Gezeichnet vom Sieg Samstagnacht- so konnte man das Gesicht von Susi Kentikian nach ihrem Kampf gegen die Mexikanerin Susana Cruz Perez in der Wilhemsburger Inselparkhalle von Hamburg beschreiben: Ein erleichtertes Lächeln trotz geschwollener Nase, großer Beule auf der linken Seite der Stirn, blauem Veilchen unter dem linken Auge und einem tiefen Cut an der rechten Augenbraue, welche später mit sieben Stichen im Krankenhaus genäht wurde. All dies waren Beweise für die harte Schlacht auf die sich die Fliegengewichtlerin über zehn Runden eingelassen hatte. Am Ende hatte es sich gelohnt, denn Kentikian siegte mit 98:92, 97:93, 97:94 einstimmig nach Punkten und verteidigte somit ihren WBA-Weltmeistertitel. Dazu konnte sie sich die vakanten Gürtel der WIBF und GBU umschnallen und das gelungene Comeback feiern.
Wahrscheinlich wäre diese harte, blutige Ringschlacht für einen Sieg nicht nötig gewesen, aber so wurden die 2000 Fans in der Halle mitgerissen. Sicher ganz besonders die 500 Flüchtlinge, welche Kentikian aus der Erstaufnahmeeinrichtung in Wilhelmsburg eingeladen hatte. Die Powerfrau hat Herz und macht mit ihren nur 152 Zentimetern so einigen was vor!
Dies musste auch die amtierende Weltmeisterin im Minimumgewicht Perez feststellen, da sie mit der Leichtfüßigkeit der Hamburgerin nicht mithalten konnte. Das zusätzliche Gewicht beschwerte die „Windmühlen-Boxerin“ sichtlich. Kentikian zeichnete sich durch die bessere Beinarbeit und Technik aus. Die „Pantera“ war nicht so elegant wie ihr Kampfname es vermuten ließ, aber marschierte stets entschlossen hinter der gebürtigen Armenierin her. Perez musste aber zu viele klare Treffer einstecken, besonders in der Innenbahn und zum Körper. Selbst brachte sie kaum gerade Schläge an, sondern versuchte ihr Glück durch Schwinger, die eher langsam ankamen und sich somit vorher ankündigten. In Runde 2 erlitt die Lokalmatadorin aus Hamburg wegen eines unabsichtlichen Kopfstoßes einen blutenden Cut, der sie etwas aus dem Konzept brachte. Während der 10 Runden wirkte Kentikian teilweise zu überhastet und kassierte so unnötig Treffer, die sich durch ein konsequenteres Arbeiten mit der Führhand hätten vermeiden lassen können. Ganz ihrem Namen getreu suchte die „Killer Queen“ trotz ihrer blutenden Wunde weiter den Infight und dominierte das Duell, auch wenn es ihr nicht gelang ein vorzeitiges Ende herbeizuführen. Die Mexikanerin verfügte zwar über gute Nehmerqualitäten, aber es fehlte ihr deutlich an Schlagkraft. So wurde es zum Ende des Kampfes nie wirklich gefährlich für die alte und neue Weltmeisterin, selbst wenn sie sich manchmal zu lange an den Ringseilen stellen ließ.
Der klare Punktsieg war gerechtfertigt und eine sichtliche Erleichterung für Kentikian, dennoch musste man konstatieren, dass man im Ring noch nicht ganz ihre frühere Klasse erkennen konnte. Die Aggressivität mit der sie ihre Gegnerinnen sonst auf die Bretter schickte, war noch nicht ganz wieder da. Das lag wohl auch an der Ringpause von elf Monaten, welche die gewohnte Abgeklärtheit vermissen ließ. Dazu musste sich die 28-Jährige vor dem Duell mit Rückenproblemen rumschlagen und der Druck ein erfolgreiches Debüt als Promoterin abgeben zu müssen war auch nicht gering: „Das war echt hart, aber ich habe es durchgezogen und gefightet bis zum Umfallen.“ Bisher ist noch offen, wie und wo es mit der Profiboxerin weitergeht. Man kann ihr nur wünschen, dass sie es schafft wieder an ihre Topform anzuknüpfen, um das Frauenboxen in Deutschland zu pushen.
Das Vorprogramm zeichnete sich durch einige Überraschungen aus. Im Schwergewicht trat Senad Gashi gegen den Ungarn Andras Csomor an. Dabei landete der Boxer aus Zweibrücken in der ersten Runde auf dem Ringboden, weil er viel zu hektisch und unkonzentriert agierte. Im zweiten Durchgang beruhigte sich Gashi und konnte im weiteren Verlauf die Runden für sich gewinnen, wobei beide Boxer keine Feinstilisten sind. In der dritten Runde wirkten beide Sportler bereits ausgepowert und kämpften vermehrt ohne Deckung. Darauf konnte sich Gashi etwas erholen und brachte seinen Kontrahenten an seine Leistungsgrenze. Nach Runde 4 gab die Ringecke von Csomor den Kampf wegen einer Verletzung auf.
Im Cruisergewicht erlitt der boxende Promoter Timur Dugazaev gegen Mareks Kovalevskis aus Lettland zwar einen Cut, konnte die ersten beiden Runden dennoch für sich verbuchen. Insgesamt war das Gefecht von wilden Schwingern durchdrungen. Danach gab die Ecke von Kovalevskis das Gefecht auf.
