„Desaster-Daser“ muss um seinen Titel bangen

Im Vorprogramm sahen 5.500 Zuschauer am Freitagabend in der Barclycard Arena beim EC Boxing-Event starke Titelkämpfe im Vorprogramm. Das „Dinner-Boxen“ sollte Stil und Boxsport zusammenbringen: Lametta, Gaumenfreuden, roter Teppich und Live-Acts wie Lotto King Karl. An den Tischen wurde Ochse am Spieß serviert, der „Big Deal“ war angerichtet.

Mit Halbschwergewichtler Igor Mikhalkin (Russland) freute sich das Team von EC Boxing über seinen ersten Weltmeister. In einem mitreißenden Duell bezwang der neue IBO-Titelträger den bis dato ungeschlagenen Südafrikaner Thomas Oosthuizen einstimmig nach Punkten (118:109, 118:110 und 118:110). Mikhalkin führte den Kampf von der Ringmitte aus, jagte seinen Gegner mit pfeilschnellen Kombinationen.

Oosthuizen fand kein Rezept um den ECB-Boxer gefährlich zu werden. Der Heimboxer hielt das Tempo hoch und dominierte die letzten Runden. Einige Male wankte der Südafrikaner, doch er fiel nicht.

Insgesamt ein Box-Leckerbissen für die Freunde des edlen Faustkampfes. „Wer ‚Tommy Gun‘ so klar schlägt, kann es mit jedem Halbschwergewichtler der Welt aufnehmen. Wir werden noch viel Freunde an Igor haben“, lobte Erol Ceylan seinen Schützling, der 20 von 21 Profikämpfen siegreich bestritt.

Im Hauptkampf des Abends besiegte Mario Daser den Briten Ola Afolabi und sicherte sich den IBO-International-Titel und die WBO-EM. Der in Santa Monica (Kalifornien) lebend Brite war ein Schatten früherer Glanztage. Er war mit Übergewicht angereist und musste beim Wiegen am Vortag noch 1,8 Kilogramm abkochen, um das Cruisergewichtslimit von 90,7 Kilogramm zu erreichen. Zusätzlich schämte er sich nicht einem Journalisten zu stecken, dass er sich für eine halbe Million Euro absichtlich in den Ringstaub fallen lassen würde, aber so viel Geld hätte er leider nicht angeboten bekommen…

In der ersten Runde zeigte Afolabi seine Schnelligkeit, ließ Daser durch gekonnte Meidbewegungen ins Leere laufen und brachte lockere Schläge ins Ziel. Ab Runde zwei änderte sich das Bild und der Brite, der eigentlich schon seine aktive Karriere beendet hatte, begann einen angeschlagenen Boxer zu spielen. Leider gelang ihm dies mehr schlecht als recht. „Kryptonyte“ zeigte keinen Funken Siegeswillen und blieb an den Ringseilen stehen, um sich von dem „wild gewordenen Stier“ Daser mit nicht sonderlich harten Punches eindecken zu lassen.

Im dritten Durchgang entwickelte sich das schlecht inszenierte Duell zu einer Farce. Der Wahl-Hamburger Daser verausgabte sich so sehr, dass er um Luft rang. Der 37-jährige Auswärtsboxer und haushohe Favorit ging zum zweiten Mal in die Knie und wurde vom Ringrichter angezählt. Plötzlich sprang sein Trainer mit einem weißen Handtuch in der Hand durch die Ringseile. Darauf brach der Ringrichter das lächerliche Duell auf dessen Empfehlung hin ab. Der Deutsche fiel völlig erschöpft in der neutralen Ecke in die Hocke und versuchte sich zu erholen.

