In der Potsdamer MBS Arena siegte der Halbmittelgewichtler Jack Culcay am Samstagabend dominant durch technischen Knockout in der zehnten Runde gegen den Pflichtherausforderer Jean Carlos Prada aus Venezuela. Vor 2600 Boxfans sollte eigentlich der WBA-Weltmeistertitel ausgeboxt werden, doch nach der Aufgabe Pradas konnte sich Culcay nur seinen alten Interimsgürtel nach Version der WBA umschnallen!
Leider wurde dies bei der SAT.1 Übertragung nicht weiter ausgeführt, was für Verwirrung gesorgt hat. Denn bevor der 30-Jährige Deutsche mit ecuadorianischen Wurzeln offiziell Weltmeister wird, muss der amtierende WBA-Champ Erislandy Lara aus Kuba am 21. Mai 2016 gegen den Armenier Wanes Martirosjan siegen und zum „Super-Champion“ ernannt werden. Danach wird Culcay zum Pflichtherausforderer für den Sieger des Duells Lara versus Martirosjan. Auf BoxRec findet sich folgende Information: „With this win, Ecuador German interim WBA Super Welterweight champion ‚Golden Jack‘ Culcay, 22-1 with 11 kayos, became the mandatory challenger for the winner of Erislandy Lara versus Vanes Martirosyan full WBA super welter world title rematch scheduled for May 2016.“ Das heißt im Klartext, dass es für Culcay am Samstagabend streng genommen „nur“ um die Verteidigung seines WBA-Interimstitels ging. Aber wer soll bei der Titelflut und dem Chaos eigentlich noch durchblicken?!
Komisch, dass dieser wichtige Fakt von den „SAT.1-Experten“ am Ring einfach unerwähnt blieb, man lieber vorzeitig seinen „neuen WBA-Champion“ feierte und das Boxpublikum im Dunkeln tappen ließ. Wahrscheinlich in weiser Voraussicht auf den WM-Fight zwischen Arthur Abraham und Gilberto Ramirez in Las Vegas, bei dem die Insider und Buchmacher völlig zu Recht von einem Sieg des Mexikaners ausgingen…
Der gesamte Fight zwischen Jack Culcay und Jean Carlos Prada gestaltete sich sehr einseitig zugunsten des Berliner Boxprofis vom Sauerland Boxstall. Die erste Runde nutzte Culcay dazu seinen Gegner aus Venezuela auszulesen und startete deshalb etwas verhalten, um sich auf dessen Rechtsauslage einzustellen. Dennoch setzte sich der „Goldjunge“ durch seine Beweglichkeit sowie schnelle Einzelaktionen durch. Dazu konnte er mit seiner harten, rechten Schlaghand für die klareren Treffer sorgen. Prada zeigte sich zwar aktiver durch seine zahlreichen Schlagversuche, kam aber zu selten an der guten Doppeldeckung von Culcay vorbei. In Runde zwei zeigte sich Culcay weiter reaktionsschnell und arbeite zum Kopf und Körper, wo er die Lücken von Prada mit gutem Auge ausfindig machte. Die Reichweitenvorteile des Venezolaners pendelte „Golden Jack“ immer wieder gekonnt aus und konterte mit Kombinationen, wodurch er sich auch diese Runde sicherte. Pradas Kampfstil zeichnete sich dadurch aus, dass er oft mit seinem Kopf nach vorne stürmte und dadurch die Gefahr eines Kopfstoßes provozierte. Im dritten Durchgang musste Culcay weiter wach bleiben, um nicht in die lange Schlaghand seines Kontrahenten zu laufen. Dies vermied der Amateurweltmeister von 2009 durch das Laufen gegen den Uhrzeigersinn. Prada landete einen unabsichtlichen Tiefschlag und wurde ermahnt. Durch eine gute Kombination brachte Culcay seinen 31-jährigen Gegner in Bedrängnis, der sich darauf um die eigene Achse drehte und nur mit Not von den Ringseilen retten konnte. Vor dem Fight hatte Prada für die vierte Runde seinen vorzeitigen Sieg angekündigt, aber wirkte eher müde und ließ sich auf der Innen-und Außenbahn weiter von Culcay treffen, der es verstand durch seine kurzen, schnellen Schlagserien zu punkten.
