Chavez jr – Farbloser Sieg über Reyes

Es sollte der große Neuanfang für Julio Cesar Chavez jr werden. Doch Augenzeugenberichten zufolge war es wohl alles Andere als das. Erstmal wirkte es schon „sehr professionell“, dass Chavez nicht einmal das vereinbarte Kampfgewicht von 170 Pfund brachte, sondern mit 170,8 Pfund an der Wage ankam. Aber das nur so nebenbei. Was die Zuschauer im Ring zu sehen bekamen, war dann aber noch ernüchternder.

Der Fight zwischen Chavez jr und Reyes ging über 10 Runden und endete mit einem Urteil von 97:92, 98:91 und 96:93 zu Gunsten von Chavez jr. Liest man die Einschätzungen zu diesem Kampf, dann kommt Chavez überhaupt nicht gut weg. Bleacherreport schreibt:

„Er sah schlampig und faul aus, aber Julio Cesar Chavez jr hat einen weiteren Sieg in dem Sport, wo sein Vater eine Legende war. Doch er selbst wird langsam eine Schande.“

Im weiteren Text ist von einer Farce die Rede. Er erhascht sich die Aufmerksamkeit, die er braucht um seine Karriere fortzusetzen. Das Training mit Robert Garcia sei ebenso eine Farce gewesen, weil er genau so schwerfällig und einfallslos geboxt habe wie immer. Er steht mit weit nach vorne gebeugtem Oberkörper (Kopf noch vor dem vorderen Fuß) im Ring und seine Beinarbeit war das gleiche Chaos wie immer.

Chavez hatte das Glück, dass Reyes nicht über die absolute Ringintelligenz und Schlagkraft verfügt, wie andere Boxer, die zur tatsächlich Weltspitze gehören. Es sah wohl so aus, dass für Chavez ein paar gute Treffer in jeder Runde ausreichten um die Runde zu gewinnen. Darüber hinaus kassierte Reyes noch einen Punkt Anzug von Ringrichter Guadalupe Garcia für einen Kopfstoß, der eigentlich unbeabsichtigt und zufällig aussah.

Auch über Twitter wurde nicht mit Kritik gespart. „Showtime Sports“ schreibt: „Aus technischer Sicht eine mittelmäßige Leistung. Er war einfach stärker als Reyes.“

Kevin McRae (Bleacher Report) schreibt: „Chavez jr ist ein Aushängeschild für alles, was heute in Boxsport schief liegt. Und er wird trotzdem dauernd dafür belohnt.“

Stephen A. Smith (ESPN) schreibt mit einem Augenzwinkern: „(…) Chavez ist ein Raufbold, kein Boxer. Viel Power, wenig Anderes. Ich würde ihn gerne gegen GGG sehen.“

Das trifft es wohl auf den Punkt: Chavez jr gegen Golovkin. Eine solche Ansetzung würde bestimmt viel Beachtung finden. Abgesehen von der Tatsache, ob man sich da auf ein Gewicht einigen kann, würde dieser Kampf wohl für Chavez jr wie ein schwerer Verkehrsunfall enden. GGG würde Chavez jr in einen verwirrten Zustand hämmern. Ob das dann mal langsam Selbstzweifel in ihm hervorruft oder ob er wieder wie nach dem Fonfara-Kampf davon faselt, dass er eigentlich auf dem Weg war zu gewinnen, bleibt allerdings offen.

Der Kampf gegen Reyes war als triumphale Rückkehr angekündigt. Er war alles Andere als das. Es war ein weiterer Beweis dafür, dass Chavez nur von der Substanz des guten Namens seines Vaters lebt und er selbst nur recht wenig dazu beiträgt, eigene große Erfolge zu erreichen. Man kann gespannt sein, gegen wen er demnächst auflaufen wird.