Afolabi hatte für die Kampfbörse von 160.000 Euro eine grauenhafte, gekaufte Vorstellung abgeliefert und seinem Namen keine Ehre gemacht. Nicht verwunderlich, dass er noch im Ring seinen zweiten Rücktritt verkündete: „Mit einer solchen Leistung macht es keinen Sinn für mich weiterzumachen“, erklärte der frühere Champion. Auch Promoter Erol Ceylan zeigte sich von der Leistung Afolabis maßlos enttäuscht. „Sich so in einem Titelkampf zu präsentieren ist inakzeptabel.“

Dazu war er laut der Ringärztin Dr. Beatrix Raudszus weder verletzt, noch dermaßen außer Form, dass er einen drittklassigen Boxer wie Daser nicht hätte ausboxen können. Der selbternannte „Kies-Millionär“ hatte bisher hauptsächlich in Bierzelten gegen unbekannte Aufbaugegner geboxt und so seinen Kampfrekord aufgebaut. Gegen Adrian Cerneaga (2-14-3, 0 K.o.) aus Rumänien gewann er 2011 innerhalb einer Woche sogar zweimal in zwei verschiedenen bayrischen Festzelten. Der Bosnier Drazan Janjanin (15-15-0, 14 K.o.) macht keinen Hehl daraus 2016 für sein frühes Ausscheiden in Runde zwei entlohnt worden zu sein.

Money makes the world go round

Trotzdem gewann der technisch limitierte Daser den WBO-EM- und IBO-International-Titel gegen den ehemaligen Gegner von Ex-Champion Marco Huck. Die Show soll Daser 800.000 Euro gekostet haben. Respekt hat sich der „Rummel-Boxer“ damit nicht verschafft. Im Gegenteil: „Desaster-Daser“ hat sich zum Gespött der Boxszene gemausert und muss nun zurecht um seinen WBO-EM-Gürtel bangen.

Alles kann man eben doch nicht kaufen! Wobei es Daser als Co-Promoter von ECB-Chef Erol Ceylan schaffte ein fast perfektes Boxevent – Dinner-Boxen statt Gym-Events – in einer modernen Multifunktionsarena auf die Beine zu stellen. Wäre doch nur sein Kampf ausgefallen, oder hätte er einen Gegner auf Augenhöhe verpflichtet…

Der 28-jährige Familienvater zog vor einem Jahr von München nach Hamburg. 2015 soll er durch ein Kieswerk zu Geld gekommen und darauf durch Immobilien zum Millionär avanciert sein. Durch sein unmoralisches Angebot konnte er den Briten Ola Afolabi aus seinem Ruhestand holen und für eine letzte Niederlage einkaufen.

Kampf wird von WBO untersucht

Vizepräsident und Chairman der WBO Europe, Istvan Kovacs, war als Augenzeuge live am Ring und bestätigte, dass Daser sich wohl bald von dem WBO-Titel verabschieden muss. Dazu soll Afolabi lebenslang gesperrt und der Kampf annuliert werden.

Doch zunächst wird auf den Kampfbericht des Supervisors Thomas Pütz gewartet. Der Präsident des Bundes Deutscher Berufsboxer (BDB) beaufsichtigte das Trauerspiel und schien bei der Siegesehrung nicht glücklich. Auch Jürgen Brähmer und Denis Radovan ergriffen aus Protest sofort die Flucht. Die Journalisten waren sich zunächst unsicher, wie sie mit so einem „Fake-Fight“ umgehen sollten. Dann brach der berechtigte Shitstorm auf Mario Daser aus. Einzig Morten König von Boxwelt.com und das Boxsport Magazin hatten es nicht nötig den skandalösen Hauptkampf wahrheitsgetreu zu kommentieren.

Nach den öffentlichen Seitenhieben wäre es nun wünschenswert, wenn auch der Weltverband IBO Konsequenzen zieht und beide Profiboxer für ihr Fehlverhalten bestrafen würde, weil sie dem Boxsport einen erheblichen Schaden zugeführt haben.

Den Fight des Abends lieferte Lokalmatador Sebastian Formella, der lautstark von seinen Fans angefeuert wurde. Er zeigte eine beeindruckende Leistung. Immer wieder ließ der 29-jährige seinen Gegner Denis Krieger ins Leere laufen und konterte ihn geschickt ab. „Hafen-Basti“ beeindruckte durch Kampfgeist, Kinn und Ring-Intelligenz. Krieger wirkte zu fest und hatte die ersten Runden durch seine Inaktivität verschenkt. Zu hatte er sich auf seine K.o.-Power verlassen, die in der sechsten Runde zum Erfolg führte.

