Fehlurteil bei Joshua Franco vs Andrew Moloney?
Auf der Undercard von „Terence Crawford vs Kell Brook“ trafen zum zweiten Mal der australische Superfliegengewichtler Andrew Moloney und der US-Amerikaner Joshua Franco aufeinander. Im ersten Kampf im Juni 2020 hatte ‚El Profesor‘ Franco durch eine einstimmige Punktrichterentscheidung Moloney den WBA-Gürtel abnehmen können, womöglich auch, weil beide Trommelfelle von Moloney während der Begegnung Schaden genommen hatten.
Diesmal wollte der Australier nichts anbrennen lassen, hatten den besseren Start, arbeitete viel mit seinem linken Jab und schon in der ersten Runde bekam Franco Probleme mit seinem rechten Auge. Ringrichter Russell Mora ermahnte ‚The Monster‘ Moloney zwar im Verlauf des ersten Durchgangs „Watch your head“ und nannte einen „accidental headbutt“ – einen unabsichtlichen Kopfstoß – als Grund für die Ermahnung, doch er ließ den Kampf weiterlaufen.
Zu Beginn des zweiten Durchgangs war das Auge des US-amerikanischen Boxers bereits vollständig geschlossen, woraufhin Mora in der Mitte der Runde den Ringarzt zu Rate zog.

Aber auch der sah zunächst keinen Grund, den Kampf abzubrechen: Franco habe das Auge öffnen und auch bewegen können. Zu Beginn des dritten Durchgangs ließ der Referee den Ringarzt noch einmal das rechte Auge von Joshua Franco begutachten, der daraufhin beschloss, Franco für kampfunfähig zu erklären.
Während Andrew Moloney sich daraufhin als Sieger wähnte, erklärte Ringrichter Mora den Kampfrichtern, wegen des Kopfstoßes in Runde 1 würde er auf „No decision“ entscheiden.
Nicht nur der Australier, auch die ESPN-Kommentatoren, die sich in der Zwischenzeit die erste Runde noch einmal angesehen hatten, zeigten sich überrascht und hielten einen TKO-Sieg für Moloney angebracht, die Schwellung wäre allenfalls bei einem regulären Schlag durch Moloneys Daumen verursacht worden.
Das Schiedsgericht wollte auf „Nummer sicher“ gehen und nutzte daraufhin die – von der Nevada State Athletic Commission erlaubte – Möglichkeit, sich das Geschehen im Ring noch einmal auf Video anzusehen. Nach rund 26-minütigem Videostudium dann das für Moloney ernüchternde Ergebnis: es bleibt beim „nd“.
Der Australier verließ wütend den Ring, Bob Arum protestierte: „Das ist eine absolute Schande. Es gab keinen Kopfstoß. Andrew Moloney sollte der neue Champion werden.“ und legte sich im Ring mit NSAC-Geschäftsführer Bob Bennett an, die Teams der beiden Boxer gerieten währenddessen im MGM-Ballsaal aneinander.
Bennett erklärte sinngemäß später: „In unseren Regeln (…) heißt es (…) eindeutig, dass die Entscheidung des Ringrichters gültig ist, sofern keine eindeutigen und schlüssigen Beweise dafür vorliegen, dass er ein Fehlurteil abgegeben hat!“
Laut Compubox schlug Moloney in den beiden Runden des Kampfes 218 Mal und setzte 51 Treffer, Franco schlug nur 78 Mal und traf 18 Mal. „Das Auge wurde durch 50 Treffer geschlossen“, befand Moloney in einem Interview: „Es gab keinen Kopfstoß. Ich kann nicht glauben, dass sie mir das weggenommen haben. Ich habe fünf Monate lang trainiert, war weg von meiner Familie, und sie nehmen es mir einfach weg. Ich sollte der neue Champion sein.“
Auch bei Boxfans und Experten stieß das Urteil auf Unverständnis. Stellvertretend für viele hier nur die Meinung von Joe Rogan:

Hier noch einmal der ganze Kampf
Das war ganz schön fies vom Ref.
Tjs … ich denke, das ist nicht so einfach. Gerade in den kleineren und schnelleren Gewichtsklassen. Trotzdem sollte der „Videobeweis“ eigentlich so ein falsches Urteil revidieren können. Aber es ist vermutlich so, wie neulich bei Terry O’Connor. Wenn da nicht grobe Fahrlässigkeit (oder mehr) nachgewiesen werden kann, ist der „judge“ unantastbar.
Oh weiha, was’ne Schande. Vegas Mafia @ it’s best. Hoffe das Team um Melonen legt einen Einspruch bei der WBA ein und hoffentlich ordnet diese ein immediat Rematch an.