Kampf, auch wenn er keine Runde mehr gewinnen konnte. Sein Untergang kam zum großen Teil dadurch, dass er sich den Rhythmus von Floyd Mayweather aufzwingen ließ, doch realistisch gesehen hatte er von Anfang an nur eine minimale Chance gegen einen so klar überlegenen Gegner. Ob dies nun am Alter Mosleys und an dessen längerer Inaktivität vor dem Kampf lag, oder ob Shane Mosley auch zu seiner besten Zeit nie eine Chance gehabt hätte, sei dahin gestellt. Es bleibt abzuwarten, ob es überhaupt einen Boxer derzeit gibt, der mehr als nur eine kleine Chance gegen Floyd Mayweather Jr. besitzt. Doch, wenn es ihn gibt, dann ist es wohl Manny Pacquiao, und es ist zu hoffen, dass ein Kampf der beiden Superstars nun endlich zu Stande kommt.

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