Nach einem Haken des schlagstarken Krieger machte der ECB-Boxer Bekanntschaft mit dem Ringboden. Darauf fing sich Formella wieder und fand erneut zu seiner von Trainer Mark Haupt vorgegebenen Linie. Mit 98:92 und zweimal 97:92 werteten die Punktrichter den Fight für den Publikumsliebling im EC Boxing-Team.

Mit Sebastian haben wir einen guten Griff gemacht. Er wird seine Fans noch viel Freude bereiten“, meint Promoter Erol Ceylan. „Besonders bei meinen zahlreichen Fans bedanke ich mich. In der kritischen Phase haben sie mich mit ihren Anfeuerungsrufen toll unterstützt“, sagte Halbmittelgewichtler Sebastian Formella (jetzt in 15 Kämpfen unbesiegt), der seinen IBO-Continental-Gürtel stolz seinen Fans präsentierte.

Superleichtgewichtler Fatih Keles konnte sich über den WBO-Titel freuen. Der unbesiegte frühere Amateur-Europameister sicherte sichden vakanten WBO-EM-Titel in einem Profifight auf Augenhöhe. Auf flinken Beinen und mit schnellen Händen lieferte sich in Hamburg lebende der Türke mit Rafik Harutjunjan (Niederlande) eine packende Ringschlacht, die hin und her ging.

Die präziseren Treffer von Keles gaben den Ausschlag für den knappen, einstimmigen Punktsieg (96:95, 95:94 und 97:92). „Auch für Fatih soll dies erst der Anfang seiner Karriereleiter sein“, gab Erol Ceylan zu Protokoll.

Schwergewichtler Christian Hammer verteidigte seinen WBO-EM-Titel gegen den Algerier Zine Eddine Benmakhlouf. Hammer zeigte zwar nicht seine Bestform, doch der Punktsieg mit 96:94, 96:93 und 96:93 war ungefährdet. Sein Gegner war zwar schnell auf den Beinen, dennoch erwischte ihn Hammer mit einigen harten Händen.

Nach einer Rechten musste der Algerier in der sechsten Runde in den Ringstaub. Der Wahl-Hamburger konnte allerdings den Sack nicht zu machen. Das konsequente Nachsetzen fehlte, so schaukelte er das Gefecht über die Runden.

Jetzt hoffe ich auf einen WM-Fight. Nach zehn Monaten ununterbrochen Training brauche ich allerdings auch eine Pause.“ Das nächste Ziel sei jetzt seine Hochzeit am kommenden Wochenende in Galati (Rumänien).

EC Boxing-Chef Erol Ceylan: Im Herbst werde ich für Christian noch einen WBO-EM-Titelverteidigung organisieren. Danach dürfte er dann Pflichtherausforderer für einen WBO-WM-Fight werden und diesen Anfang des nächsten Jahres bekommen.“

10 Gedanken zu “„Desaster-Daser“ muss um seinen Titel bangen

  1. Daser hat wohl gedacht wenn er sich mit 800.000 Euro an der Veranstaltung mit beteiligt das die Titel um die er boxt, inklusive sind!
    Im Gegenzug hat Afolabi am nächsten Tag zugegeben das er für den Kampf nicht trainiert hat, deshalb wohl auch die 1,8 Kg Übergewicht beim Wiegen, und nur des Geldes wegen den Kampf angenommen hat!
    Wie auch immer die WBO jetzt entscheidet, da bleibt auch was an Ceylan haften!

  2. Was ich mich bei diesem Kampf eher frage, wie jemand wie Daser, der von sich behauptet, er habe acht Monate auf diesen Kampf hingearbeitet, schon in der dritten Runde stehend KO war. Unabhängig dass seine boxerische Performance selber unterirdisch war. Der ist ja nach dem „Abbruch“ selber fast in der Ecke zusammengeklappt. Da war ja der „Fake“ Kampf von Mickey Rourke authentischer.

    Da wird sich selbst Afolabi seinen Teil bei gedacht haben.

    1. Tja Knopster, da hat Daser richtig Glück gehabt das die Ecke von Afolabi gesehen hat das Daser völlig fertig ist und abgebrochen hat, man stelle sich nur mal vor, Daser kauft Gegner und Titel, ist aber zu fertig um in der vierten Runde nochmal anzutreten…………..

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