Am Samtstagabend haben Graciano „Rocky“ Rocchigiani (52) und sein Team einen glanzvollen Einstand als eigenständige Boxpromoter in Berlin gefeiert. Das Huxleys Neue Welt war mit 800 Zuschauern restlos ausverkauft und einige Boxfans mussten sich leider damit abfinden, dass es keine Karten mehr an der Abendkasse gab. Somit stehen nun alle Zeichen auf Vergrößerung: Die nächste Fight Night soll im März in einer größeren Location stattfinden!
Damit das Projekt Rocky weiter wachsen kann, sind natürlich weiter treue Sponsoren gefragt, die wie der Unternehmer Uwe Köhrich aus Berlin fest an den Erfolg des jungen Teams glauben. Wer live vor Ort war, konnte sich selbst von dem erfolgreichen Start überzeugen. Es wurde an alles gedacht: perfekte Location, gute Unterhaltung in den zwölf Profikämpfen, Musik von den Rappern Army of Brothers (AoB), die extra einen Song für das Rocky Team konzipiert haben und Berliner Boxfans, die lautstark mitfieberten und den Kampfabend zu einem vollen Erfolg gemacht haben.
Den Hauptkampf des Abends bestritt der Rocky-Profi Jamny Kumande gegen Moris Markowitsch. Die sechs Runden glichen einer Schlacht, die alle in der Arena begeisterte. Bereits vor dem Gefecht war klar, dass dies kein leichtes Stück Arbeit für den Berliner Neuprofi werden würde, denn der Usbeke Markowitsch hatte sich bereits zuvor als zäher Brocken bewiesen. Dennoch konnte Kumande in dem Supermittelgewichtsduell überzeugen und mit 57:56 einen verdienten Punktsieg einfahren. Von Beginn an legten die beiden Kontrahenten ungestüm los und gingen aufs Ganze. Dabei ließen beiden oftmals ihre Deckung fallen und steckten harte Treffer ein. Von zögerlichem Abtasten keine Spur. Das Nasenbluten beider Boxer machte nur deutlich wie hart der Schlagabtausch geführt wurde. Im Infight suchte jeder seinen Vorteil, wobei beide ihre Offensivstärke zeigen konnte. Es war ein Duell auf Augenhöhe, was den Verlauf so spannend machte und für ein gelungenes Matchmaking spricht. Kumande wurde gefordert, wie noch nie in seinen bisherigen drei Profikämpfen und er bestand die harte Probe mit viel Kampfgeist und guten Nehmerqualitäten. Den Ausschlag zum Sieg gab ein Niederschlag des Kongolesen zu Beginn der sechsten Runde. Der Treffer zum Kinn kam knackig, wobei sich Markowitsch nach dem Anzählen wieder erholen konnte und die restliche Zeit bis zum Schlussgong tapfer überstand. Am Ende des Kampfes fuhr der Schützling von Graciano Rocchigiani eine knappen Punktsieg mit 57:56 ein. Dennoch wurde deutlich, dass es nur einen Sieger geben konnte, da Kumande vermehrt Power Punches landete, die seinen Gegner auch auf den Beinen anklingelten. In den Fäusten des „KO-Commanders“ steckt Dampf.
Trotzdem versuchte seine Ecke ihn im Verlauf des Kampfes stets zu beruhigen und zum klugen ausboxen des Gegners zu animieren. Aber Jamny hatte von der ersten Sekunde an eine Schlacht begonnen und diese auch bis zum Ende weitergeführt. Mehr lange Hände und Distanz hätten sicherlich zu einem deutlicheren Punktsieg geführt. Aber dann hätte die Arena auch nicht diese Emotionen verspürt, die beide Kämpfer durch ihr Herz ermöglicht haben. Ob Vincent Feigenbutz sich jemals gegen den 25-Jährigen Berliner in den Ring traut, bleibt abzuwarten. Graciano: Ein Duell mit Sauerland-Profi Vincent Feigenbutz wäre sehr interessant. Ich bin sicher, dass Kumande gewinnen wird.“
Insgesamt überzeugten alle fünf Talente von der Graciano Rocchigiani Boxpromotion mit ihren Siegen. Sehenswert war auch der Kampf zwischen Plamena Dimova und Aida Halac aus Bosnien. Die beiden machten Werbung für das Frauenboxen, weil sie über sechs Runden fighteten was das Zeug hielt. In ihrem dritten Kampf musste die „Queen oft he ring“ über die volle Distanz gehen, weil sich Halac als starke Gegnerin entpuppte. Zwar konnte sie technisch nicht mithalten, aber ihre weit ausgeholten Schwinger blieben stets gefährlich. Dazu zeigte sie einen unorthodoxen Boxstil mit unsauberen Schlägen, Klammern und den Versuchen sich gegen die Fliegengewichtlerin Dimova zu lehnen. Doch die „Königin“ vom Rocky Team verstand es durch die klareren Treffer und Geraden die Runden für sich zu gewinnen. Spannend war das Duell, weil keine Boxerin zum verlieren angetreten ist. Aus dem Publikum war zu hören: „Das ist besser als bei den Männern!“ Ein größeres Kompliment kann man für einen Frauenboxkampf kaum erhalten!
