IBF-Superfedergewichtsweltmeister Argenis Mendez verteidigte am Freitagabend seinen Gürtel zum ersten Mal erfolgreich, auch wenn am Ende für ihn nur ein etwas unglückliches Unentschieden für ihn heraus sprang. Zwar schien er gegen den extrem aggressiven Herausforderer Arash Usmanee insgesamt genug gemacht zu haben um sich einen knappen Sieg zu sichern, doch keiner der drei Punktrichter sah ihn schließlich vorne.
Arash Usmanee stürmte mit dem ersten Gong dem Titelverteidiger Mendez entgegen und ließ sofort seine Fäuste fliegen. Damit legte er das Tempo für den ganzen Kampf vor und machte die Rollenverteilung klar. Mendez suchte die Distanz um sein boxerisches Können auszuspielen, während Usmanee in der Halbdistanz eine hohe Workrate aufrecht zu erhalten versuchte. In der ersten Runde hatten beide Boxer ihre Momente, die stark davon abhingen auf welcher Distanz der Kampf geführt wurde. Usmanee preschte weiter nonstop nach vorne, jedoch trafen viele seiner Schläge nur die Deckung von Mendez oder verpassten ihr Ziel komplett. Denn der Weltmeister zeigte sich beweglich im Oberkörper und konnte die meisten Angriffe von Usmanee im Voraus erahnen.
Selber landete er regelmäßig gute Konter, vor allem mit seiner rechten Geraden, war aber möglicherweise etwas zu inaktiv und blieb zu lange an den Seilen stehen. Daher erschienen die ersten Runden allesamt recht eng, obwohl Mendez meistens die klareren und besseren Treffer erzielte. Usmanee schien in der vierten Runde dann besser in den Kampf zu finden und arbeitete auch mehr zum Körper des Weltmeisters. Doch Mendez erwischte in der Folge seine beste Phase im Kampf. In Runde Fünf fand der Weltmeister so richtig seinen Rhythmus und hielt die Distanz dank eines starken Jabs gut. Auch in der Halbdistanz behielt er nun die Oberhand, wich Usmanees Attacken stark aus und konterte mit präzisen rechten Geraden und Aufwärtshaken.
Der Weltmeister setzte seine Dominanz in der sechsten und siebten Runde fort, zeigte ein fantastisches Auge für Öffnungen und landete die deutlich besseren Treffer. Zu diesem Zeitpunkt demonstrierte der 27-jährige Dominikaner eine überragende Mischung aus Offensive und Defensive, aus schnellen Händen und Timing. Usmanee wirkte nun ein wenig chancenlos, doch schien auch keinen wirklichen Plan B zu besitzen. Auch die achte und neunte Runde ging an den souverän boxenden Titelverteidiger.
In der zehnten Runde schien sich das Blatt allerdings noch einmal zu wenden. Argenis Mendez wirkte nun zunehmend erschöpfter von dem recht hohen Tempo und dem unermüdlichen Druck, den Usmanee jede Sekunde des Kampfes aufrechterhielt. Dessen hervorragendes Kinn und starke Kondition zahlten sich nun aus, da er weiterhin alles schluckte, was Mendez ihm entgegen warf, und nun endlichen den Schalter umwerfen konnte. Mendez wehrte sich weiter und hielt die elfte Runde wieder eng, doch Usmanee sicherte sich schließlich noch die zwölfte und letzte Runde, die in der Schlussminute die unterhaltsamsten Schlagabtausche des ganzen Kampfes bereithielt. Mendez schien jedoch insgesamt mehr als genug gemacht zu haben um den Sieg einzufahren, aber die Punktrichter sahen es enger als erwartet. Mit 114-114 sahen es zwei der drei Unparteiischen unentschieden, während der dritte sogar Usmanee mit 115-113 vorne sah.
Damit behielt Argenis Mendez dank eines mehrheitlichen Unentschiedens seinen IBF-Titel, den er im März im Rückkampf gegen Juan Carlos Salgado gewonnen hatte. Seinen einundzwanzig Profisiegen und zwei Niederlagen steht nun ein erstes Unentschieden in seinem Kampfrekord gegenüber. Allerdings hätte er nach dem Kampfverlauf durchaus auch auf seinen vierten Sieg in Folge hoffen dürfen. Arash Usmanee scheiterte knapp in seinem ersten Titelkampf, und sein neuer Kampfrekord steht nun bei 20(10)-1(0)-1. Während er sich bei seiner einzigen Niederlage gegen Rances Barthelemy zuletzt zu Recht über die Punktrichter beschweren durfte, hatte er dieses Mal ein wenig das Glück auf seiner Seite.