Jack Dempsey: The Mankiller

Mitte September 1923 erleben 80.000 Boxfans in New York drei Minuten, die als Jahrhundertrunde in die Annalen der Boxgeschichte eingehen. Der Weltmeister im Schwergewicht, Jack Dempsey, steht im Titelkampf gegen den argentinischen „Pampasstier“, Luis Angel Firpo. Zehn Niederschläge werden verbucht, ein Kampf auf Biegen und Brechen zwischen zwei kompromisslosen Angriffsboxern, zwei Kampfmaschinen, die nur und ausschließlich auf den KO-Sieg aus sind. Am Ende siegt der Weltmeister durch Knockout, wird aber vorher aus dem Ring geprügelt und hat Glück, dass er den Kampf überhaupt wieder aufnehmen kann.

So wächst er auf

Als William Harrison Dempsey kommt er am 24. Juni 1895 in der Kleinstadt Manassa in Colorado/USA zur Welt. Sein späterer Kampfname, „The Manassa Mauler“, erklärt sich daher.  Den Namen Jack Dempsey wählte er in Erinnerung an die irische Mittelgewichtslegende Jack Dempsey („The Nonparteil“) , der vor der Jahrhundertwende Weltmeister im Mittelgewicht geworden, übrigens aber auch nicht selten im Schwergewicht angetreten war (u. a. auch gegen Corbett, Sullivan). 

William alias Jack ist das Kind Nummer neun von elf Kindern des armen Farmers Hyrum Dempsey und dessen Frau Mary C. geb. Smoot, die beide ursprünglich aus dem Westen Virginias stammen. Von einem seiner Brüder ist bekannt, dass er sich im depressiven Zustand erschießt; ein anderer Bruder wird erstochen. Jack hat eine überaus harte Kindheit. Als er 15 Jahre alt ist, reißt er von zuhause aus und durchquert die Vereinigten Staaten, übernachtet in der freien Natur, springt auf Güterzüge und bietet sich für eine Mahlzeit in vielen Haushalten an, indem er z.B. für die Familien Holz hackt, arbeitet aber auch auf seinem Tripp durch die USA in den Bergwerken und als Tellerwäscher in  Gaststätten oder Hotels.

Mit noch nicht sechzehn Jahren, gerade erst aus der Schule entlassen, beginnt er mit dem Boxen. In seinem ersten Kampf erhält er fünf Dollar und ist glücklich über die nach seiner Einschätzung hohe Gage. Zunächst findet man ihn auf Jahrmärkten und Rummelplätzen. Wegen seiner schwarzen Haare und seines jugendlichen Aussehens wird er in dieser Zeit „Kid Blackie“ genannt.  Es sind „wilde“ Kämpfe, die später in keiner Statistik erscheinen sollten. Er tritt gegen Gegner an, die ihm körperlich weit überlegen sind, denn er ist noch als Jugendlicher einzuordnen. Eine entsprechende Boxtechnik ist ihm noch fremd, zumal er in den Anfangszeiten noch keinen Trainer, geschweige einen Manager hat. Es bleibt ihm zunächst nichts anderes übrig, als sich das Boxen in Eigenregie anzueignen und von seinen damaligen Gegnern zu lernen, im „Learning by Doing“-Verfahren.

Die ersten registrierten Profikämpfe

Sein erster Manager, der aus den Quellen bekannt ist, heißt Jack Gillfeather, ein äußerst zwielichtiger Mann, der selbst häufig genug völlig mittellos ist. Seinen ersten Profikampf, der in den Annalen aufgezeichnet ist, bestreitet Jack Dempsey am 14, August 1914 in Colorado Springs gegen Young Herman; der Kampf geht, für ihn enttäuschend, nur unentschieden aus.  Auch in den weiteren Kämpfen sieht er kaum überzeugender aus. Dann lässt ihn Gillfeather  am 31. Mai 1915   gegen Johnny Sudenberg in Nevada antreten, obwohl ihm bekannt ist, dass der aus Schweden stammende  Sudenberg dem jungen Dempsey sowohl körperlich als auch hinsichtlich der Erfahrung weit überlegen ist. Aber der Manager braucht Einnahmen, und ein Kampf kommt zustande, in dem Dempsey verprügelt wie sonst nie mehr wird. Nach dem Kampf wird er im Rollstuhl, noch halb bewusstlos, aus der Arena bugsiert. Später muss er erfahren, dass sein Manager mit der Börse über alle Berge ist.

Sein nächster Manager, eine gewisser John Reisler, den man „The Barber“ nennt, weil er einige Zeit einen Friseurladen geführt hat, ist keinen Deut besser. Er schließt einen Kampfvertrag für Mitte Juli 1916 mit John Lester Johnson ab, von dem er ziemlich genau weiß, dass der für den noch jugendlichen Dempsey zu früh kommt. Während des Kampfes, den Dempsey dennoch nach Punkten gewinnt, werden ihm drei Rippen gebrochen, so dass er nur mit größter Willenskraft den Kampf überstehen kann. Dann betrügt der Manager Dempsey bei der Verteilung der Einnahmen. Er sollte eigentlich 25 % der Börse von insgesamt 500 Dollar erhalten, bekommt aber nur 35 Dollar. „The Barber“ erklärt ihm forsch, dass er mit dem Rest die Schulden des vorhergehenden Managements ausgleichen müsse.

