Leider muss diese Veranstaltung ohne die WBC-WM zwischen Wilder und Povetkin auskommen. Trotzdem wird den Zuschauern Einiges geboten. Der Fight zwischen Lebedev (28(21)-2(1)-0) und Ramirez (22(17)-2-1), bei dem es um 2 Gürtel geht, wurde kurzerhand zum Hauptkampf der Veranstaltung am Samstag in Moskau erklärt. Der Russe setzt seinen WBA-Superchamp-Titel. Der Argentinier bringt den IBF-Gürtel mit in die russische Hauptstadt. Es wird im ca. 15 000 Zuschauer fassenden „Khodynka Eispalast“ Moskau weitere Titelkämpfe und eine gute Undercard zu sehen geben.
Beide Weltmeister gelten im Ring als „harte Hunde“. Der ehemalige russische Elitesoldat Denis Alexandrowitsch Lebedev ist dem deutschen Publikum spätestens nach
seiner ominösen Niederlage gegen Marco Huck ein Begriff („Fortuna“ hatte laut Huck-Trainer Wegner ihre Hand im Spiel
). Er besiegte danach die alternden Roy Jones jr und James Toney sowie weitere 2 Boxer. Im Kampf gegen Guilliermo Jones erlitt er 2013 eine heftige Schwellung am Auge und verlor den Kampf. Die Bilder, auf denen Lebedev aussieht wie ein Allien, gingen um die Welt. Später wurde Jones Doping nachgewiesen und der Titel ging wieder an Lebedev. Zu einem Rematch kam es nie. Danach verteidigte Lebedev den Titel 3x und wurde kürzlich zum WBA-Superchamp erklärt. Das brachte besonders den Kasachen Beibut Shumenov auf die Palme, der die WBA Rangliste anführt, den WBA-Interim-Titel trägt und eigentlich mit einem Titelkampf gegen Lebedev gerechnet hatte. Selbst um den jetzt vakanten regulären Titel lässt die WBA Shumenov nicht boxen. Diesen Gürtel boxen Youri Kalenga (#3) und Yunier Dorticos (#2) am Freitag in Paris aus.
Auch Victor Emilio Ramirez hatte schon das zweifelhafte Vergnügen, bei einer Sauerland-Veranstaltung gegen Marco Huck zu boxen und den Kampf auf wundersame Weise zu verlieren. Der Punktsieg von Huck war gezeichnet von andauernden Tiefschlägen Hucks, für die er erst in der letzten Runde einen Punkt abgezogen bekam. Ramirez war mit dem Urteil (112:115 und 2x 111:116) nicht einverstanden und reagierte verständlicherweise stocksauer. Nach diesem Kampf im Jahr 2009 boxte er 4 Jahre lang nicht. Erst im Dezember 2013 kehrte er in den Ring zurück und kämpfte sich im IBF-Ranking nach
oben. Sein Ziel war es, Sauerland-Boxer Hernandez vor die Fäuste zu bekommen und ihm den IBF-Gürtel abzunehmen. Sein Management holte den Pflichtkampf zwischen Ramirez und Hernandez nach
Buenos Aires, doch Hernandez sagte den Kampf verletzungsbedingt ab. Nachdem Hernandez auch weiter nicht kampffähig war, wurde Interim-Champ Ramirez zum IBF-Weltmeister. Bei seiner bisher einzigen Titelverteidigung gegen Ovill McKenzie gab es nur ein Uentschieden (115:113, 114:114, 113:115). Ein Rematch zwischen Beiden wurde in Betracht gezogen, steht aber noch aus.
Die Undercard dieses Events ist gut besetzt. Der Russe Umar Salamov (15(12)-0-0) kämpft gegen den Briten Bob Ajisafe (16(7)-2-0) um den vakanten IBO-Titel imHalbschwergewicht. Der gebürtige Kirgiese Dmitry Bivol (6(6)-0-0) bekommt es mit Felix Valera (13(12)-0-0) aus der Dom-Rep zu tun. Dabei geht es um den WBA Interim-Titel im Halbschwer. Dilmurod Satybaldiev, ein weiterer Kirgiese, will seinen WBA-Continental Gürtel gegen den Argentinier Claudio Ariel Abalos (30(8)-15(2)-3) verteidigen. Die beiden Russen Rakhim Chakhkiev und Dmitry Kudryashov bekommen nach überraschenden Niederlagen die Chance sich in Aufbaukämpfen zu bewähren. Darüber hinaus gibt es weitere Undercardkämpfe, auch einen Frauenkampf zwischen 2 Debütantinnen im Superfedergewicht.
Wie der Fight zwischen Lebedev und Ramirez ausgeht, ist völlig offen. Es gibt keinen haushohen Favoriten. Sowohl der 32-jährige Ramirez, als auch der 36-jährige Lebedev haben einen Titel zu verteidigen und werden das notfalls mit einem Messer zwischen den Zähnen tun. Man kann davon ausgehen, dass dieser Hauptkampf der Moskauer Veranstaltung eine Ringschlacht wird. Ob Lebedev der Heimvorteil bei einem eventuellen Punkturteil hilft, muss man sehen.
Egal wie dieser Kampf ausgeht: Es wird spannend, welche Bewegungen die WBA als nächstes plant. Eine der offenen Fragen ist: Was wird aus Interim-Champ Beibut Shumenov? Er soll ja am Samstag in Las Vegas boxen. Gegen wen, war noch nicht zu erfahren. Eine weitere Frage: WBA-Ranglistenplatz 4 wird von Ex-WBO und dem jetzigen IBO-Weltmeister Marco Huck belegt. Traut sich der „Käpt`n“ einen Angriff auf den Sieger zwischen Lebedev und Ramirez zu wagen? In beiden Fällen wäre es nicht nur ein Titelkampf, sondern ein längst überfälliges Rematch. Warten wir mal ab, ob Huck, das Klitschko-Team und RTL so viel „Eier“ haben oder ob Marco Huck in Zukunft nur brav sein ÌBO-Titelchen gegen stark geredete Laufkundschaft verteidigt.
Hier ein Promo-Clip zum Kampf zwischen Lebedev und Ramirez (klick).
Die Veranstaltung ist auch ohne die WBC-Schwergewichts-WM sehr gut aufgestellt!
Ramirez ist jemand, den man auf gar keinen Fall unterschätzen sollte, aber ich denke, wenn alles mit rechten Dingen zugeht, sollte sich Lebedev wohl durchsezten können.
Aber auf jeden Fall eine sehr interessante Ansetzung!