Im fünfen Durchgang war Culcay weiter der variablere und konditionell stärkere Mann im Ring. Prada baute weiter ab und der Boxprofi aus Darmstadt legte weiter zu. Mit Haken zum Kopf verstand es Culcay die statische Doppeldeckung des unterlegenen Boxers zu öffnen, um so mit geraden Händen zum Kopf eindeutige Treffer zu landen. In Runde sechs änderte sich der Kampfverlauf nicht mehr, doch es war hörbar, dass Culcay gleich drei mitgebracht Trainer hatte: Neben Georg Bramowski in seiner Ringecke, waren Sven Ottke und Yoan Pablo Hernandez lautstark aus dem Publikum wahrzunehmen. Während Neu-Coach Ottke immer wieder forderte die Rechte zuerst zu bringen, rief der ehemalige Sauerland-Profi Hernandez mal auf Deutsch, dann auf Spanisch Kampfanweisungen in Richtung Culcay. In Durchgang sieben dominierte Culcay weiterhin den technisch limitierten Venezolaner, der niemals ernsthaft drohte einen K.o.-Hammer ins Ziel bringen zu können. „Golden Jack“ marschierte weiter nach vorne und demonstrierte, dass zwischen beiden Boxern ein Niveauunterschied herrschte. Eigentlich hatte dieser Pflichtherausforderer nichts mit ihm im Ring verloren, da er jede Runde unterlegen war und kein Mittel fand, um den Kampf zu drehen. In Runde acht machten sich die gelandeten Treffer von Culcay durch Pradas schwindende Geschwindigkeit bemerkbar. Dazu kamen Ideenlosigkeit und Frustration, die den Südamerikaner ins Leere treffen ließen und einen weiteren Tiefschlag zur Folge hatten. Im neunten Durchgang konnte man bereits konstatieren, dass dies der bisher beste Kampf von Jack Culcay in seiner Profilaufbahn war, aber Namen wie Lara, Cotto oder Charlo qualitätsmäßig noch auf einem ganz anderen Level anzusiedeln sind.
Interessanterweise ließ der Ringrichter das abgelöste Tape um den Boxhandschuh von Prada von Georg Bramowski kleben, um auf Nummer sicher zu gehen. Die verzweifelten Einzelhände Pradas und sein unsauberer Kampfstil bereiteten Culcay keinerlei Probleme. So konnte dieser die Runde mit einer variablen Kombination zum Kopf und Körper seines Gegners beenden, der froh war als der Schlussgong ertönte. Beim Gong zur zehnten Runde gab die Ringecke von Prada das ungleiche Gefecht auf. Der Verlierer zeigte sich konditionell am Ende und sein Kampfwille war nicht mehr vorhanden: „Durch den Körperschlag, den ich bekommen habe, war ich etwas geschwächt und musste aufgeben.“
Insgesamt war dies eine überzeugende Vorstellung von Culcay, der eine Steigerung seines Leistungsvermögens darbieten konnte: „Der Gegner war stark, ich dachte, er macht weiter. Er hat sehr hart geschlagen. Jetzt habe ich mir den Urlaub verdient.“ Nach dem 22. Sieg in seinem 23. Profikampf bleibt nun abzuwarten, ob und wann dich der Berliner offiziell Weltmeister nennen darf!
Foto: Anna Mieskes-Petrenko
Was für ein Farce.Ein WM-Kampf zwischen die Nr.1 und dem Ranglisten 13 der sogar ein ganzes Jahr inaktiv war wegen diversen verletzungen.Da kann man nur noch den Kopf schütteln.
Man muss sich nur mal die Kampfrekorde seiner letzten Gegner anschauen. Unfassbar wie so einer wie Prada in den Rankings auftauchen kann.
Toller Spruch.
Culkay bringt mit ach und krach gutes europäisches Niveau, mehr aber auch nicht!
Ob der jetzt Interims-WM oder regulärer WBA-WM ist spielt doch überhaupt keine Rolle, denn er kann mit der Weltspitze im Superweltergewicht nicht ansatzweise mithalten!
versteh ich das jetzt richtig. gewinnt lara ist culcay wm. wenn nicht muss er gegen den armenier um den wm titel als herausforderer boxen. außerdem sollte er wenn lara gewinnt binnen 180 tagen (von da ab) dann gegen ihn kämpfen oder was
Ein geschenkter WM Titel für Culcay. Fakt ist, gegen die Besten braucht er nicht antreten, da Durchschlagskraft und Härte fehlt und mit Ü 30 nicht mehr viel in dieser Richtung machbar ist. Das gibt auswärts die gleiche Blamage wie bei Abraham. Es fehlt einfach das gewisse etwas.
Ich hol gleich Pitto aus Argentinien zurück!
Der Junge muss zwei Gewichtsklassen runter !