Der Aufstieg

Einige Zeit später, im Jahre 1917, verpflichtet er Jack „Doc“ Kearns, der aus  Waterloo  in Michigan stammt. Kearns sollte sich  auch in späteren Zeiten zu einem der weltweit bekanntesten Boxmanager mausern und gilt schon sehr früh als „bester Manager“, manche behaupten sogar, er sei der beste Promoter  aller Zeiten gewesen. Später wird Dempsey bestätigen, dass er in der Tat der „beste“ gewesen sei; er habe  ihn aber ebenfalls nach Strich und Faden ausgenommen. Bekannt wird, dass der „Doc“ fünfzig Prozent aller Einnahmen Dempseys kassiert, nicht nur für die Kämpfe im Ring, sondern auch beispielsweise für Autogrammstunden, Spielfilmhonorare oder Theaterauftritte, in denen Dempsey später zu sehen ist. Dempsey erzählt einige Jahre danach , dass Kearns Meister im Geldausgeben gewesen, aber andererseits wie kein anderer in der Lage gewesen sei, seine Gegner zu analysieren und deren Vorzüge und Schwachstellen mit ungeheurem Scharfsinn erkennen konnte. Für Dempsey ist jedenfalls Kearns der Mann, der ihn zum Titel geführt hat. Bis ins Jahr 1923 sollte er sein Manager bleiben.

Jack, der bis zum Karriereende immer ein Autodidakt bleiben sollte, beginnt ein systematisches Training. Selbst „erfindet“ er den nach ihm benannten „Dempsey-Crouch“: Tief abgeduckt geht er in den Gegner und bietet ihm dadurch eine weitaus geringere Treffermöglichkeit. Aus dieser abgeschotteten Haltung stößt er dann seine gewaltigen Haken und Geraden hervor. In einem besonderen Raum seines Trainingscamps baut er eine tiefere Decke ein, die so angepasst ist, dass er nur in der Crouchhaltung trainieren kann. Hier wird er beobachtet, wie er manches Mal bis zu zwölf Runden trainiert. Um seine Hände und auch seine Haut am Gesicht zu härten und zu kräftigen, taucht er sie über mehrere Minuten in Salzwasser. Ein erfahrener Ringveteran hat ihm diesen Tipp mitgegeben.  

Weltmeister im Schwergewicht und die 100.000 Dollar – Wette

Trotz der ausgebufften Führung seines neuen Managers muss Dempsey auch nach dessen Verpflichtung  einige Rückschläge verkraften. Im Februar 1917 wird er von „Fireman“ Jim Flynn, der bereits im Jahre 1912 gegen Jack Johnson angetreten war, aber durch TKO gestoppt wurde,  in der ersten Runde ausgeknockt. Mehr als zwanzig Sekunden liegt er flach auf dem Ringboden. Fast genau ein Jahr später dreht Dempsey den Spieß um und siegt in Fort Sheridan im Bundestaat Illinois mit einem Erstrunden-KO nach kaum mehr als einer Minute. Die Beobachter der damaligen Zeit sehen, dass er nun nicht nur auf seine gewaltige Schlagkraft bauen kann, sondern sich auch ein gewisses Maß an boxtechnischen Fertigkeiten angeeignet hat. Jedenfalls erhält er nach einer Serie weiterer Siege, die in der überwiegenden  Mehrzahl vorzeitig erreicht werden, die angestrebte Titelchance.

Schwergewichtsweltmeister  ist seit dem 04. Mai 1915 Jess Willard. Er hatte den Titel durch einen zweifelhaften Knockout gegen Jack Johnson geholt. Zweifelhaft deswegen, weil bis heute ungeklärt ist, ob die Niederlage Johnsons, der im Übrigen fast während der gesamten Kampfzeit seine boxerische Überlegenheit demonstrierte, abgesprochen worden war. Seitdem hatte Willard den Titel zwei Mal verteidigt. Mit einer Körpergröße von fast zwei Metern ist er vierzehn Zentimeter größer als Dempsey und über 25 kg schwerer. Mit seiner knapp 1,85 m Körpergröße und einem Gewicht, das in seinen Kämpfen durchschnittlich zwischen 81 bis 89 kg liegt, wäre er heute allenfalls im Cruisergewicht einzuordnen.  Bei den Buchmachern wird Willard als Favorit gehandelt, zumal auch seine Reichweite von 211 cm die von Dempsey weit übertrifft.

Veranstalter des Kampfes ist Tex Rickard. Zunächst soll der Kampf in New York über die Bühne gehen, aber Dempsey, so weiß es sein Manager Kearns, ist dort recht unbeliebt. Das Publikum kreidet es ihm an, dass er sich nicht bei den US-Streitkräften gemeldet hat, denn der Erste Weltkrieg wütet in Europa, und die USA haben sich dazu durchgerungen, ein Expeditionskorp zur Unterstützung der Entente nach Europa zu senden. Der Titelkampf wird  nach Toledo im Bundesstaat Ohio verlegt und als Kampftag der 04. Juli 1919 festgelegt.