Den Kampf findet man unter: www.spruto.tv/iframe_embed.php?video_id=124391

von Johannes Passehl

9 Gedanken zu “Chavez jr – Farbloser Sieg über Reyes

  1. Chavez Jr. war noch nie wirklich gut,er war im Mittelgewicht nur auf Grund seiner Physis erfolgreich!

    Und wer zwischen den Kämpfen keine Disziplin zeigt und sich immer wieder ein großes Gewicht anfrisst,wird auch nie wirklich gut werden!!!

    Seinem Vater kann er boxerisch in keinster Weise das Wasser reichen!

    1. Klar, aber unabhängig von seinem Vater (den Vergleich finde ich etwas unfair, da kann er nur verlieren) hatte er, gegen Andy Lee zum Beispiel, im MW auch ein paar gute Fights.

      Einfach nur traurig, einen solchen Niedergang eines immerhin gutklassigen Talents, in der Öffentlichkeit miterleben zu müssen.

      1. Sorry, da bist du im Unrecht, wenn es um „gute“ Siege von Chavez Jr. geht.

        Chavez Jr. hatte ganz besonders im Mittelgewicht keine guten Siege.
        Wer nur durch Substanzen Gewicht machen kann und am Kampfabend plötzlich 3 Gewichtsklassen über seinem Gegener liegt, den Kampf aufgrund massiver physischer Vorteile gewinnt und sich selber zujubelt, kann nie menschlichen und sportlichen Respekt erlangen. Das ist wie wenn zwei Jungs aus 2ter und 5ter Klasse sich prügeln, der größere dem kleineren mit Leichtigkeit eine verpasst und denkt, dass er ein ganz toller Hecht ist.

        Insbesondere ist es ein ganz großes Zeichen dafür, dass er auf Top-Level Ebene sich nichtmal im Ansatz mit den Besten messen kann. Wer als Cruisergewichtler keine Mittelgewichtler ausknocken kann, darf sich das Armutszeugnis direkt auf die Stirn kleben.

        1. Naja, Andy Lee muss man trotzdem erstmal so besiegen und der späte Niederschlag gegen Maravilla war imho auch eher einer falschen Taktik von Freddy Roach geschuldet, der Chavez schon viel früher zu einem bedingungsloseren Angreifen auffordern hätte müssen. Der Kampf hätte durchaus gewonnen werden können. Gegen Szbik das war dagegen Sch… ich hatte das einen Draw, oder einen knappen Sieg für den Spicker. Davon unabhängig gehen mir die ewigen Sprüche und die nach dem Kampf sofort eilfertig dargebotenen Ausreden von JCC ebenfalls voll auf den S.ack.

          Die Problematik mit dem Rehydrieren wird nie aufhören, solange da von den Verbänden kein Machtwort gesprochen wird. Ich meine der letzte Kampf von Nicolas Walters war de Facto der eines LMW gegen ein vielleicht max. Super-Featherweight, das sind vier Gewichtsklassen Unterschied. Canelo kommt teilweise als LHW in den Ring – in einem Kampf, der als Catchweight bei 155 angesetzt ist. Das ist Wahnsinn und muss m.Mn. nach gestoppt werden. Aber im Augenblick ist es legal und da ändert weder meine noch deine Meinung irgendetwas dran.

          MfG, Mick

          1. ist doch völlig irrelevant, ob er gegen martinez hätte gewinnen können und ob er passabel gegen lee geboxt und gewonnen hat.
            es geht um die kräfteverhältnisse.

            rehydration ist bedauerlicherweise normal und die kämpfer kommen im regelfall immer auf ein fast identisches gewicht, dementsprechend ist es dumm aber nicht allzu tragisch, weil als resümee beide ungefähr gleich wiegen.

            wenn ein fighter aber 3-4 gewichtsklasse über seinem gegner mit dem gewicht am kampfabend liegt, dann kann das ergebnis ausfallen wie es möchte. die kräfteverhältnisse weichen einfach zu stark voneinander ab.

            man kann sich über ein gewonnenes rennen auch nicht wirklich freuen, wenn der gegnerische fahrer einen käfer fährt und man selber einen sportwagen.

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