Hasegawa führt Burgos in tollem Kampf vor – gewinnt WBC-Titel bei Federgewichtsdebüt

Ex-Bantamgewichtstitelträger Hozumi Hasegawa sorgte am Freitag vor heimischem Publikum für Wiedergutmachung für seine KO-Niederlage gegen Fernando Montiel im Vereinigungskampf diesen April. Bei seinem ersten Kampf im Federgewicht dominierte er den hoch gehandelten und bis dahin ungeschlagenen Mexikaner Juan Carlos Burgos in 12 Runden deutlich und gewann klar nach Punkten. Seine Schnelligkeit und seine Beweglichkeit im Oberkörper machten dabei den größten Unterschied aus. Zudem zeigte er in den wenigen schwierigen Phasen großes Kämpferherz und ein gutes Kinn.

Juan Carlos Burgos verlegte sich anfangs der ersten Runde aufs Kontern, wurde dann aber zunehmend aktiver und kassierte so einige gute Konter von Hasegawa, der sehr gute Meidbewegungen zeigte. In einer engen Runde landete Hasegawa den besten Treffer mit einem rechten Haken als Konter, doch eine rechte Gerade von Burgos, ebenfalls als Konter geschlagen, stand dem nicht viel nach. In der zweiten Runde setzte der Japaner dann dem Kampf deutlich seinen Stempel auf. Mehrere starke linke Geraden und einige als Konter geschlagene rechte Haken fanden ihr Weg ins Ziel, während Burgos oftmals nur in die Luft schlug. Hasegawas Schläge kamen einfach deutlich kürzer und knackiger, die von Burgos waren zu langsam und zu lange unterwegs. Die schnelleren Hände waren weiterhin mit ausschlaggebend, als Hasegawa auch die dritte Runde bestimmte, in der er erstmals vermehrt auch zum Körper von Burgos schlug. Immer wieder waren es linke Geraden, die einem, zwei oder gleich drei Jabs folgten, die ihr Ziel an Burgos Kinn oder seinem Körper fanden. De Mexikaner gelang es gelegentlich auch Akzente zu setzen, doch diese gingen unter in dem deutlichen Übergewicht, das Hasegawa genoss. Den Höhepunkt setzte eine wunderschöne 5-Punch-Kombination des Japaners 20 Sekunden vor dem Ende der dritten Runde. Auch in der vierten Runde blieben Hasegawas linke Geraden die effektivste Waffe der beiden Boxer, und der Japaner wurde immer selbstbewusster, ließ Burgos teilweise amateurhaft aussehen, wenn dessen Schläge ins Nichts gingen und suchte aggressiver und mit mehr Kombinationen die Schlagabtausche. Die drei Punktrichter sahen nach der vierten Runde Hasegawa verdient mit 40-36, 39-37 und 39-37 beim Open Scoring der WBC vorne.

In der fünften Runde ging es ähnlich weiter wie zuvor, und Hasegawa war weiterhin der überlegene Mann, der nun auch einen Uppercut seinem Repertoire hinzufügte, mit dem er Burgos in der Mitte der Runde ordentlich durchschüttelte. Burgos schien mittlerweile bereits ein wenig ratlos, fand er doch keinen Weg seine Reichweitenvorteile und seine Power gegen seinen schlüpfrigen Gegner auszuspielen. Nur wenn Hasegawa sich mal in der Nahdistanz stellen ließ, gelangen Burgos einige signifikante Körpertreffer um den Japaner langsamer zu machen. Ansonsten waren es wenige Einzelschläge, die ihr Ziel fanden, wenn Hasegawa sich mal unaufmerksam oder zu übereifrig zeigte. Im sechsten Durchgang gönnte sich Hasegawa allerdings eine kleine Auszeit und Burgos fand endlich besser in den Kampf, nur um dann zum Schluss der Runde doch wieder ausgeboxt zu werden.

Doch plötzlich drehte sich der Kampf in der siebten Runde. Burgos fiel es auffallend leichter Hasegawa zu treffen, und hatte seine bis dahin beste Phase im Kampf, als er den Japaner in einer Ringecke stellen konnte und mit einer sehenswerten Kombination bearbeitete. Doch damit nicht genug, landete der Mexikaner wenig später einen krachenden linken Aufwärtshaken, der Hasegawa kurz seine Sinne zu rauben schien und durch den Ring taumeln ließ. Er ging jedoch nicht zu Boden und fand schnell seine Beine wieder, doch die Runde ging klar an den bis dahin klar unterlegenen Burgos und brachte neue Spannung in den Kampf.

Bereits in der sechsten Runde war es zu zwei unabsichtlichen Kopfstößen gekommen, was bei Boxern zweier verschiedener Auslagen so häufig der Fall ist, und sich als Trend in Runde 8 fortsetzte. Das zweite Aufeinanderprallen der Köpfe in der achten Runde öffnete einen Cut über Hasegawas rechtem Auge, was laut Regeln der WBC zu einem Punktabzug für Burgos führte, der in diesem Augenblick den auf den Punktkarten zurück drängenden Burgos erneut zurück warf. Doch Hasegawa hatte sowieso nach der für ihn katastrophalen letzten Runde wieder besser zurück gefunden, und nutzt seine gute Beinarbeit wieder mehr um Burgos aus verschiedenen Winkeln auszuboxen. Nach der achten Runde legte das Open Scoring offen, dass die Punktrichter ihn mit 77-74, 78-73 und 78-73 vorne sahen.

Die letzten vier Runden hätte Hasegawa mühelos herunterboxen können, doch er entschied sich weiter Risiken in Kauf zu nehmen und lieferte den Zuschauern somit bis zum Schluss einen tollen Kampf. Er bestimmte auch Runden Neun bis Zwölf mit den saubereren Treffern, während das rechte Auge von Juan Carlos Burgos von den vielen linken Geraden immer mehr zu schwoll bis er aus ihm kaum mehr etwas sehen konnte. Burgos wusste nicht mehr viel entgegenzusetzen und konnte kaum mehr auf die vielen linken Geraden reagieren, die er nicht mehr kommen sah. Nur anfangs der elften Runde wurde Hasegawa etwas zu selbstverliebt in seine starken Meidbewegungen, stellte das Kontern ein und ließ sich schließlich von einem krachenden linken Aufwärtshaken treffen. Doch als der Schlussgong schließlich nach einer actionreichen zwölften Runde ertönte, konnte es nur einen Gewinner geben, und die Punktrichter lieferten ein gutes Urteil ab. Zwei sahen Hasegawa mit 117-110 vorne, während der dritte es mit 116-111 einen Hauch enger hatte.

Nachdem das Urteil verkündet worden war, wurde es für Hasegawa, dessen Mutter kürzlich an Krebs verstorben war, emotional, als ihm sein neuer Gürtel übergeben wurde. Nach einer schweren Zeit, die neben dem Verlust seiner Mutter auch durch die Verarbeitung der KO-Niederlage gegen Montiel geprägt war, gehört Hasegawa nun in einer neuen Gewichtsklasse wieder zur Elite. Denn fest steht, dass Hasegawa definitiv eine Bereicherung für das bereits brillant besetzte Federgewicht ist, wo sein Pflichtherausforderer nun Ex-Bantamgewichtsweltmeister Jhonny Gonzalez ist, der letzten Samstag Santos Marimon in zwei Runden stoppte.

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