Fast 20.000 Boxfans, die mit ihren verkauften Billets mehr als 500.000 Dollar in die Kasse spülen, haben sich in der Bay View Park Arena in Toledo zusammengefunden, um den Kampf zu verfolgen. Willard hat das Training, so wird berichtet, ziemlich schleifen lassen, weil er komplett von seinem Sieg überzeugt ist. Die Beobachter des Kampfes sehen schnell, dass er nicht austrainiert wirkt.  Die Stimmung wird zusätzlich angeheizt, als bekannt wird, dass Jack Kearns, der seit 1917 Dempsey betreut, hunderttausend Dollar auf einen Erstrundensieg Dempseys gewettet habe. Und es sieht zunächst danach aus, als würde Kearns das Geld leicht verdienen können, denn Dempsey startet den Kampf mit wilden Angriffen, mit typisch vorgebeugtem Oberkörper im „Dempsey-Crouch“, auf den Weltmeister. Willard trifft eine zermalmende Rechte in die Rippengegend, die von einem harten linken Haken gefolgt werden, und Willard liegt am Boden.  Sieben Mal muss Willard schon in der ersten Runde auf die Bretter. Dann trifft Willard eine gewaltige Rechte in die Herzgegend, die den Weltmeister wieder zu Boden schickt. Er wird ausgezählt, und der Kampf scheint zu Ende zu sein. Manager Kearns reibt sich bereits die Hände, als der Zeitnehmer laut verkündet, dass der Rundengong überhört worden sei. Dempsey, bereits zum Jubeln unterwegs, wird zurück in den Ring beordert. Willard kann sich in der zweiten Runde nur mit letzter Willensanstrengung über die Runde retten. Er ist schlimm zugerichtet, seine Kieferknochen sind gebrochen, Rippen quasi zerborsten, Lippen gespalten und die Augen geschlossen, und immer wieder versucht er noch, dem Kampf eine Wende zu geben. Fast wäre es ihm gelungen, als er Dempsey mit einem schweren Aufwärtshaken stoppen kann, dann überrollt ihn Dempsey wieder wie eine Kampfmaschine. Selbst die schweren Angriffe in der dritten Runde, in der das Jochbein Willards zerbricht und er einige Zähne verliert,  übersteht Willard bis zum Gong. Nach der Ringpause steht er aber nicht mehr auf, seine Reserven sind aufgebraucht, seine körperlichen Möglichkeiten ausgereizt, die Verletzungen zu gravierend. Kaum schaff er es, selbst das Handtuch in den Ring zu werfen. Während des gesamten Kampfes hat Willard nur elf Mal seinen Herausforderer treffen können, während Dempsey über sechzig Mal erfolgreich gewesen ist. Neuer Schwergewichtsweltmeister: Jack Dempsey. Er wird sieben Jahre auf dem Thron sitzen.

Titelverteidigungen und der „Kampf des Jahrhunderts“ gegen Georges Carpentier

In seiner ersten Titelverteidigung, die in Benton Harbor im Bundesstaat Michigan Anfang September 1920 stattfinden soll,  ist Billy Miske sein Gegner. Der Kampf entbehrt nicht einer gewissen Tragik, denn Billy ist schwer nierenkrank, und Dempsey hat dem Kampfvertrag zugestimmt, um dem Mann aus Minnesota die für die Begleichung der horrenden Krankheitskosten dringend benötigte Gage zu sichern. Vor dem Kampf soll sich der Weltmeister Gedanken darüber gemacht haben, ob der den Kampf schnell beenden oder eine lange, aber strapaziöse Auseinandersetzung liefern solle. Dempsey wählt den schnellen Ausgang  und schlägt Billy in der dritten Runde vorzeitig.

Nach einem Knockout- Sieg in der zwölften Runde  bei der Titelverteidigung  gegen Bill Brennan am 14. Dezember 1920 im Madison Square Garden zu New York findet sich kaum mehr ein zugkräftiger Gegner. Veranstalter Tex Rickard kommt auf die Idee, den Halbschwergewichtsweltmeister und besten europäischen Schwergewichtler, den Franzosen Georges Carpentier, zu verpflichten. Carpentier war in den USA bereits kein Unbekannter mehr; er hatte Mitte Oktober 1920 im Kampf um die Weltmeisterschaft im Halbschwergewicht Battling Levinsky in der vierten Runde ausgeknockt. Seit sieben Jahren ist er darüber hinaus europäischer Titelträger im Schwergewicht durch einen Erstrunden-KO Anfang Juni 1913 gegen den Briten“ Bombardier“ Billy Wells. Carpentier muss man zu dieser Zeit als den überragenden europäischen Boxer bezeichnen, und auch weltweit gehört er damals zu den besten Halbschwer- und Schwergewichten.

Carpentier sticht unter den Boxern der damaligen Zeit deutlich heraus. Mit seinen geschliffenen Umgangsformen fühlt er sich auch in der Literatur und in anderen Kunstformen zuhause. Im Ersten Weltkrieg ist er ein mit hohen Auszeichnungen geschmückter Fliegeroffizier. Seine boxerischen Fähigkeiten sind exzellent: Er ist schnell auf den Beinen, hat eine gut entwickelte Technik. Im Vergleich zum Carpentier wirkt Dempsey, die Kampfmaschine, eher wie ein reines Kraftpaket. Mit seinen lediglich 78 kg ist der Franzose fast zehn Kilogramm leichter als der US-Amerikaner.

Mehr als 80.000 Zuschauer, die mit an die 1,8 Millionen Dollar die Kassen überquellen lassen,  finden sich am 02. Juli 1921 in Jersey City zum Kampf ein, Von den Einnahmen erhält Dempsey, der Titelverteidiger, 300.000 Dollar,  sein Herausforderer 100.000 Dollar weniger. Damit ist der erste Millionenkampf der Boxgeschichte, der damals als „Jahrhundertkampf“ propagiert wird, in trockenen Tüchern. Der Empfang der Kontrahenten im Ring ist für Dempsey äußerst schmerzlich: Er wird von den Massen mit Buhrufen und feindseligem Geschrei begleitet, der Franzose dagegen wie ein strahlender Held aufgenommen. In den Medien waren vor dem Kampf Kampagnen gegen den Weltmeister gefahren worden, in denen ihm vorgeworfen wurde, sich vorm Militärdienst gedrückt zu haben.

Verbürgt ist, dass Promoter Tex Rickard vor dem Kampf sich den Weltmeister zur Brust nimmt und ihn eindringlich auffordert, den Franzosen nicht zu „vernichten“, sondern ihn nur auszuknocken, weil sonst der Boxsport Schaden erleiden würde.  Und der Knockout solle auch nicht in der Eingangsrunde vor sich gehen, damit die  Leute „was für ihr Geld geboten bekommen“.

