Am Freitagabend überraschte der 25-jährige amerikanische Journeyman Jose Hernandez, der nur als Ersatzgegner den Kampf angenommen hatte, den zuvor ungeschlagenen kanadischen Halbweltergewichtler Tony Luis. Er lieferte ihm und den Zuschauern vom ersten Moment an einen exzellenten Kampf und erzwang schließlich in der achten Runde den Abbruch.
Jose Hernandez, der kurzfristig für Miguel Gonzalez eingesprungen war und nicht wirklich topfit war, begann gleich aggressiv. Er übte Druck aus und ließ seine Fäuste fliegen, doch Luis konterte gut mit schnellen Kombinationen, was für eine sehr unterhaltsame erste Runde sorgte. Während Luis viel Erfolg mit dem linken Haken zum Körper und zum Kopf hatte, erzielte Hernandez seine besten Treffer mit der rechten Geraden. Auch in der zweiten Runde bekamen die Zuschauer einiges geboten, da beide Boxer gleich wieder in den offenen Schlagabtausch übergingen. Beide landeten eine Unzahl von Treffern und in den letzten dreißig Sekunden erhöhte sich das Tempo sogar noch einmal. Zuerst landete Luis einen harten linken Haken, der Hernandez durch schüttelte bevor dieser sich mit einer rechten Geraden revanchierte. Luis stolperte zurück in die Seile, wo ihn Hernandez für die restlichen zwanzig Sekunden unermüdlich bearbeitete.
Hernandez suchte weite den Vorwärtsgang und versuchte Luis zu überwältigen. Dieser fand jedoch wieder besser zurück in den Kampf und gestaltete die dritte Runde ausgeglichen. Der Großteil des Kampfes wurde inzwischen in der Halbdistanz ausgefochten, die der kleinere Luis eigentlich bevorzugte, in der sich jedoch auch Hernandez gut schlug. Hernandez landete nun vor allem immer wieder den harten linken Haken, während Luis zu einem variablen Schlagarsenal gefunden hatte, Hernandez aber nicht beeindrucken konnte.
Nach einer erneut ausgeglichenen vierten Runde begann Luis die fünfte Runde stark und übernahm die Kontrolle. Hernandez schien erste Anzeichen von konditionellen Problemen zu zeigen. Nichtsdestotrotz landete er vor allem gegen Ende der Runde immer wieder harte linke Haken zum Kopf sobald Luis seine Kombination beendet hatte, da der Kanadier einfach vor ihm mit einer löchrigen Deckung stehen blieb. Während Luis deutlich aktiver war, kamen die härteren und besseren Treffer von Hernandez.
Das Schema setzte sich auch in Runde Sechs fort, und gegen Ende der Runde legte Hernandez stark zu. Nach einem linken Haken brachte er Luis ins Wanken und setzte mit noch einigen Treffern nach, die dieser jedoch gut nahm. Das Tempo blieb hoch und der Kampf exzellent, und Tony Luis tat sich schwer seiner Favoritenrolle gerecht zu werden und den Kampf zu bestimmen, auch wenn er eine etwas besser siebte Runde erwischte.
Luis hohe Workrate wurde jetzt etwas mehr zum Faktor, da Hernandez längst nicht mehr so viel schlug wie noch anfangs und sich auf einzelne Konter verließ. In der achten Runde war es jedoch plötzlich so ein einzelner Konter, der eine dramatische Wende lieferte. Ein linker Haken schlug perfekt ein und brachte Luis auf wacklige Beine. Hernandez setzte nach und erzielte mit drei rechten Geraden den ersten Niederschlag des Kampfes. Tony Luis fand wieder auf die Beine, doch sah sich nun unermüdlichen Angriffen von Jose Hernandez ausgesetzt. Dieser prügelte auf ihn an den Seilen ein, während Luis nur versuchte die restlichen dreißig Sekunden zu überstehen. Luis hielt sich wacker auf den Beinen, doch schließlich hatte sein Vater und Trainer genug gesehen und warf das Handtuch in den Ring, woraufhin der Ringrichter den Kampf abbrach.
Für Jose Hernandez, dessen Trainer vor dem Kampf gesagt hatte, dass Hernandez unfit sei und nur Kondition für acht der zehn angesetzten Runden habe, war es der bislang wohl beste Sieg seiner Karriere, in der zuvor 13 Siegen sechs Niederlagen gegenüber standen. Tony Luis verlor hingegen in seinem sechzehnten Profikampf zum ersten Mal.