Einen kurzen Prozess machte Björn Schicke mit Eduards Gerasimovs aus Lettland. Der Supermittelgewichtler aus Berlin hatte sich schon vor dem Fight auf einen vorzeitigen Sieg eingestellt und seine Marschroute knallhart durchgezogen. In der ersten Runde setzte sein Schlaghagel ein bis ein rechter Aufwärtshacken zum Kopf den Letten erstmals in die Knie zwang. Nachdem sich dieser kurz erholte und wieder kampffähig zeigte, folgte ein linker Körpertreffer, der den Kampf beendete. Somit siegte der „schicke“ Schicke in seinem dritten Profikampf durch Knockout.
Sensationell war auch die Leistung von dem Deutsch-Italiener Vincenzo Gualtieri. Der Mittelgewichtler vom Rocky Team lieferte einen der besten Kämpfe der Boxgala, weil er es verstand seinen ungarischen Gegner Norbert Szekeres in jeder Runde auszutanzen. Mit gekonnter Beinarbeit, schnellen Meidbewegungen und exakten Treffern dominierte Gualtieri jede Runde und überzeugte durch seine Ringintelligenz. Dieser Fight war etwas fürs Auge, weil die ausgefeilte Technik des erfolgreichen Amateurboxers im Vordergrund stand. „Il capo“ aus Berlin erzielte einen deutlichen Punktsieg von 60:54 und machte gute Werbung in eigener Person.
Im Mittelgewichtskampf zwischen Mohammed Al-Nasser und Roman Dvorak aus Tschechien kam es zu einem schnellen Profidebüt für den 17-jährigen Berliner. „The Lion“ startete besonnen in den Kampf und arbeitete mit dem Jab. Bald stellte er seinen Gegner Dvorak an den Ringseilen mit deckte ihn mit Körpertreffern ein. Nachdem dieser angezählt wurde, setzte er konsequent nach bis der Ringrichter im nächsten Schlaghagel das ungleiche Gefecht abbrach. Somit siegte der jüngste Rocky-Boxer in der ersten Runde durch technischen Knockout.
Die weiteren Ergebnisse:
Deutschen Meistertitel nach Version der GBA: Der Favorit und Titelverteidiger Kasim Gashi siegte deutlich nach Punkten über Pietro D’Alessio.
Im Duell der Lokalmatadoren konnte sich Mazen Gierke gegen Matti Schaffran mit einem Punktsieg durchsetzen.
Fahed Hassan siegte mit einem T.k.o. in der zweiten Runde gegen Pavel Herman.
Mohammed Soltby erzielte einen T.k.o. in Runde drei gegen Laszlo Hubert.
Der Kampf zwischen Semir Bejrovic und Mikheil Kuthsishvili endete nach sechs Runden mit einem Unentschieden.
Ali Hussein bezwang Nikolajs Bobilevs in der ersten Runde durch T.k.o.
Beke Bas siegte in Runde zwei durch T.k.o. gegen Jekaterina Lecko.
Foto: Graciano Rocchigiani Boxpromotion
Ein neuer Boxstall braucht Zeit um zu wachsen, mal sehen ob G. Rocchigiani dieses Mal Durchhaltevermögen hat!?
Auch solche kleinen Events sind nicht einfach aufzuziehen. Da gab es schon weitaus größere und professionellere events die schlechter organisiert waren. Ich gönn es rocky.
Hmm, ich bin gespannt, was Graze Kumande nach dem Kampf gesagt hat. Das war eher „Feigenbutzen“ als intelligentes Boxen á la Rocky. Boxerisch war er deutlich besser als Markowitsch, aber anstatt den Kampf mit seinem Jab und seiner Footwork zu führen, beschloss er zu keilen und das hätte auch genauso gut nach hinten losgehen können. Abgesehen vom Niederschlag war das ein klarer Draw.
Der Frauenkampf war richtig krass – Halac hat ja wirklich null Technik, ist aber gnadenlos zu sich und anderen. Könnte sie ein bisschen boxen und nicht nur dreschen, hätte sie den Kampf gewonnen.