Entgegen den Erwartungen überfällt zu Beginn des Kampfes Carpentier den Weltmeister mit einem Schlaghagel. Der Franzose scheint sich sicher zu sein, den Kampf vorzeitig zu seinen Gunsten beenden zu können. Er bietet Dempsey den Schlagabtausch an und lässt sich auf einen Fight auf Biegen und Brechen ein.  In der zweiten Runde kann er Dempsey mit einet blitzschnell geschlagenen linken Geraden und einer nachfolgenden Rechten an die Kinnpartie erwischen. Der Weltmeister scheint für einige Sekunden angeschlagen, fängt sich aber wieder. Für Carpentier bedeutet dieser Angriff die klar absehbare Niederlage, denn er hat sich seine Hand am Stahlkinn des Weltmeisters gebrochen. Nun kann er sich allenfalls im Rückwärtsgang behaupten. In der vierten Runde wird Carpentier mit einem schweren linken Haken auf die Bretter geschickt, bleibt dort bis „neun“. Er kommt nochmals hoch, wird aber von einer weiteren harten Linke des Weltmeisters getroffen. Er taumelt, und Dempsey setzt nach, schickt eine schwere Rechte nach. Der Kampf ist vorbei. Dempsey bleibt Weltmeister im Schwergewicht.

Der Kampf  mit Firpo und die „Jahrhundertrunde“

Nur zwei Titelverteidigungen, und zwar  im Juli 1922 und Anfang April 1923 gegen Jimmy Darcy und Tom Gibbons, bei denen er aber über die Zeit gehen muss, sind in den Annalen verzeichnet. Fünfzehn Runden gelingt es Gibbons, der nur um wenige Kilogramm  das Schwergewichtslimit überschreitet, den Weltmeister zu fordern. Dempseys Sieg wird zwar zu keinem Zeitpunkt in Frage gestellt, aber nach dem Kampf  pfeifen  erstmals viele Zuschauer, denn sie möchten KO-Siege des Weltmeisters sehen. Der Kampf gegen Gibbons hat ein Nachspiel, denn Manager Kearns ließ sich vor dem Kampf eine Garantiesumme von 300.000 Dollar bestätigen. Da der Kampf in der unbedeutenden Kleinstadt Shelby stattfindet und Gibbons nicht gerade bekannt ist, haben sich vergleichsweise wenige Fans eingefunden. Dennoch müssen 300.000 Dollar aufgebracht werden, was zur Folge hat, dass drei involvierte Banken, die entsprechende Kredite aufgebracht hatten, ihren Geist aufgeben.

1923 fordert ihn der argentinische Schwergewichtler Luis Angel Firpo, der „wilde Pampasstier“, heraus. Firpo, der vier Zentimeter größer und zwölf Kilogramm schwerer als Dempsey ist, hat eine eindrucksvolle KO-Serie in seinen letzten Kämpfen hingelegt. Firpo stammt wie Dempsey aus einer armen Familie, die oft am Hungertuch nagt und wuchs in der Nähe von Buenos Aires auf. Seine „Hungerjahre“, so erzählen die Quellen, machen ihn zu einem extrem sparsamen Menschen, der jeden Cent drei Mal umdreht, bevor er ihn ausgibt. Bekannt wird, dass er bei seinem Kampfdebüt in den USA nur mit wenig über hundert Dollar Gage abgespeist wurde, dass er aber den Kampf filmte und die Filmrechte nach Argentinien mit einem Gewinn von mehr als 25.000 Dollar verkaufte.

Firpo ist für die damaligen Verhältnisse vergleichsweise von physisch ungemein starker Konstitution. Seine Rechte wird überall gefürchtet. Bei seinen US-Kämpfen hat er eine Reihe durchaus starker Schwergewichtler niedergestreckt, und davon einige bis zu einer Stunde bewusstlos geschlagen.  Brennan und Willard, der Exweltmeister, haben gegen ihn keine Chance.  Auch Firpo ist einer, der ständig im Angriff zu finden ist, wild schlägt und dabei nicht selten seine Deckung vernachlässigt und ausschließlich den vorzeitigen Sieg sucht, den Knockout.  Zwei Kampfmaschinen treffen aufeinander, wobei der Argentinier körperlich überlegen erscheint, aber weniger geschmeidig und grobschlächtiger als der Weltmeister. Manche haben Firpo damals als den „südamerikanischen Dempsey“ gesehen.

Der Kampf findet am  14. September 1923 in den Polo Grounds zu New York statt. Wieder übersteigen die Einnahmen die Millionengrenze. Ein halbe Million soll Dempsey erhalten, Firpo dagegen um die 150.000.

Der Kampf dauert nicht mehr als 200 Sekunden, aber es ist ein Kampf, der zu den dramatischsten der Boxgeschichte gehört. Die Zuschauer erleben 10 Niederschläge, zwei Mal geht Dempsey, acht Mal der Herausforderer zu Boden. Der erste, der den Boden aufsucht, ist Dempsey, aber er wird nicht angezählt, berührt kaum die Bretter. Danach sieht man Dempsey mit wilden, hämmernden Schlägen auf den Argentinier losgehen, der erst bis „drei“, dann bis„sechs“, noch mal bis „drei“, dann bis „neun“ und bis „sechs“, bis „zwei“ und wieder bis „sechs“ angezählt wird. Der Argentinier ist immer wieder oben, greift Dempsey mit wilden und weit ausholenden Schlägen an, bis Dempsey  nach einer Rechten aus dem Ring fällt und die Zuschauer vor Erregung schreien. Er schlägt außerhalb der Ringseile auf der Schreibmaschine eines Journalisten auf und zermalmt sie. Der Reporter und mehrere Gehilfen hieven den Weltmeister zurück in den Ring. Im Grunde ist damit für Dempsey nach den geltenden Regeln der Kampf verloren, denn ein aus dem Ring geschlagener Boxer darf nur ohne Hilfe in den Ring zurückkehren. Aber der Ringrichter, es ist Johnny Callagher, sieht drüber hinweg. Noch torkelnd steht Dempsey im Ring. Dann rettet ihn der Gong, und der Titelverteidiger erholt sich in der Pause. Die erste Runde sollte später zur „Runde de Jahrhunderts“ ausgerufen werden. In Runde zwei streckt er Firpo  zunächst bis „vier“ zu Boden, dann aber knockt er ihn nach 57 Sekunden der zweiten Runde aus. Er bleibt Weltmeister im Schwergewicht und kann sich beim Ringrichter und bei einem Reporter für die Rettung des Titels bedanken. Nach diesem Kampf werden die Regeln im Profiboxen verändert. Danach muss nun ein Boxer, nachdem er seinen Gegner niedergeschlagen hat, in die neutrale Ecke. Die Regel, dass ein Boxer disqualifiziert wird, wenn er aus dem Ring geschlagen wird und  mit fremder Hilfe zurückkehrt, wird bestätigt.