Bei den Frauen trat Alicia Melina Kummer im Leichtgewicht gegen die Mexikanerin Marta Patricia Lara an. Die ehemalige Miss Schleswig-Holstein machte zwar physisch einen deutlich besseren Eindruck als ihre Gegnerin, konnte den engen Kampf aber nicht immer dominieren. Dazu musste Kummer als deutlich größere Boxerin zum ersten Mal in ihrer Profikarriere über die vollen zehn Runden gehen und wurde gefordert. Lara, klein und unbeweglich, zeigte sich nicht sonderlich beeindruckt von den Treffern, die sie einstecken musste. Die Hamburgerin verstand es nicht ihre Reichweite auszunutzen und sich durch eine gute Deckungsarbeit vor Schlägen im Infight zu schützen. Ihr schien der Rhythmus zu fehlen. Lara marschierte immer nach vorne und sprang in sie rein, um ihr offenes Kinn zu treffen. Ab der sechsten Runde war nichts mehr von einem technisch ausfeilten Duell zu sehen und es entwickelte sich ein reiner Kampf ums Überleben. Die letzte Runde überstanden beide Boxerinnen quasi ohne Deckungsarbeit. Am Ende konnte Kummer einen knappen Punktsieg sowie den Titel der interkontinentalen Meisterin für sich verbuchen, auch wenn es die Punktrichter es mit 98-92, 96-94, 98-93 teils enger gesehen haben.
Sehenswerter waren die jungen Talente Mario Jassmann, Andranik Hakobian und Zeynel Elbir. Der Mittelgewichtler Jassmann trat gegen Misa Nikolic an und schickte diesen direkt in Runde 1 durch einen linken Haken auf den Ringboden. Dies sollte sich im zweiten Durchgang wiederholen, doch diesmal wurde das Gefecht durch den Ringrichter beendet, welcher den unterlegenen Boxer auszählte. Kurz zuvor erfolgte zwar der Handtuchwurf aus der serbischen Ecke, dies konnte der Ringrichter hinter seinem Rücken aber nicht sehen. In dem Fight hat der 27-Jährige aus Korbach seine Qualitäten als Puncher erneut erfolgreich unter Beweis gestellt.
Andranik Hakobian aus der Schweiz konnte sich in jeder Runde gegen den Berliner Mazen Girke durchsetzen. Aufgrund des Gewichtsunterschieds von sieben Kilogramm entschied sich der schnelle und bewegliche 26-Jährige gegen ein zu langes verharren in der Nahdistanz und zeigte einen eher unkonventionellen Kampstil mit einigen Mätzchen, die seinen Gegner sicher irritierten. Er sorgte für eine gute Show, wobei er sich ab der dritten Runde konzentrierter zeigte und neben den lockeren Treffern auch härtere Schläge und Kombinationen anbrachte. Der sympathischen Boxer ist für Überraschungen gut und hat deutlich gezeigt, dass in ihm noch viel mehr steckt als er zeigen konnte. Hakobian versprach nach dem Fight, dass er noch öfter in Deutschland in den Ring steigen wird, um dies zu zeigen. Dazu war er nicht ganz zufrieden, weil er wegen dem höheren Gewicht seines Kontrahenten teilweise vorsichtiger, also im Rückwärtsgang, boxen musste. Die Punktrichter sahen mit 60-54 einen klaren Punktsieg bei Hakobian, der völlig gerechtfertigt war.
Der Supermittelgewichtler Zeynel Elbir bekam es mit Besmir Plaku zu tun und machte ab der ersten Sekunde deutlich, dass er auf ein vorzeitiges Ende aus war. Dazu war er schneller und als sein Gegner und setzte die härteren Schläge an. Besonders die Haken gehören zu seiner Spezialität und beeindruckten Plaku bereits in der ersten Runde. Elbir aus Berlin zeigte sich durch diverse Kombinationen als variabler Boxer. Nachdem er seinen Kontrahenten nicht schon in der ersten Runde ausknocken konnte, war er etwas enttäuscht. Das gab ihm dann die nötige Motivation, um es in Runde 2 erneut heftig krachen zu lassen. Als Folge wurde der Fight vom Ringrichter abgebrochen, da Plaku dem Newcomer nichts mehr entgegenzusetzen hatte und sich vor Treffern kaum noch retten konnte. Damit hält Elbir einen Rekord von drei Profifights und drei Knockouts. So kann es für den 21-Jährigen weitergehen.
Foto: picture alliance
„Am Ende konnte Kummer einen knappen Punktsieg sowie den Titel der interkontinentalen Meisterin für sich verbuchen, auch wenn es die Punktrichter es mit 98-92, 96-94, 98-93 teils enger gesehen haben“
wow, ganz enges urteil!!
welch ein knapper punktsieg!
diesen grandiosen text schreiben, aber kein einfaches tippspiel hinbekommen!
und wenn die punktrichter es enger gesehen hatten, wer hat dann gewertet?
schätze, ich muß CB zustimmen!
Fuchs was regst du dich eigentlich so auf? Du weiss doch wie Einige auf deine Artikel reagieren besonders wenn es um Frauenboxen geht, du scheints ja schon besessen so sein von deiner Arbeit?
YoungHoff
sehr gute posts….
respekt ,wo respekt angebracht ist…
hätte ich jetzt so nicht erwartet……
mal ein paar news zwischendurch..
– frampton vs quigg unification steht kurz vor dem abschluss….
– bhop vs abraham für anfang 2016 in gesprächen…
– andre dirrell vs caparello off wg verletzung dirrells…
– degale vs bute am 28.11. in quebec…sehr mutig von degale,sich erst den titel in den staaten zu holen und ihn dann in seiner ersten titelverteidigung ,in canada gegen einen guten mann zu verteidigen,respekt mr.degale…..