Alan Minter stirbt an Krebs

Alan Minter stirbt an Krebs

Die britische Boxikone Alan Minter ist im Alter von 69 Jahren ihrer Krebserkrankung in einem Krankenhaus im britischen Guildford erlegen. ‚Boom Boom‘ Minter war in den 80er Jahren einer der erfolgreichsten Mittelgewichtler Europas und Weltmeister nach Version der WBA und WBC.

Im Laufe seiner Amateurkarriere wurde Alan Minter 1971 britischer Meister im Mittelgewicht und nahm 1972 an den Olympischen Sommerspielen in München teil. Nach Siegen über Reggie Ford aus Ghana, Valery Tregubov aus Russland und Loucif Hanmani aus Algerien, zog Minter ins Halbfinale ein, verlor aber gegen den späteren Goldmedaillengewinner Dieter Kottysch aus Deutschland und musste sich mit der Bronzemedaille begnügen.

Weil Minter unbedingt international erfolgreich werden, aber nicht auf die nächsten Spiele warten wollte, wechselte er ins Profilager. Nach 11 Siegen in Folge – unter anderem auch gegen den österreichischen Meister Anton Schnedl – kassierte Minter verletzungsbedingt seine erste Niederlage gegen den Schotten Don McMillan. Zwei Aufbaukämpfe später stieß Minter auf seinen zukünftigen Angstgegner: den Briten Jan Magdziarz. Drei Mal erwies sich Magdziarz – obwohl keineswegs mit besonderen Boxkünsten gesegnet – als unüberwindbares Hindernis. Zwei Mal verlor ‚Boom Boom‘ durch technischen KO, der dritte Kampf endete wegen zu schwacher Leistung beider Boxer ohne Wertung.

1975 wurde Minter nach einem 15-Runden-Kampf gegen Kevin Finnegan britischer Meister im Mittelgewicht. Nach zwei erfolgreichen Titelverteidigungen forderte Alan Minter den amtierenden Europameister Germano Valsecchi heraus und gewann durch KO 5.

Doch danach machte erneut ein Cut dem Briten einen Strich durch die Rechnung: schon bei der ersten Titelverteidigung am 21. September 1977 gegen den Franzosen Gratien Tonna verlor er seinen Titel verletzungsbedingt durch technischen KO in Runde 8.

Wieder trat Minter gegen Kevin Finnegan an und holte sich den britischen Titel zurück. Allerdings nur, um erneut Kurs auf die Europameisterschaft zu nehmen. Am 19. Juli 1978 stieg der britische Mittelgewichtler gegen den Italiener Angelo Jacopucci in den Ring und gewann durch KO in Runde 12. Jacopucci fiel nach ins Koma und verstarb wenige Tage später aufgrund der im Kampf erlittenen Verletzungen.

Aufgrund dieses Vorfalls wurden der Manager von Jacopucci, der Ringrichter und der Ringarzt wegen Totschlags angeklagt, da sie nach Meinung der Staatsanwaltschaft den ungleichen Kampf hätten früher abbrechen müssen. Während der Manager und der Ringrichter freigesprochen wurden, gab es 1983 für den Ringarzt eine Verurteilung vor einem italienischen Gericht wegen Totschlags. Er wurde zur Zahlung von Schmerzensgeld an die Witwe von Jacopucci und acht Monaten Haft auf Bewährung verurteilt, jedoch im Berufungsverfahren 1985 ebenfalls freigesprochen.

Aufgrund des Vorfalles wurden ab 1979 alle Europameisterschaftskämpfe von 15 auf 12 Runden reduziert und verpflichtende neurologische Untersuchungen angestrebt.

Vier Monate später verteidigte Minter seinen Europameistertitel erfolgreich gegen Gratien Tonna und forderte den amtierenden WBA- und WBC- Weltmeister Vito Antuofermo heraus.

Der Kampf fand am 16. März 1980 im Caesars Palace in Las Vegas statt. Nach 15 geboxten Runden lag Minter mit einer geteilten Punktentscheidung von 144-141, 149-137 und 143-145 vorne, aber es hagelte Kritik, weil einer der drei Punktrichter aus Großbritannien war. Aus diesem Grund wurde ein Rückkampf vereinbart, der am 28. Juni in der Wembley Arena in London ausgetragen wurde. Minter besiegte seinen italienischen Gegner durch technischen KO in Runde 8 und holte sich dessen Gürtel.

Am 27. September 1980 kam es zur Titelverteidigung gegen Marvin Hagler. Und wieder verlor Minter verletzungsbedingt: der Ringrichter brach den Kampf wegen mehrerer Cuts über seinem linken Auge ab. Doch auch so wäre Hagler der bessere Mann im Ring gewesen.

Vor der Begegnung hatte es Unstimmigkeiten zwischen Hagler und Minter gegeben. Hagler weigerte sich angeblich, Minter die Hand zu geben. Darüber hinaus wurde behauptet, Hagler habe Kevin Finnegan einmal gesagt, dass „ich kein weißes Fleisch anfasse“. Hagler wies diesen Vorwurf zwar zurück, aber Minter erklärte im Gegenzug, dass er nicht beabsichtige „meinen Titel an einen schwarzen Mann zu verlieren“.

Die „Times“ schrieb vor dem Kampf, dass die Buchmacher Minter als 8/11-Favoriten vorne hätten, doch „Times“-Boxreporter Srikumar Sen ahnte schon voraus, was passieren würde: „Für britische Fans könnte der Kampf ein unbefriedigendes Ende haben, wenn der Ringrichter eingreift, um zu verhindern, dass Minter zu viel Blut verliert.“

Nach etwas mehr als einer Minute begann Minter dann auch, aus einem Cut zu bluten. Statt klug und taktisch zu boxen, ließ sich der Brite zum Schlagabtausch hinreißen und vernachlässigte seine Deckung. In Runde 3 war Minters Gesicht blutüberströmt, auf seinem linken Auge sah er nichts mehr und kassierte harte Treffer. Ringrichter Carlos Berrocal beendete daraufhin den Kampf. Hagler sank auf die Knie und riss die Arme hoch, während außerhalb des Rings die Hölle losbrach: Bierflaschen flogen ins Seilgeviert, die Menge machte lautstark ihrem Unmut Luft, ein Hooligan schrie Haglers Frau zu: „Ich hoffe, Ihr Mann bekommt Krebs.“ Hagler und sein Team wurden unter Polizeischutz in Sicherheit gebracht. Draußen angekommen musste stellte Hagler feststellen, dass die Frontscheibe seines Wagens eingeschlagen worden war. Hagler schwor, nie wieder in England zu kämpfen. 

Alan Minter stand nach dem Kampf gegen Marvin Hagler noch drei Mal im Ring. Nach einer TKO 3-Niederlage gegen Tony Sibson im Kampf um die EBU-Europameisterschaft beendete ‚Boom Boom‘ 1981 mit einer Bilanz von 39-9-0 seine Karriere.

Jetzt hat Alan Minter seinen letzten Kampf verloren.

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