Firpo, einer der größten Schwergewichtstalente der Zeit, hatten schon vor dem Dempsey-Kampf nicht wenige „Experten“ auf den Weg nach unten gesehen. Berichtet wird, dass er durch seinen Geiz seine Sparringspartner, denen er nur einen Hungerlohn zukommen ließ. verprellte. Er entließ seinen Trainer, weil der ihm „zu teuer“ war und verpflichtete einen Mann, den man eher dem Amateurlager zuordnete. Zudem wird bekannt, dass er unkontrolliert Nahrung in sich hineinstopft und ein systematisches Training ablehnt. Nach dem Kampf wird er aber in Argentinien wie ein Heros empfangen, boxte danach aber eher selten, bis er 1936 mit da schon mehr als vierzig Jahren zum letzten Mal im Ring stand.

Schaukampf mit Schmeling und die „Auszeit“ Dempseys

Fast drei Jahre verteidigt Dempsey seinen Titel nicht, denn Pflichtverteidigungen sind in der damaligen Zeit, wie oben schon angedeutet, nicht vorgeschrieben. Der Weltmeister ist in vielen Schaukämpfen unterwegs, ist bei Filmaufnahmen dabei und lässt sich bei vielen Veranstaltungen mit der Prominenz sehen.  Mittlerweile zählt er zu den bekanntesten Prominenten Amerikas. Und auch in Europa wächst seine Popularität. Bei einer Europareise steht er bei Schaukämpfen unter anderem  auch Anfang des Jahres 1925 mit Max Schmeling im Ring, dessen erste Ansätze zu einem Hoffnungsträger des deutschen Boxsports schon sichtbar sind. Dempsey hat im Kölner „Lunapark“ gegen mehrere deutsche Boxer, die in jeweils zwei Runden gegen ihn antreten, seinen Auftritt. Einer der ausgewählten jungen Talente ist Schmeling, damals noch im Halbschwergewicht unterwegs. Schmeling, für den Dempsey das größte Vorbild ist, schildert selbst, wie es ihm gelang, „einen genauen Treffer durch Dempseys etwas achtlose Deckung zu platzieren“.  Nach Schmelings Einschätzung schien der Weltmeister „verblüfft“ zu sein und soll zu Schmeling gesagt haben, dass er ihn als einen künftigen Champ sehe. Jahre später, als er selbst Weltmeister ist und  Dempsey erneut trifft, erinnert er ihn an dessen Vorhersage. Und Dempsey antwortet, dass er das zu allen Boxern nach seinen Schaukämpfen gesagt habe. Als Schmeling später selbst in den USA seinen Weg macht, hilft ihm seine frappierende Ähnlichkeit mit Dempsey dabei, in Amerika ein gewisses Maß an Popularität zu erreichen..

An ein hartes Training denkt Dempsey in dieser Zeit kaum. Vielmehr heiratet er die damals bekannte Filmschauspielerin Estelle Taylor, die als die damals weltweit schönste Frau im Filmgeschäft gilt. Er verkehrt  nun in den höchsten Gesellschaftskreisen, erlernt schnell die entsprechenden „Benimmregeln“ und bereist die Welt. Er wird zum luxusgewohnten Gesellschafter mit feinsten Manieren, der scheinbar kaum mehr was mit dem harten Boxer früherer Zeiten gemein hat. Viele Boxkenner der damaligen Zeit sind davon überzeugt, dass er in dieser Zeit den Hunger nach sportlichem Erfolg verloren habe, die ein Boxer brauche, um erfolgreich zu sein.

Titelverlust – oder der Aufstieg Tunneys

1926 ist ein neuer Herausforderer auf den Plan getreten. Es ist Gene Tunney. Als Dempsey gegen Carpentier um die Weltmeisterschaft boxt, hat er als interessierter Beobachter am Ring gesessen. Dabei ist ihm beim Niederschlag Dempseys  durch die Rechte Carpentiers aufgefallen, dass sich in der Abwehr des Weltmeisters eine Lücke auftut. Seitdem, so erzählt man, habe Tunney auf einen Titelkampf mit Dempsey hingearbeitet, weil er wusste, dass der zu schlagen war. Tunney besorgt sich alle Filmaufnahmen von Kämpfen Dempsey, die nur irgendwie zu beschaffen sind und analysiert dessen Kämpfe akribisch, fast ,mit „wissenschaftlicher“ Tiefe. Er findet dabei heraus, dass man sich auf keinen Fall in einen Schlagabtausch mit Dempsey einlassen soll. Boxen, nicht Keilen, ist die Devise für ihn. Er muss, so sagt er sich, in den Mann hineingehen, aber auch sofort nach dem Schlag wieder schnell zurückweichen.  Tunney geht für längere Zeit nach Kanada und wohnt in einer Blockhütte. Er weiß, dass die taktische Überlegenheit  allein nicht ausreicht, um Dempsey zu schlagen. Tunneys Rechte ist nach einem Bruch des Mittelhandknochens noch nicht wiederhergestellt. In harter Arbeit mit seinem Trainer, Jimmy Bronson, stärkt er seine Hauptwaffe. Er betätigt sich als Holzfäller und will   damit seine rechte Hand härten, arbeitet an seiner Kondition und läuft weite Strecken. Fünf Schlagvarianten trainiert er systematisch, die ihn später auszeichnen sollten: Den linken Jab, den Linkshaken zum Körper und zum Kopf, die Rechte zum Herzen und zum Kinn. Dann kehrt er  aus den kanadischen Wäldern zurück, mit gehärteten Fäusten und einer exzellenten Kondition. Ständig trägt er kleine Gummibälle bei sich, die er in  seinen Händen knetet, um seine Muskeln möglichst oft zu betätigen und „in Arbeit“ zu halten.

