Zsolt Erdei ist der erste Ungar, der in zwei Gewichtsklassen einen WM-Titel holen konnte. Dabei war der Sieg heute gegen Giacobbe Fragomeni ein hartes Stück Arbeit: anfangs schien der schnellere und technisch versiertere Erdei Fragomeni nach Belieben zu beherrschen. Ab Runde vier drehte sich aber das Blatt, Erdei schaltete einen Gang zurück, Fragomeni machte zunehmend Druck und traf auch hart. Nach der sechsten Runde wirkte Erdei ausgepowert und hängte resignierend in der Ecke.
Doch dann kriegte Erdei die sogenannte „zweite Luft“, die Beine waren nicht mehr so schnell wie in der Anfangsphase, dafür legte er aber immer mehr Kraft in seine Schläge. Obwohl es wohl nicht die ursprüngliche Taktik war, ließ es Erdei immer öfter zu einem offenen Schlagabtausch kommen, wohl auch weil er daraus meistens als Sieger hervorging.
Die letzten beiden Runden gehörten wiederum Fragomeni, doch Erdei hatte sich einen kleinen Vorsprung auf den Punktzetteln erarbeitet, sodass es für eine Mehrheitsentscheidung reichte. Das musste auch Fragomeni einsehen, der Erdei nach dem Kampf sogar applaudierte.
„Ich war aus der Puste, deswegen musste ich mein ungarisches Herz zeigen“, so der frischgebackene WBC Cruisergewichtsweltmeister.
Das Publikum in Kiel war jedenfalls sehr angetan von dem wahrscheinlich besten Kampf dieses Jahres auf deutschem Boden. In Zukunft werden sie Erdei aber vermutlich wieder im Halbschwergewicht zujubeln: es gilt als wahrscheinlich, dass der Ausflug ins Cruisergewicht eine einmalige Angelegenheit war.
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