Tony Bellew gewann am Samstagabend in Nottingham den vakanten Silbertitel der WBC im Halbschwergewicht gegen Roberto Feliciano Bolonti. Der 29-jährige Engländer fuhr einen klaren Punktsieg über den zwar deckungsstarken, aber offensiv überraschend harmlosen Argentinier ein. Nachdem Bellew Bolonti anfangs zwei Mal am Boden hatte, verlor der Kampf an Unterhaltungswert, als Bellew eine schwere Cutverletzung erlitt und daraufhin die Runden deutlich vorsichtiger boxend anhäufte. Sein Cutman Mick Williamson zeigte seine Kunst und behandelte den Cut so, dass Bellew die zwölf Runden überstehen konnte.
Bellew suchte direkt den Vorwärtsgang und bereitete hinter dem Jab früh die ersten Treffer vor. Bolonti fand sich an die Seile gedrängt wieder und ließ von da aus zu Beginn die Fäuste zu wenig fliegen, auch wenn seine wenigen Schläge durchaus gut getimt waren. Doch es war Bellew, der die Kontrolle hatte und bald auch schon den ersten Niederschlag erzielte. Als der Engländer ihn mit einer Rechten erwischte, ging der Argentinier zu Boden, stand schnell wieder auf und beschwerte sich zu Recht, dass dies das Resultat eines Hinterkopfschlages war. Der Ringrichter zählte es jedoch als legitimen Niederschlag.
Auch in der zweiten Runde hielt Bellew das Tempo hoch und bestimmte das Geschehen klar. Bolonti demonstrierte zwar eine gute Deckungsarbeit und Beweglichkeit im Oberkörper, schlug jedoch zu wenig zurück um die Runden eng zu halten. In der dritten Runde kam Bellew dann wieder klar durch und schickte Bolonti zum zweiten Mal auf die Bretter. Ein als Konter geschlagene linker Haken ließ Bolonti die Balance verlieren, doch erneut fand er schnell wieder hoch. Bellew setzte in der Folge nach und stellte Bolonti in der Ringecke, wo der Argentinier jedoch den meisten Schlägen des Argentiniers auswich und seinerseits mit guten linken Haken konterte, wovon einer eine Cutverletzung über Bellews rechtem Auge öffnete, die ihn bald darauf blutüberströmt werden ließ.
Kaum begann die vierte Runde, da öffnete sich der in der Rundenpause bearbeitete Cut wieder, und das Blut floss Bellews Gesicht in Strömen herunter. Der 29-Jährige verspürte offensichtlich ein wenig Dringlichkeit und lag es darauf an richtig harte Treffer zu setzen, was ihn etwas ausrechenbar machte. Der schwere Cut blieb weiterhin ein über Bellew hängendes Damoklesschwert, da der Abbruch zu jedem Zeitpunkt denkbar schien, doch im fünften Durchgang gingen es beide Boxer ruhiger an, und Bellew kontrollierte das Geschehen mit seinem Jab und einigen rechten Geraden. Bolonti konzentrierte sich seinerseits darauf den Cut anzuvisieren und agierte zunehmend mehr mit dem linken Haken, da, als die ersten sechs Runden Vergangenheit waren, Tony Bellew bereits so weit nach Punkten davon gezogen war, dass Bolontis einzige Siegchance ein Abbruch war, welcher am wahrscheinlichsten über den Cut schien.
Doch der Argentinier machte weiterhin viel zu wenig um dafür zu sorgen, dass sich der Cut verschlimmerte, während Bellew aus der Distanz heraus ein gutes Tempo vorlegte und sich Runde für Runde sicherte. Jegliche Art von Dringlichkeit ließ Bolonti unverständlicherweise vermissen, und er boxte seinen harmlosen Stil herunter anstatt mehr Risiko zu gehen. Der Kampf verlor daher zunehmend an Unterhaltungswert und wurde ärmer an Schlagabtauschen. Spätestens in der zehnten Runde, in der Bellew mit einem Aufwärtshaken, der Bolonti ins Wackeln brachte, seinen besten Schlag seit langem landete, wurde klar, dass er den Sieg so wohl nach Hause bringen würde und keine Schlussoffensive von Bolonti zu erwarten sei. So kam es dann auch, nachdem die letzten beiden Runden dem Muster der vorherigen folgten. Die übermittelten Schlagstatistiken sagten viel über den Kampf auf, da Bellew 224 von 800 Schlägen ins Ziel gebracht hatte, während Bolonti nur 183 Schläge abgefeuert hatte, wovon ganze 39 ihren Weg ins Ziel fanden.
Die Punktrichter wurden zu Rate gezogen und hatten einen einfachen Job. Sie sahen einstimmig den klar überlegenen Bellew mit 120-106, 119-107 und 120-106 vorne. Damit sicherte sich der 29-Jährige den vakanten Silbertitel der WBC und seinen achtzehnten Profisieg. Er hofft nun auf eine weitere Chance in einem WM-Titelkampf, nachdem er im Kampf um den WBO-Gürtel gegen Nathan Cleverly vor einem Jahr seine bislang einzige Niederlage hatte hinnehmen müssen. Bolontis Kampfrekord verschlechterte sich durch die Niederlage auf 30-2.