Auf dem Weg zum Dempsey-Kampf besiegt er u. a. Georges Carpentier in der 15. Runde vorzeitig, schlägt Tom Gibbons, der gegen Dempsey gut ausgesehen und nur nach Punkten verloren hatte, in der 12. Runde KO. Einen Titelkampf erhält er immer noch nicht. Die Boxfans verstehen die Welt nicht mehr, dass einer wie Tunney, der Harfe spielt, sich in der Literatur auskennt, Schwergewichtsweltmeister gegen ihr Idol, ihren Jack Dempsey, werden möchte. Nach einem weiteren Sieg gegen den späteren Schmeling-Gegner Johnny Risko kommt man aber nicht mehr an ihn vorbei. Die Veranstalter stimmen zu, zumal auch das Boxgeschäft durch die lange Ring-Abwesenheit von Dempsey mittlerweile Schaden erlitten hat, denn Dempsey hat seit 1923 nicht mehr geboxt.

Der Kampf wird für den 23. September 1926 in Philadelphia angesetzt. Von den Veranstaltern, gelenkt  von dem explosiven und geschäftstüchtigen Promoter Tex Rickard,  wird er als „Kampf des Jahrhunderts“ propagiert, um die Massen anzulocken. Es gelingt, denn am Kampftag strömen trotz der Regenschauer über 120.000 Zuschauer, die fast 1,9 Millionen Dollar in die Kassen spülen,  ins Sesquicentennial Stadium. Eine Reihe von bekannten Filmstars und Politikern umsäumen den Ring.

Der Kampf ist auf zehn Runden, einmalig in der Geschichte von Weltmeisterschaftskämpfen im Schwergewicht, limitiert. Wie erwartet, stürmt Dempsey in der ersten Runde auf den Gegner los, als wolle er diesem prätentiösen Mann, der es gewagt hat, ihn herauszufordern, eine Lehrstunde erteilen. Aber: Immer dann, wenn Dempsey seine gefürchtete Rechte ansetzt und ins Ziel bringen will, ist Tunney auf schnellen Beinen schon weg. In Runde zwei passt Tunney einen Moment nicht auf und wird von einem rechten Haken Dempseys in der Herzgegend erwischt. Kurz ist Tunney aus dem Konzept und verliert den Überblick. Da trommelt der Weltmeister unablässig auf ihn ein, und die Massen springen auf. Sie sehen ihn wieder, sie sehen den Mankiller, der er vor drei Jahren gewesen ist.

In der vierten Runde will Dempsey den Kampf beenden, aber Tunney fängt sich wieder und bringt oft genug seinen linken Haken unter. Die fünfte Runde gehört ihm, und das linke Auge von Dempsey schließt sich, sein Mund ist aufgerissen und die Nase blutet stark, und immer wieder trifft Tunney. Aber der Herausforderer weiß, dass er es nicht schaffen wird, den Weltmeister auszuknocken. Zwar trifft seine Linke ständig, aber nicht entscheidend. Wenn Dempsey zum Schlag ansetzt, stößt Tunney die Linke ins Ziel, und jeder Angriffsansatz des Weltmeisters wird im Keim erstickt. In der letzten, der zehnten Runde, reißt der Herausforderer seine ganzen Kräfte noch einmal zusammen, treibt den Weltmeister durch den Ring, der mittlerweile fast hilflos ist. Diese letzten drei Minuten des Kampfes beweisen allen, wer der Chef im Ring, wer der Champ ist.  Neuer Schwergewichtsweltmeister: Gene Tunney. Eine Sensation, die Amerika erzittern lässt. Tunney erklärt auf Befragen, dass er nur seinem „Programm gefolgt“ sei.  Und in Amerika wartet man auf die Revanche. Man will  Dempsey zurück. Mit einem Tunney können die meisten nichts anfangen.

Der Refight und   „The long Count“

 Dempsey nimmt die Revancherufe der Boxfans auf und gibt dann bekannt, dass er zu einem Refight gegen Tunney bereit ist. Zuvor will er in einem Aufbaukampf, in dem er seine alte Stärke wiederfinden und demonstrieren will, bestreiten. Gegner ist am 21. Juli 1927 in New York Jack Sharkey, der später in einem Skandalkampf gegen Schmeling Weltmeister werden sollte. Wieder kommen über eine Million Dollar zusammen. Der Tunney-Kampf hat dem Ruf des Exweltmeisters offenbar nicht geschadet.  In der siebten Runde knockt er Sharkey aus. Manche behauptet, es sei ein Tiefschlag gewesen, aber das Publikum sieht nur, dass Dempsey offenbar wieder der Alte, der „Mankiller“ geworden ist.

Zwei Monate später, am 22. September 1927, gibt es den bis dahin einnahmeträchtigsten Kampf der Boxgeschichte. An die 150.000 Zuschauer finden sich auf dem Soldiers Field in Chicago ein. Sie zahlen fast 2,7 Millionen Dollar in die Kassen der Veranstalter. Die Kontrahenten erhalten für die damaligen Verhältnisse Traumgagen: Über 990.000 Dollar erhält Tunney, 425.000 Dempsey.

Favorit an den Wettbörsen ist Jack Dempsey. Aber die Zuschauer sehen schnell, dass es andersrum verläuft. Die Linke des neuen Weltmeisters bestimmt wieder den Kampf. Sie ist so wie beim ersten Kampf entscheidend.  Schon in den ersten drei Runden ist das Gesicht des Herausforderers demoliert, nur eine blutende Wunde. Jede Runde entscheidet der Weltmeister für sich.

Dann aber die siebte Runde. Es nahen die vierzehn Sekunden, von denen die Welt des Boxsports damals lange sprechen sollte. Dempsey trifft seinen Gegner, der ihn eigentlich beherrscht, mit einem Linkshaken an den Adamsapfel. Tunney verliert kurzfristig den Überblick, ist erschüttert. Und Dempsey schaltet blitzschnell, erkennt die unverhofft gebotene Chance. Schnell ist er am Gegner, trommelt mit harten linken und rechten Haken an die acht Mal auf den Weltmeister ein. Und Tunney ist am Boden.

Der Ringrichter weist Dempsey nach der noch gar nicht lang existierenden Regel in die neutrale Ecke. Dempsey, schon fast im Siegesrausch, kapiert nicht, was der Ringrichter will. Er blickt starr auf den Gegner am Boden, erwartet dessen Auszählen. Er will möglichst nahe an seinem Gegner bleiben, falls Tunney wieder aufstehen sollte, dann auf der Stelle wieder zuschlagen und den Kampf zum erfolgreichen Ende bringen.  Es dauert an die vier Sekunden, bis der Ringrichter Dempsey in die neutrale Ecke bugsiert hat. Erst danach beginnt er mit dem Zählen, denn die Regel sagt, dass er erst dann mit dem Zählen beginnen kann, wenn sich der niederschlagende Boxer in der neutralen Ecke befindet.

Bei „drei“ öffnet Tunney die Augen, bei „vier“ bewegt er sich und dreht seinen Kopf, noch sehr langsam, zu seiner Ecke. Bei „fünf“ packt er das Ringseil und zieht sich bei „sechs“ an ihm langsam nach oben. Und bei „neun“ ist er kampfbereit. Und es zeigt sich, dass der Weltmeister voll erholt ist. Er beherrscht weiter den Kampf, „entflieht“ auf schnellen Beinen den eher überhastet aussehenden Angriffen des Herausforderers. Wenn Dempsey marschiert und schlagen will, trifft ihn die Linke des Weltmeisters, der doch kurz vor dem Sieg gestanden hat.

In der achten Runde kommt es immer schlimmer für den Exweltmeister. Er ist ermüdet und gibt es auf, Tunney anzugreifen und zu verfolgen.  Da setzt der Titelverteidiger zum Finale an. Müde und mit zerschlagenem Gesicht setzt sich Dempsey auf den Boden. Nach den zehn Runden ist die Frage beantwortet, wer der bessere Mann ist. Eindeutig ist es Gene Tunney, der zum zweiten Mal den Mankiller mit seinen technischen Mitteln ausgeboxt hat.

Das Ende der Karriere

Das Publikum schreit nach einem dritten Kampf, und Tex Rickard will dem entgegenkommen. Tunney ist einverstanden. Aber Dempsey will nicht mehr und lehnt es ab, zum dritten Mal gegen Tunney anzutreten. Gründe hierfür hat er nie genannt.  Gene Tunney hat nie die Popularität eines Dempsey erreichen können. Noch einmal verteidigt er seinen Titel durch einen Knockout-Sieg gegen Tom Heeney, dann verabschiedet  er sich – als Titelträger im Schwergewicht  ungeschlagen –  vom Boxsport  und kehrt auch nie wieder in den Ring zurück.

Jack Dempseys Karriere ist nach dem Refight gegen Tunney faktisch  beendet. Bis 1940  sieht man ihn noch in einigen Schaukämpfen. Ein Comeback-Versuch in den Jahren 1931/32 scheitert, King Levisnky knockt ihn, da ist er schon über 37 Jahre alt,  ebenfalls in einem offiziell nicht registrierten Schaukampf in der vierten Runde aus.  Sein Kampfrekord ist beeindruckend: Er bestritt offiziell insgesamt 77 Kämpfe, von denen er in 61 siegt, davon in  50 Kämpfen vorzeitig. Sechs Niederlagen und neun unentschieden ausgegangene Kämpfe sind zu verzeichnen.

Nach der Scheidung von Estelle Taylor, die 1930 erfolgt, ist er bis 1943 erneut verheiratet. Die darauf folgende Ehe hielt dann das gesamte weitere Leben. Auch in Hollywood-Spielfilmen ist er zu sehen, und bei großen Veranstaltungen im Sport bzw. bei anderen gesellschaftlichen Ereignissen in den Staaten gehört er zu den Spitzenprominenten, der stets umjubelt ist, wenn er auftritt. Daneben betätigt er sich zeitweise als Ringrichter und betreibt ein Restaurant. 1990 findet Dempsey Aufnahme in der „Internatiional Boxing Hall of Frame“. Am 31. Mai 1983 stirbt er im Alter von fast 88 Jahren in New York City.

Jack Dempsey – einer der populärsten Schwergewichtler aller Zeiten

Im Jahre 1950 wurde Dempsey bei einer Befragung unter Sportjournalisten zum herausragenden Boxer der ersten fünfzig Jahre des Jahrhunderts gekürt. Während seiner Karriere als Spitzenschwergewichtler und auch danach gehörte er zu den populärsten Sportlern Amerikas. Unumstritten ist, dass er dazu beitrug, den Boxsport bei den Massen als eine der Lieblingssportarten zu verankern. Jack Dempsey wurde vom Publikum verehrt, geliebt. Er löste Begeisterungsstürme aus, wenn er mit seiner typisch vorgebeugten Haltung im „Dempsey-Crouch“ in die Gegner hineinstieß und sie mit seinen krachenden Schlägen bezwang, oft genug vernichtete. Manche verglichen ihn mit einer „zubeißenden Kobra“, wenn er auf die Gegner zustürmte. Er trat gegen jeden denkbaren Herausforderer an, nur die Schwergewichtler mit schwarzer Hautfarbe erhielten von ihm nie eine Chance auf einen Titelkampf. Wenn er auch unter heutigen Maßstäben eher als Cruisergewicht durchgehen würde, kann man ihm in der Geschichte des Schwergewichtsboxens Größe nicht absprechen. Er hat maßgebend dazu beigetragen, dass sich der Boxsport weltweit zu einem Massensport entwickelt hat. Die Verehrung, die er genoss, wurde ihm den USA bis zu seinem Tode entgegengebracht, und dies erscheint im Lichte seiner boxerischen Leistungen und seines Charismas nicht unverdient zu sein.

13 Gedanken zu “Jack Dempsey: The Mankiller

  1. Super Artikel Paul !

    Einer der besten Artikel, dich ich über Dempsey gelesen habe. Spannend geschrieben und es wird darin deutlich, wie und warum er, den Boxsport zum Massensport machte.

    Aber, hätte man nicht noch erwähnen sollen, dass Dempsey, der sein Geld gut angelegt hatte, durch den schwarzen Freitag 1929, alles verlor. Und das Dempsey und
    Tunney, sehr gute Freunde wurden nach den 2 Kämpfen und dass Tunney ihm ausgelholfen hat, als Dempsey sein angelegtes Geld verlor. Dempsey zollte seinen Gegnern auch viel respekt, in dem er ihnen wieder hoch half,nach dem er sie zerstört hatte.

    Und die Vorwürfe, die es gegen Dempsey immer wieder gab, dass er angeblich seine Handschuhe manipuliert hat und es ihm nur dadurch möglich war, so hart zu schlagen, sind im Artikel auch nicht erwähnt.
    Der Dempsey-Mythos lebet auch von seiner enormen schlagkraft, deswegen sollte man vllt noch erwähnen, dass diese Schlagkraft von Dempsey,von Dempsey’s Gegnern oft mit Betrug und Manipulation gerechtfertigt wurde.

  2. Find ich auch, super Artikel, viele harte Fakten. das mit den angeblich ? manipulierten Handschuhen hätte hier sicher auch reingehört, aber das sind Spekulationen, welche vielleicht nicht in so einen gut recherchierten Artikel passen würden.

    Und an alle Haye-Fans:

    Sieben Mal muss Willard schon in der ersten Runde auf die Bretter. Dann trifft Willard eine gewaltige Rechte in die Herzgegend, die den Weltmeister wieder zu Boden schickt. Er wird ausgezählt, und der Kampf scheint zu Ende zu sein. Manager Kearns reibt sich bereits die Hände, als der Zeitnehmer laut verkündet, dass der Rundengong überhört worden sei. Dempsey, bereits zum Jubeln unterwegs, wird zurück in den Ring beordert. Willard kann sich in der zweiten Runde nur mit letzter Willensanstrengung über die Runde retten. Er ist schlimm zugerichtet, seine Kieferknochen sind gebrochen, Rippen quasi zerborsten, Lippen gespalten und die Augen geschlossen, und immer wieder versucht er noch, dem Kampf eine Wende zu geben.

    …und dem David hat damals der Zeh wehgetan. Wäre das kleine Pflaster (sorry, die große Verletzung) an Hayes Zeh nicht gewesen hätte man ihn jetzt sicher in einer Riege mit den Großen des Boxens nennen müssen… – lach

  3. @ The big F

    Danke für die von Dir noch zusätzlich angesprochenen Hinweise. Der Artikel ist mir aber schon so lang geraten, dass ich eine weitere „Verlängerung“ für nicht so ganz günstig hielte. Es gibt darüber hinaus noch viele überlieferte Episoden zu Dempsey, ob Legende oder nicht, auf die man hätte verweisen können. 🙂

  4. Paul sagt:
    15. Mai 2012 um 19:07

    @ OlaF Wilde

    Dass die viele Kämpfer der damaligen Zeit leidensfähiger waren, würde ich auch unterstreichen.

    Und woran machst du das fest? Anhand von Biografien???? Ist doch quatsch!!!!

  5. @ Peddersen

    Nicht nur über Biographien, sondern auch mit alten Filmaufnahmen. Aber dennoch stimmt’s, dass man da eher auf Spekulationen angewiesen ist, wenn man solche Vergleiche zieht.
    Was mich übrigens ärgert, ist, dass ich in der Mitteilung an Olaf diesen groben Grammatikfehler gemacht habe. Sorry. 🙂

  6. @ Paul

    Ich hab auch schon gemerk,dass der Artikel lang ist, aber das macht ihn auch aus. Es sind die Details und die Legenden, die so einen Fighter ausmachen. Wenn man zbs von seinem Trainingsraum liest oder wie er für paar dollar am tag gekämpft hat und das auch noch gegen größere und ältere Fighter. Oder, wenn seine Gegner ausführlicher beschrieben werden und dadurch nicht mehr nur irgendwelche namen sind. usw.. Ich fand die beschreiben von Firpo, super! Manche können vllt nichts mit diesen einzelheiten anfangen, aber ich mag sie 🙂

    Es ist auch nicht schlecht, wenn man zbs. versucht, Dempsey im Vergleich zu den anderen Legenden, zu betrachten. Wenn man zbs. seine Power, mit die von Jeffries vergeicht oder seine speed, mit die von Joe Louis usw. Aber dann müsste man ja en buch schreiben 🙂

  7. @ Paul

    Ja, dass Problem mit der Zeit kenne ich. En Buch über sowas, kann man schreiben, wenn man en alter Mann ist und die Zeit dafür hat. Bis dahin, muss man sich mit der Demo-Version, von allem Dingen, zufrieden geben 🙂

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